Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 11-12. (1977-1978) (Szombathely, 1984)
Helytörténet - Szövényi István: Fejezetek a kőszegi asztaloscéh történetéből
KAPITEL AUS DER GESCHICHTE DER TISCHLERZUNFT VON KŐSZEG I. SZÖVÉNYI Im Wirtschaftsleben der königlichen Freistadt Kőszeg spielte das die Mehrheit der steuerzahlenden Bürger ausmachende, nach Zünften organisierte Handwerkertum eine wichtige Rolle. Während die Türkenherrschaft in ausgedehnten Teilen des Landes das sich entfaltende Handwerk sozusagen lahmlegte, entstand die Mehrheit der Zünfte in Kőszeg — zahlenmässig 16 .— im 17. Jahrhundert. Die Tischlermeister baten im Februar 1634 den Stadtrat um die Aushändigung der von Wien übernommenen Gründungsurkunde. Anfangs bildeten sie eine gemeinsame Zunft — der Ähnlichkeit ihrer Tätigkeit entsprechend — mit den „Schiff tern" (Kolbenmachern), aber wegen innerer Zwistigkeiten trennten sie sich lim Jahre 1652. Die Umarbeitung der ursprünglichen Artikel der Tischlerzunft erfolgte im 18. Jahrhundert. Das Publizieren der auf die Rekatholisieren hinzielenden königlichen Artikel fand einen heftigen Widerstand bei den Zunftmitgliedern. Trotz Drohungen der Behörden und wiederholter Strafmassnahmen beanspruchte es eine lange Zeit, ibis der Widerstand der Zunft gebrochen werden konnte. Die Aufnahme in die Tischlerzunft — wie auch in andere Zünfte — war an gewisse Vorbedingungen gebunden. Der aus einem Junggesellen zum Gesellen gewordene Tischler hatte seine Tüchtigkeit durch die Herstellung eines Meisterwerks zu beweisen. Bevorteiligt wurde der Geselle, der ein Familienmitglied eines Meisters heiratete. Im 18. Jahrhundert forcierte der Rat im Sinne höherer Anordnungen zum Ausgleichen der Mehrheit evangelischer Meister die Aufnahme von katholischen Meistern, was vielfach auf den Widerstand der Zunft stiess. Damals gab es etwa 6—7 Meister. Der Rat unterstützte, ungeachtet des Protests der älter werdenden Meister, gern die Aufnahme der im Herstellen modernerer Möbel foewandteren Meister. Das innere Leben der Zunftorganisatiocn war — trotz der strengen Regeln — nicht friedlich und ungestört. Die Sorgen des Alltags, das Suchen nach besseren Arbeitsmöglichkeiten stifteten oft Zwistigkeiten unter den überhaupt nicht gleichwertigen Meistern. Das Beheben der Streitigkeiten innerhalb der Zunft und jder Uneinigkeiten unter den Meistern ablag dem Magistrat der Stadt, der höchsten Instanz über den Zünften. Der Rat bewachte auch sorgfältig die Unberührtheit der Privilegien der Zuinftmiitglieder. Er Hess nicht zu, dass aus der Fremde kommende Meister oder Pfuscher ohne die Erlaubnis der Zunft ihre Waren feilgeben oder arbeiten. Die Zunft hatte das Recht, solche Waren zu beschlagnahmen, sie sollte aber den Rat darüber informieren. Da die Tischler diese Rechte nicht nur brauchten, sondern auch imissbrauchten, kam es von Zeit zu Zeit zu Zensuren. Typisch für das Ansehen der Zunft ist, dass sie trotz der inneren Uneinigkeiten den Anordnungen des Rats gegenüber oft eine ernste Einheit, ja in der Person einiger Mitglieder Kritik und Beschuldigungen aufbrachten. 391