K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)
Vorträge - VERBEECK, MARC: Eine Römervilla in Erps-Kwerps (Kortenberg-Belgien) mit merowingerzeitlichem Gräberfeld
kiger, sandsteinener Brunnen lag in unmittelbarer Nähe des Gebäudes (Abb. 2, K). Zwei hölzerne Konstruktionen, wovon die größte nur teilweise ausgegraben wurde, machten vermutlich auch einen Teil dieser Siedlung aus (Abb. 2, L-M). Über den Hof zerstreut befand sich eine große Anzahl Gruben. Der Hof war umschlossen durch einen untiefen Graben (Abb. 2, N). Zwei geplünderte Loculusgräber wurden außerhalb der Siedlung, am Rande des Grabes angetroffen (Abb. 2, O). In unmittelbarer Nähe der Gräber befand sich ein rechteckiges Ustrinum (Abb. 2, P). Um der Mitte des 2. Jahrhunderts erfuhr die Siedlung einige Veränderungen. Das Wohngebäude wurde an der Rückseite vermutlich mit einem zweiten Porticus versehen. Am Platz des einschiffigen, hölzernen Gebäudes erschien eine neue Konstruktion, wovon mindestens die nordöstliche Mauer und ein Teil der anlehnenden Seitenmauer in Sandstein aufgeführt wurde (Abb. 2, R). Ein zentral liegender runder, sandsteinener Brunnen übernahm die Aufgabe der zwei älteren (Abb. 2, S). Der ursprüngliche Graben wurde durch einen breiteren ersetzt (Abb. 2, O). Hiermit ging auch eine kleine Hofausbreitung gepaart. Ein kleines hölzernes Gebäude wurde am östlichen Rand des Hofes über dem gedichteten Graben aufgezogen (Abb. 2, T). Diese Siedlung blieb bis zur zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts bestehen. Ein interessanter Fund ist die fragmentäre sogenannte Theatermaske aus reinem, weißem Ton, die in der Anschüttung des Weges angetroffen wurde (Abb. 3). Große Teile eines Schädeldaches, das linke Auge, beide Jochbeine, das linke Ohr und die Hälfte der Unterlippe blieben bewahrt. Die Ohren wurden in Relief wiedergegeben. Die Maske Stellt ein lebensgroßes, grimmiges und karikaturales Gesicht dar, mit einem aufgesperrten Mund mit aufgezogenen Mundecken, die Zähne fehlen vollkommen. Sie werden manchmal in Verbindung gebracht mit der Fabulae Atellanae, grobe Witze der Neuen Komödie, nach der Stadt Atel la in Campanie (Italien) genannt. Maskenfragmente werden nur sehr selten auf belgischem Grundgebiet entdeckt. Man trifft sie vornehmlich in der Umgebung von römischen Militärlagern oder Tempelbezirken an (z.B. Trier - Altbachtal). Der Fund gleichartiger Objekte in ländlichen, bürgerlichen Siedlungen ist darum außergewöhnlich. Man gab wahrscheinlich einen symbolischen Wert dran um die Siedlung und seine Bewohner vor Unglück zu bewahren, oder es diente einfach als Verzierung. Diese Maske ist gemacht im Töpfermacherquartier vom Rudolfsplatz in Köln, das vom Ende des 1. Jhds bis ungefähr 180 n.Chr. in Betrieb war. Eine bronzene Scharnier/^/ mit der Inschrift AMASECOPIVS oder AMASECOPTVS ist einzig in der belgischen Archäologie (Abb. 4). Von diesem Fibulatypus mit Inschrift sind bis heute nur etwa zehn Exemplare bekannt, über die römische Kulturwelt nördlich der Alpen verbreitet. Die Inschrift umfaßt immer eine Liebeserklärung an eine Frau. Die Fibula von Erps-Kwerps macht diesbezüglich eine Ausnahme. Der Ausgang - VS deutet unwidersprechlich auf eine Person männlichen Geschlechtes hin. Die Datierung dieses Fibulatypus mit Scharnier situiert sich am Ende des 1 ./Beginn des 2. Jahrhunderts. Vorbilder mit anderen Inschriften werden auch noch in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts angetroffen. Die Untersuchung der Tiergebeine, ausgegraben auf der römischen Siedlung in ErpsKwerps, bewies zum ersten Mal die Gegenwart von Eseln auf belgischem Grundgebiet. Dieses Studium zog auch die Aufmerksamheit auf die außergewöhnliche Größe der Rinder. Diese Feststellung deutet auf eine eingeführte Rinderrasse aus der mediterranen Welt. Die paläobotanische Untersuchung zeigte außerdem normale Muster von kultivierten Gewächsen, auch die Gegenwart von Walnüssen, durch die Römer in unsere Gegend eingeführt. Mit der germanischen Invasion in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts wurde die Siedlung verlassen. Einige archäologische Strukturen und die Keramik zeugen dennoch von Aktivitäten oder Bewohnung in der spätrömischen Periode.