Savaria – A Vas Megyei Múzeumok Értesítője 34./1 – (2011) (Szombathely, 2011)

TÖRTÉNETTUDOMÁNY - Orsolya Hanusz: Kinder des „Theater-kronos"

Orsolya HANUSZ Die Zusammensetzung des Soproner Programms entspricht etwa den Gattungsverhältnissen des Wiener Hofburgtheaters im Jahre 1838, wo zwei Drittel der Gesamtaufführungen Lustspiele, ein Drittel größtenteils Schauspiele und etwa 10% Tragödien ausmachten. Die oben skizzierte Statistik widerspiegelt treulich die Geschmackslage des Publikums. Tagesware und damit zuverlässige Einnahmequellen blieben bis in die 1840er Jahre die Lustspiele (aber auch Schauspiele) August Kotzebues, aber die Erfolgsautoren des 18. Jahrhunderts August Wilhelm Iffland, Friedrich Ludwig Schröder, Johann Friedrich Jünger und ihre Wiener Pendants Johanna Weissenthurn und Friedrich Wilhelm Ziegler rangierten nicht mehr an den ersten Stellen. Fran­zösische Lustspiele, die in den 1810er Jahren ihre erste Blütezeit am Burgtheater erlebt hatten, damals schon in der Übersetzung Franz Kurländers, Wenzel Joseph Lemberts, Ignaz Franz Castellis, waren immer noch gern gesehen. Eine neue Schicht bilden die Gesellschafts- und Konversationsstücke, die im Spielplan des Jahres 1838 von Karl Töpfer und Amalia von Sachsen, bzw. vom Wiener Eduard Bauernfeld repräsentiert waren. Das gehobenere österreichische Lustspiel, dessen bekann­tester Vertreter Eduard Bauernfeld war, begann seine Entwicklung im 18. Jahrhundert mit den Familien­stücken, seine Blütezeit fiel aber in die Jahre zwischen 1810 und 1840. In diesem Rahmen konnte sich das hohe österreichische Lustspiel, repräsentiert durch Franz Grillparzers Weh dem, der lügt als Bühnenstück nicht behaupten, mit vier Aufführungen fiel es in Wien durch. In den Vorstadttheatern wie dem Wiener Josefstädter Theater wurde der Spielplan schon ein paar Jahre später, 1844 von Zauberspielen (Franz Xaver Tolds Zauberschleier ) und Lokalpossen beherrscht (Kaisers Der Krämer und sein Commis ), wobei sowohl der Musik als auch der Bühnenausstattung und -technik eine entscheidende Rolle zufielen. Die Stücke wiesen häufig ein französi­sches Original auf, so sorgte Seribe für die Vorlage des mit außerordentlichem Erfolg gegebenen Stückes Zauber­schleier. Das höhere Lustspiel war noch immer stark vertreten, wenn auch nicht mehr mit einzelnen Stücken, sondern eher durch das Genre. Die lang bewährten Stücke von Schriftstellern gehobener Lustspiele und Schauspiele wie Johanna Weissenthurn, Johann Hütt, Karl Costenoble, Franz Ignaz Castelli lockten zuweilen immer noch das Publikum ins Theater, aber Kotzebues Bühnenerzeugnisse sind sowohl im heiteren Fach als auch untern den Schauspielen fast verschwunden. 5 0 Zu den meistaufgeführten Zugstücken der anderen Vorstadttheater Wiens in den 1830er Jahren gehörten zweifelsohne die Zauberstücke Ferdinand Raimunds und die ersten Possen Johann Nestroys. Raimunds Der Bauer als Millionär kann rein aufführungsstatistisch gesehen zu den Höchstleistungen des Leopoldstädter Theaters der Biedermeierzeit gerechnet werden (1826 bis 1850: 200=mal) (KOLL 1978. 40-58. 55), Nestroys kanonisiertes Frühwerk Der böse Geist Lumpazivagabundus konnte dessen Erfolgsserie erst auf lange Sicht erreichen (1833 bis 1938:196=mal im Theater an der Wien) (BAUER 1952. 336). Theaterstücke im Kőszeger (Günser) Spielplan In der hier folgenden Auswahl des Köszeger (Günser) Spielplans der Bannholzer-Gesellschaft spielte der Bekanntheitsgrad auf den deutsprachigen Bühnen der Zeit auch eine große Rolle. Sie hat Theaterstücke der bekanntesten Erfolgsdramatikerlnnen der Biedermeier­zeit vorgestellt, es wurden beliebte Stücke der modi­schsten Gattungen wie das höhere Lustspiel, das Zauberstück und die Lokalposse auf der einen Seite und sowohl das anspruchsvolle, als auch das romantisch­melodramatische Schauspiel auf der anderen präsentiert und man hat durch das charakteristisch biedermeierliche Motiv von Geld und Glück verbundene Werke aufgeführt. In der Spielplangestaltung unserer Truppe können Ähnlichkeiten mit den Wiener Vorstadttheatern entdeckt werden, wenn etwa der Anteil der überall spielbaren deutschen Komödien z.B. eines Kotzebue zugunsten der Lokalpossen und ortsgebundenen Zauberstücken ab­nimmt. Im Kőszeger (Günser) Spielplan taucht Kotzebues Name auch nur einmal auf: Das Taschenbuch, ein dreiaktiges Drama, wurde am 31. Oktober 1837 aufge­führt. Es gehörte keineswegs zu den Neuigkeiten: im Wiener Burgtheater lief das Stück im selben Jahr nach 54 Vorstellungen in zwanzig Jahren zum letzten Mal (ALTH s.a. Bd. I. 130). Es bedeutet aber nicht, dass Kotzebues bühnenkundige, die Spannung bis zum Ende aufrechterhaltende, unterhaltsame Lustspiele, Rührung, große Gefühle und moralische Lehre gekonnt mischende 50 Theater-Journal für das Jahr 1845 von Carl Müller, Souffleur des k.k. Theater in der Josefstadt. Wien. 314

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