Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 15. (1981) (Szombathely, 1988)

Művészettörténet - Mándy Stefánia: „Itt és most”

Das Gewissen des Kunsthistorikers muß also - wegen der von grundaus unerforsch­baren Empfindsamkeit der Künstler - wenigstens als Kompaß dienen, wenn es die schreibende Hand noch nicht gelähmt hätte. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo es offensichtlich wird, daß wir noch immer keine endgültigen Zusammenhänge von Tatsachen feststellen, immer hoch lebendige Prozesse begleiten, und auf den Rhythmus des Atmens lebendiger Organismen horchen, wobei jedoch die entscheidenden Vektoren zu finden sind. Andererseits muß aber erwähnt werden, daß dies zu einer Zeit geschieht, wo die konkrete Wirklichkeit der in der Rottenbiller Straße 1 entfalteten Einheit infolge des Todes ihres letzten Hüters, Julia Vajdas, ein für allemal aufhört, ihre organische Seinsein­heit endgültig schwindet. Zur Zeit roo diese Ausstellung in Szombathely eröffnet wird, ist sie für den Besucher nur noch ein Museum, weil am Ort der ursprünglichhen Künstler­werkstatt nur die öden Wände einer leeren Mietswohnung ihre für uns uninteressante Zukunft erwarten. Die zehn Bilder, die das Œuvre des wirklichen und geistigen Vorfahrs des „Wander­museums" in der Rottenbiller Straße heraufbeschwören, stellen unterschiedliche, aufein­anderfolgende Perioden der künstlerischen Laufbahn von Lajos Vajda (1908-1941) dar. Natürlich können hier die einander rhythmisch abwächselnden und gleichzeitig logisch folgenden Perioden der Kunst Vajdas nicht lückenlos dargestellt werden, die Bilder ergeben höchstens einen dürftigen Querschnitt - lassen uns bloß kurz die durch Meilen­steine gekennzeichnete Laufbahn aufflimmern, ein vielvältiges Œuvre, das sich auch in Änderungen von Nuancen dynamisch entfaltete. Einen großzügigen Überblick mit Bestrebung auf Totalität wird erst das Vajda­Museum in der nahen Zukunft bieten, das in Szentendre aufgebaut wird. Erst dort wird es möglich sein, von Stufe zu Stufe, von Periode auf Periode zu verfolgen, wie Vajda aus den das unruhige, chaotische Antlitz der Epoche widerspiegelnden, surrealistisch kompo­nierten Fotomontagen und den Ansätzen zu streng konstruktivistischen Experimenten die Endkonsequenzen zur Aussage auf seinen großen Kohle konpositionen in der letzten Periode zog. Nach den frühen, lyrischen Pastellstilleben des Jahres 1934 machte sich Lajos Vajda mit nur einem Bleistift auf den Weg, um die Welt, die ihn umgab, die Häuser und Kirchen von Szentendre, die einfachen und eigenartigen Volkselemente der Siedlung Szigetmono­stor zu zeichnen, um zu sammeln und festzuhalten all das, was zu seinen Lebzeiten noch auffindbar war. Aus diesen Sammlungen nach Bartókschem Beispiel, aus den Zeichnun­gen, die Häuschen, Kruzifixe, Grabinschrifte, Tore, Säulen, Fassaden- und andere Ornamente verewigt hatten, komponierte er dann seine komplizierten Zeichnungsmonta­gen und später die mit Temperafarbe gemalten, ausgeschnittenen und in verschidenem Zusammenhang aufgebauten, aufgeklebten Bildmontagen. Neben den bewegten, surrealistischen Bildmontagen mit verinnerlichten Elementen der Außenwelt beschäftigten Vajda die Ikonostasien der dunklen Kircheninneren von Szentendre und natürlich auch der Mensch, der Schöpfer dieser Welt. Zahlreiche Bildnis­se und Selbstbildnisse stammen aus dieser Zeit (1935-1936), und auf Inspiration der serbischen Kirchenkunst entstanden Ikonenfiguren (1936). Dem auf eine höhere Daseinsform gerichteten Vajda wurden immer schwierigere Prüfungen auferlegt: die Drohung der verfinsternden geschichtlichen Epoche und die innere Vereinsamung eines Künstlers, der neue Wege eingeschlagen hatte. Nach den innerlichen, ikonenartigen Gesichter malte er solche, die mit den erschütterten, beäng­stigten oder extatischen Menschenmasken der Urkunst und der Stammeskulturen ver­wandt waren. Stufenweise baute er dann eine Landschaft aus, wo exotische, von unserem europäischen Dasein so fernstehende Wesen ihr Leben lebten oder träumten. 556

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