K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)
Vorträge - TOPÁL, JUDIT: Die römische Villa von Szentendre
schwer beschädigt wurden und so konnten wir die Heizöffnung/en (praefurnium) nicht eindeutig feststellen. Wir glauben auch die Aufteilung des mittleren Wohraumes im ältesten Wohngebaude zur 2. Periode reihen zu dürfen. Die so ertstandenen zwei kleinen Räume hatten höchstens nur für je eine Bettstelle Platz. Der durch die doppelte Trennwand entstandene schmale, kurze Korridor war dennoch an beiden Seiten von Fresken verziert(!). Wahrscheinlich zu dieser Zeit und deshalb mußte die Mauerecke mit 3 kleinen äußeren Pfeiler befestigt werden. Diesem, in seinem damaligen Zustand ungefähr L-förmige Gebäudekomplex wurde dem Ende des 3. Jhs. zu ein 16 x 26 m großer Hof angeschlossen, mit einem ursprünglich vorhandenen porticus fene strata verbundenen, weiteren, von zwei Seiten her ausgebauten, geschlossenen Rundgang, durch welchen man den Badetrakt, sogar bei rauhem Wetter „mit trockenem Fuß" erreichen konnte. 4 Unserer Meinung nach wurde zu dieser Zeit die villa rustica (ländlicher Gutshof) zur villa publica also zu einem Gasthof an der Landstraße, der für Leute allerart, in amtlicher Eigenschaft, oder als Privatperson reisende Gäste zur Verfügung stand und der Badetrakt wurde in ihrem Interesse auch mit einem kleineren caldarium vergrößert. Der so entstandene große Innenhof (atrium bzw. Seitenatrium) dürfte auf Grund der in der Füllerde zum Vorschein gekommenen Funde eine wichtige Rolle gespielt haben. Die vom Badetrakt her kommende, durch die Korridormauern durchgeführte Wasserleitung aus Bleirohr weist darauf hin, daß der große Hof mit einem impluvium versehen war. Mosaikspuren konnten wir weder hier noch an irgendeiner anderen Fläche registriert werden. Wir haben aber etwas anderes entdeckt: in der SW-Ecke des Hofes kam ein zerbrochenes Weinservice (ein großes Mischgefäß und drei Trinkbecher) mit lateinischer Inschrift zum Vorschein. Die Inschrift ist auch in der Relation des Römerreiches einzigartig: NON AMAT ME CV[PID]VS und AMA ME; AMAT und VITA (oder IVAT), d.h. die Säufer aus diesem Mischgefäß von beinahe 4 Liter Rauminhalt sind bei Capido nicht beliebt, indessen wirst du vom Trinkbecher von kaum 2 Dl. angeeifert, aus ihm zu trinken. 5 Dieses im germanischen Trier erzeugte, äußerst wertvolle Weinservice dürfte um 270 n. Chr. vom Besitzer der Villa nach unserem Fundort gelangt worden sein. 6 Da wir an der glänzenden Oberfläche und Verzierung der Zutage geförderten Bruchstücke keine besonderen Abwetzspuren entdecken konnten, setzen wir voraus, daß das gewiß hochgeschätzte Service nach bloß einige Jahre dauerndem- nicht regelmäßigem -Gebrauch zufälligerweise zerbrochen wurde und man vergrub die Scherben in der Ecke des Hofes, ohne sie - ihren Verlust bedauems - in den Müll werfen zu wollen. Der große Hof, besonders ein nördlicher Streifen war zugleich die Fundstelle einer anderen wichtigen Fundgruppe. Im Ziegel und Dachziegelschutt des porticus fenestrata lagen auf dem Gehniveau des Hofes die Fragmente des Tonmodells von zumindest vier verschiedenen sog. Lichthäuschen. Die im Durschnitt 50-60 cm hohen, drei-vier Stockwerke imitierenden, mit halbkreisförmigem Tor und Fensteröffnungen versehenen Türmchen mit Tympanonabschluß dienten - unsrer Meinung nach- auf dem Dach reihenweise untergebracht zur Beleuchtung des Hofes. Auch die auf dem kiesebestreuten Gehniveau etwas weiter gefundene Taubenfigur aus Terrakotta und die kleine, in lacerna gekleidete Männerbüste mit Bart dürften Zierelemente eines solchen Türmchens gewesen sein 7 Diesen großen Hof konnte man von W her, aus dem geschlossenem Korridor durch einen 2,5 m breiten, mit schön bearbeitetem Schwellenstein versehenen Zugang betreten und durch die während der Periode 1/a fast vis-á-vis geöffnete, westliche Mauer verlassen. An der Hof von W her begrenzenden Korridorsmauer konnten wir kein Wandgemälde mit rekonstruierbarem Motiv vorfinden, auf dem 20-30 cm hohen aufgehenden Mauerwerk zeigte