Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 23/3. (1996-1998) (Szombathely, 1998)

In memoriam Amália Mozsolics (1910–1997)

man die Besten unter den Jungforschern, die großen Hoffnungsträger der Zukunft. Nach dem tragischen Verlust Siebenbürgens war sie von 1945 bis zur ihrer Pensionierung im Jahr 1973 erneut Angestellte des Ungarischen Na­tionalmuseums, und zwar als Museologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Leiterin der prähistorischen Samm­lung. In der Zwischenzeit hatte sie 1958 den Titel eines Kandidaten der archäologischen Wissenschaften errungen und 1967 erfolgreich habilitiert. Auch in den Jahren nach ihrer Pensionierung arbeitete sie mit unterschütter­lichem Elan weiter, wie unter anderem das Erscheinen einer neuen Monographie (1985) beweist. Das Rückgrat ihres archäologischen Schaffens stellt die Ausarbeitung der auf den Bronzen gründenden Chro­nologie der Bronzezeit des Karpatenbeckens dar. Der Klärung dieser Grundfrage widmete sie viereinhalb Jahr­zehnte ihres Lebens. Ihren Ergebnissen mißt man in der Gemeinschaft der Forscher dieses Zeitalters hohen Wert bei. Ihre Bücher nimmt man gleich einer Bibel zur Hand, selbst wenn viele ihre Feststellungen anfechten. Werfen wir nun einen Blick auf die Angelpunkte ihrer archäologischen Tätigkeit! Den programmgebenden Artikel im Zusammenhang mit der Entwicklung der Bronzezeit hatte ich oben bereits erwähnt. 1940 und 1945 sucht sie die Probleme der Vucedol-Kultur, 1942 dann die der Kisapostag-Kultur zu enträtseln. Mit letztgenannter befaßt sie sich in monographischer Form. Ihr Buch über chronologische Fragen der Bronzezeit erscheint 1943 in Kolozsvár. Zwecks Klärung der Probleme führt sie am damals schon international bekannten Fundort Tószeg-Laposhalom eine großangelegte Grabung durch. Ihre Feststellungen im Zusammen­hang damit veröffentlicht sie 1952. Später leitet sie Freilegungen in Dunapentele/DunaÚjváros-Kosziderpadlás, anschließend in Süttő und Nagykálló. Sie erkennt und beschreibt die „große Wanderung" an der Grenze von der mittleren zur Spätbronzezeit sowie das Erscheinen der Urnenfelderkultur im Karpatenbecken, was bereits von der Annäherungsweise eines Prähistorikers zeugt. Dies ist einer der großen und seltenen Augenblicke ihres Schaffens: Sie kann ein historisches Ereignis mit Hilfe von gegenständlichen archälogischen Denkmälern beweisen und ver­anschaulichen! Unterdessen gelingt es ihr, eine der neuen kulturellen Einheiten der Spätbronzezeit in Ostungarn, die Gáva-Kultur, abzusondern und zu benennen. Im großen und ganzen mit dieser Arbeit und ab diesem Jahr nimmt ein neuer, zweiter großer Abschnitt ihrer Forscherlaufbahn seinen Anfang. Sie beginnt, die mittel- und spätbronzezeitlichen Bronze- und Goldfunde des Karpatenbeckens monographisch aufzuarbeiten. Was das bedeutet? Daß sie die Museen aufsucht, so viele Funde wie möglich im Original studiert und oftmals hundert Jahre zurückführende Nachforschungen anstellt, um die Zu­sammengehörigkeit der Funde und ihre Fundumstände zu klären. Die Ergebnisse publiziert sie in drei dicken, schweren Bänden (1967, 1973, 1985). Zwischendurch ordnet sie natürlich überall die von ihr untersuchten Gegen­stände neu oder steht dem betreffenden Museum dabei mit Rat und Tat zur Seite. Vor einigen Jahren dann traf sie ein tragischer Verlust. Das schon fertige Manuskript ihrer letzten Monogra­phie, mit der sie die Reihe abschließen wollte, wurde in Budapest zusammen mit dem Auto eines nahmhaften aus­ländischen Kollegen entwendet. Anlaß des Treffens war die Herausgabe der Arbeit im Ausland. Der Vorfall brach ihre Lebenslust, und von da an war sie auch physisch in ständig schlechterer Verfassung. Ihre Persönlichkeit und ihr Schaffen wurden international hoch geachtet, und so wird es sicher auch in Zukunft sein. Aktiv nahm sie an der Organisierung der prähistorischen Konferenzen im Rahmen des Consil Permanent teil. Die archäologischen Gesellschaften in Florenz, Jugoslawien und Deutschland wählten sie zu ihrem Mitglied. Man verlieh ihr die Flóris Rómer-Gedenkmedaille, die SzéchenybGedenkmedaille und den Akademiepreis. Dessen un­geachtet hat Amália Mozsolics nie am Lehrstuhl für Archäologie der Lorand-Eötvös-Universität unterrichtet. Doch ihren „privaten" Lehrstuhl in der Budapester Victor Hugo utca 43 besuchten Generationen von Studenten der Prä­historik und Archäologie, selbst nach ihrer Pensionierung noch. „Bedürftigen" war sie stets gern mit Ratschlägen, Büchern, Artikeln oder auch mit der Adresse bzw. einer Empfehlung an ausländische Kollegen behilflich. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte Amália Mozsolics im Kreis der befreundeten Familie Rásó in Szom­bathely, von der sie liebevoll umsorgt wurde. Kurz vor ihrem Tode konnte sie noch den anläßlich ihres 85. Geburt­stages herausgegebenen Band „Studien zur Metallindustrie im Karpatenbecken..." (Budapest 1996) zur Hand neh­men. Am 21. Oktober 1997 verstarb sie in Szombathely. Ihr Lebensweg ist für die Archäologen von heute und morgen beispielgebend! Gábor ILON 8

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