Gráfik Imre: Vas megye népművészete (Szombathely, 1996)
Zusammenfassung
flecken zu beobachten, die den Einfluß des weltlichen und kirchlichen Hochadels erkennen lassen. Die Erklärung dafür ist nicht eine Art „zeitlose Tradition", auch nicht ein durch die Nachwelt überbewerteter Traditionalismus, sondern das Zusammenwirken von anderen, eher komplexen Faktoren, die die Mentalität jahrhundertelang beeinflußten. Bestimmt durch naturökologische Gegebenheiten, durch Mangel an Infrastruktur und Kommunikation und aufgrund der gesellschaftlichen Doktrin bezüglich Arbeitseinteilung und Mobilität blieben die Traditionen erhalten. Die Modernität andererseits erhielt Anstöße aus den Kreisen der selbstbewußten bedeutenden Schichten der Gesellschaft, die in ihren Diensten für den Hochadel, die Aristokraten und die Großgrundbesitzer Erfahrungen und Kenntnisse gesammelt hatten. Von Österreich her wurde dies durch den modernen Einfluß westlicher Kultur und technischer Innovationen begünstigt. Die früheren Übersichten, Bearbeitungen und Zusammenfassungen über das Komitat Vas nahmen sich bescheidener aus als es diese Region bezüglich ihrer Volkskunst verdient. Unter den ethnographischen Publikationen über bestimmte Gebiete Ungarns war Vas bisher unterrepräsentiert, obwohl es mehr anzubieten hat als manche Landschaften, über die ausführlich berichtet wurde. Daher versucht diese Ausgabe, auf der Grundlage einer erweiterten Forschungsarbeit und der Entdeckung reichen Gegenstandsmarterials einen Überblick über das Erbe der Volkskunst im Komitat Vas zu geben. Der hohe Arbeitsaufwand dafür entspricht unseren Erwartungen. Auf dem Gebiet der Volkskunst haben die Menschen im Komitat Vas wirklich Hervorragendes in einigen klassischen Themenkreisen geschaffen, wie z.B. gezimmerte Möbelstücke, Freizeichnenstickereien und die Holzschnitzereien der sog. Hirtenkunst. Neben diesen Spitzenleistungen ist die durch die Tätigkeit der Zunftmeister und Handwerker hervorgebrachte Gegenstands- und Sachkultur sehr wertvoll und in mancherlei Beziehung sogar entscheidend. Die Auswahl der Grundstoffe, ihre Prägung und Gestaltung durch die örtliche Ornamentik, sind ein Beweis dafür. Diese Veröffentlichung entstand aus dem Zusammenwirken der Verfasser mit Völkerkundeforschern einerseits und mit Restauratoren und Illustratoren andererseits. 500 Fotos konnten ausgewertet werden. Die bebaute Umgebung (Bilder: 22-27, 59-105) In den an Naturgegebenheiten reichen Landschaften im Komitat Vas haben sich verschiedene Varianten der Dorfssiedlungsformen herausgebildet. Für die hügeligen Landschaften der südwestlichen Grenzscheide sind die Siedlungsstrukturen mit den „Szer" (in kleinen Gruppen angeordnete Siedlungen) und das charakteristische zerstreute Siedlungsbild der Voralpen typisch. In diesem auch 371