Vállalkozó polgárok a Dunántúlon a dualizmus korában. Konferencia Veszprémben, 1994. október 13-14. (Veszprém, 1995)

Hannes Stekl: Unternehmer in Klein- und Mittelständten Österreichs (1848–1918)

nicht zum Ausstieg aus der wirtschaftsbürgerlichen Sphäre. Nicht wenige Unternehmer wiesen aufgrund persönlicher Überzeugung solche Ehrun­gen überhaupt zurück. 4. Familie und Wertsystem Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, daß die Konstituierung und Stabilisierung des Bürgertums als soziale Formation in hohem Maß über familiale Verbindungen verlief. Je nach Herkunft und jeweiliger sozialer Position von Unternehmern kann mit unterschiedlichen Heiratsmustern gerechnet werden. Aufsteiger aus dem Milieu des Dorf- und Landhandwerks waren ge­prägt von der Einheit von Haushalt und Betrieb, der traditionellen Sozia­lisation im eigenen und fremden Haus, von Erfahrung von Unsicherheit und Not. Hier wählte man seine Gattin, welche Haushalts- und Erziehungsaufgaben sowie Mitarbeit im Geschäft erwarteten, häufig aus den lokalen gewerblichen oder bäuerlichen Kreisen — wobei sich bei Aufsteigern retrospektiv eine Aufwertung weiblicher Qualitäten nach bürgerlichen Standards beobachten läßt. Der Biograph von Johann Schicht, 21 Besitzer einer chemischen Fabrik in Aussig (Usti nad Labem, Böhmen), beschreibt dessen Gattin Franziska Rudolf, eine Bauerntochter aus Ringelshain (Rynoltice), folgendermaßen: „Sie war von zierlichem Wüchse, hatte schwarze Haare und braune Augen und war längere Zeit in der Stadt gewesen, wo sie sich eine gefällige Art des Benehmens angewöhnt hatte, so daß sie ganz anders erschien als die übrigen Mädchen des Dorfes. Sie besaß auch dramatisches Talent, war öfters schon im Theater als Dilletantin aufgetreten und veranstaltete auch im Dorfe hie und da eine kleine Aufführung." 22 Bei Kaufleuten und frühindustriellen Unternehmern war vor allem in den Anfangsphasen der kapitalistischen Entwicklung ein ausgedehntes Netz von Bekanntschaf ts- und Verwandschaf tsbeziehungen nötig, das die für einen wirtschaftlichen Erfolg unabdingbaren Kontakte und Loyalitä­ten herstellte. Bei einer langsamen regionalen Ausweitung der Heirats­kreise lassen sich daher hohe Heiratsraten innerhalb des Wirtschaftsbürgertmus feststellen. 23 Im Verlauf des 19. Jahrhunderts zeichneten sich, wie Fallstudien aus anderen Städten zeigen, folgende Trends ab: Heiraten in gesellschaftlich gehobene Kreise mit einem langsa­58

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