K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)

Vorträge - SEITZ, GABRIELE: Römische Siedlungsstelle Sontheim/Brenz- „Braike" eine Villa? (D)

Aus den signifikanten Merkmalen der Orientierung der Anlage und den genannten Sied­lungsbestandteilen ergibt sich derzeit folgendes Bild: Unmittelbar angebunden an eine über­regional bedeutende römische Fernstraße lag eine knapp vier Hektar große Anlage, die den Reisenden Serviceleistungen vielfältiger Art bot. Ein großer, gepflasterter Platz vor dem Haupttor der Anlage bot Rast- und Aufenthaltsmöglichkeit. Die Straße mit den begleitenden Gräben trennte die Siedlung mit ihrer platzartigen Erweiterung vom jenseits gelegenen, jün­geren Gräberfeld 21 . Hochaufragende Grabmonumente - eines erreichte seiner aufwendigen Fundamentierung nach rund acht Meter Höhe - waren weithin sichtbare Landmarken. In­nerhalb der ummauerten Anlage bestanden ein stattlicher Risalitbau von knapp 48 m Länge mit separatem Badetrakt, ein eigenständiger Thermenkomplex, drei Ziehbrunnen, drei Dar­ren, mindestens vier gleichzeitig genutzte Sakralbauten und verschiedene Speicher mit großer Kapazität. Die Funktionszuweisungen einzelner Gebäude innerhalb des Streugehöfts verdeutlichen ein Zuviel an Heiligtümern, ein Plus an Lagerkapazität sowie die bewußte Be­zugnahme auf die Feinstraße. Ein Bild, das sich in den Kleinfunden widerspiegelt: Es haben sich auffällig viele Pferde­geschirrteile und Wagenbeschläge gefunden; nicht genuin-raetische Trachtbestandteile wie zum Beispiel donauländisch/pannonische Fibeln 22 , eine in Perinthos geschlagene Lokalprä­gung 23 sowie überdurchschnittlich viele Siegelringe und mehrere Dutzend eiserner Stili. In der Zusammenschau von Befunden und Kleinfunden wird eine Deutungsrichtung angezeigt, die über die gängigen Kriterien für eine „Normalvilla" hinausreichen. Archäologische Relikte, die auf den Rang der Straße als via publica 4 hinweisen: Ur­sprünglich vom Militär als Limesstraße angelegt und später von Kaiser Caracalla ausgebaut, wie die unweit in Gundelfingen an der Donau geborgenen Meilensteine vom Jahr 212 n. Chr. bezeugen 25 . Die Hinweise auf Warenumschlag, Sammelstelle mit großem Depotraum samt den eiser­nen Zeugen (stili) umfangreicher Administration können mit der zunehmenden Bedeutung der annona 26 in kausalem Zusammenhang stehen. Viele der aufgeführten Siedlungsbestandteile finden sich mehr oder minder in vergleich­baren Dimensionen auch in einer gewöhnlichen villa rustica des raetischen oder obergerma­nischen Siedlungsraumes" 7 . In diesen Betriebseinheiten ist aber jeweils nur ein Bauwerk als Hauptwohngebäude oder ein Tempel nachgewiesen; im Gegensatz zu der Sontheimrer An­lage, wo diese in doppelter oder gar größerer Anzahl zeitgleich vorhanden waren. Ein nahe­gelegenes Verkehrsnetz war jedem Villenbetrieb eine wichtige Wirtschaftsanbindung, doch wurde in der Regel ein Sicherheit gewährender Mindestabstand eingehalten, so wie es die römischen Agrarschriftsteller 28 fordern, und wie es die umliegenden Villenplätze von Sont­heim an der Brenz selbst aufzeigen. Anders so bei der vorgestellten Sontheimer Anlage. Soweit aus heutiger Sicht erschließbar, umfaßt der Terminus villa nicht die vielfältigen und unterschiedlichen Funktionsbereiche, welche die Anlage von Sontheim/Brenz - ,arai­ké" aufweist. Es wird nach Abschluß der Grabungen 29 zu überprüfen sein, ob zum Beispiel ein Begriff wie praetorium oder mansio 30 zutreffender die spezifische Komplexität der Sontheimer Siedlungsstelle benennt. ANMERKUNGEN 1. Bezogen auf den hier interessierenden Themenbereich, zum Beispiel: GUMMERUS, H.: Der römische Guts­betrieb als wirtschaftlicher Organismus nach den Werken des Cato, Varro und Columella 1906.; WHITE, K. D.: Virgil's Knowledge of Arable Farming. Proceedings of the Virgil Society 7. 1967-68. 11. FLACH, D. u.a.

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