Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 21/1. (1992) (Szombathely, 1992)
István Szilágyi: Kalvarien in dem pannonischen Raum
ISTVÁN SZILÁGYI KALVARIÉN IN DEM PANNONISCHEN RAUM Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Sie mit den Kreuzwegen vom Burgenland vertraut zu machen. Mit diesen Reliquien befasste sich die Forschung zusammenfassend bisher noch nicht. Es ist auch uns nur ausnahmsweise gelungen, für diese Arbeit unmittelbare Archivsquellen in Anspruch zu nehmen. Vor allem konnten wir uns bei der Zusammenfassung der einzelnen Reliquien und der Beschreibung der Andenken auf die bisher erschienenen Publikationen und auf die Untersuchungen an Ort und Stelle stützen. Den Ausdruck „Kreuzweg - Kalvarienberg" verwenden wir im weitesten Sinne des Wortes und ein jedes der zu diesem Sammeibgriff gehörenden Andenken haben wir zur Erörterung hinzugezogen. Trotz unserer Bemühungen um die Vollheit kann es vorgekommen sein, dass einige - hausptsächlich heute nicht mehr bestehende - Andenken ausgefallen sind. Die früheste Gruppe der behandelten Kreuzwege entstand im XVII. Jahrhundert. Wir folgten ihrer Geschichte - unabhängig von den politischen Aenderungen - möglicherweise bis zu unseren Tagen auf der Spur, damit wir imstande sind, von ihrem Schicksal ein Bild so vollständig wie möglich gewinnen zu können. Das Burgenland stellt keine durch organische Entwicklung entstandene Landschaftseinheit dar, sondern es war durch die Politik künstlich zustandegebracht worden. Deshalb schien es notwendig zu sein, auch die Kreuzwege dieser weiteren Region auf dem beigelegten Plan mindestens anzuführen. Vom Standpunkt ihrer Ausbildung (Entstehung) und Entwicklung aus betrachtet muss erwähnt werden, dass sie bis 1777 zur Diozöse von Győr (Raab) gehörte, darauffolgend kam ihr südlicher Teil zu der Diozöse von Szombathely. Unabhängig von der Zugehörigkeit zu irgendwelcher Diozöse entfalteten die einzelnen geistlichen Orden ihre Wirkung und die Rolle dieser Mönchsorden blieb bis zur Zeit der Erlassung der beeinträchtigenden (limitativen) Verordnungen von Kaiser Joseph dem Zweiten bedeutend. Vom Standpunkt der frühen Kreuzwege aus betrachtet ist die wichtigste Eigenart, dass die Grossgrundbesitze, Latifundien der hochadeligen Familien, der Batthyánys, Esterházys, Nádasdys und von anderen auf diesem Gebiet lagen. Die Kreuzwege der XVII. und XVIII. Jahrhunderte können ihr Entstehen in erster Linie dem Glaubenseifer dieser Familien verdanken. Die Gläubigen, denen dies alles galt, waren selbstverständlich genauso mehrsprachig wie heute: Deutsche, Kroaten, Ungarn. Die bekannten frühen Kreuzwege-Kalvarienberge der Region vertreten die erste, vielleicht die aufregendste Phase der Entwicklungsgeschichte der ungarischen Kreuzwege vom Standpunkt sowohl der Frömmigkeit als auch der Suche nach dem künstlerischen Weg der Ikonographie aus betrachtet. Der sich streng abgesonderte und mit Privilegien unterstützte kultische Kreis der einzelnen Mönchsorden sowie auch die doktrinäre Kalvarienfrömmigkeit hatten sich noch nicht herausgebildet. Vor allem ist die ikonographische Rolle des Fünfzehntel-Rosenkranzes auffallend. Solche Kreuzwege entstanden in Fraknö, Loretto, Léka und es ist nicht auszuschliessen, dass auch in Nezsider und in Boldogasszony neben der Kirche mit ihren spurlos verschwundenen Säulen und Kapellen. Der bekannte Kreuzweg von Boldogasszony folgt der franziskanischen Siebenzehnteleinteilung des Rosenkranzes. In Fraknö treffen wir die Stationen des Servitenordens, welche die sieben Leiden der Gottesmutter darstellen. Im Falle von Kismarton ist das ausgestaltete Ikonographieprogramm vollkommen individuell und die bis heute ausgebaut wordenen 24 210