Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 3. (Szombathely, 1965)

Gerhard Schrot: Die historische Stellung der Glebae Adscriptio des Kaisers Constantin vom Jahre 332 U.Z.

„Im Übergang von der Sklavenhalterformation zumFeudalismus trat diese Umbildung (die Ablösung der Produktionsverhältnisse des einen Typs durch einen anderen, G. S.) ein, als auf dem Gebiet des weströmischen Reiches nach der Eroberung durch die Barbaren, die durch revolutionäre Bewegungen der Sklaven und Kolonen unterstützt wurden. In diesen Staaten begann der Feudalisierungsprozess ... Wie änderte sich nun der Prozess der gesellschaftlichen Produktion nach der Bildung neuer Staaten ... ? Man darf die von den Barbaren mitgebrachte Gemeinordnung nicht nur als einen neuen Typ der Produktionsverhältnisse betrachten; in ihr waren auch neue Möglichkeiten für die Entwicklung der Produktivkräfte verborgen. Grosse Bedeutung hatte vor allem die Kleinproduktion der freien Markgenossen, die ihre Anteile selbständig bewirtschafteten, während die Möglichkeiten, nichtaufgeteilte Landstücke auszunutzen, darduch begünstigt wurden, dass sie Kollektivbesitz waren ... Diese Kleinproduktion der in der Gemeinde vereinigten freien ,arbeitenden Subjekte' stand in scharfem Gegensatz nicht nur zu der auf reiner Sklavenarbeit basierenden römischen Plantagenwirtschaft, sondern auch zum römischen Getreideanbau auf den Latifundien und den Saltus, die von Kolonen. .. und von angesiedelten Sklaven bearbeitet wurden." Diese these von A. I. NEUSSYCHIN bringt unmissverständlich zum Ausdruck, dass der Grundwiderspruch in der ausgehenden römischen Sklavenhaltergesellschaft der Gegensatz zwischen Sklaven und Sklavenhaltern war und es auch blieb, aber gleichzeitig ein neues Element hinzutritt, also eine Differenzierung erfolgt, die die vielschichtige, komplizierte Entwicklung in der Spätantike erkennen lässt: das ist der stärker werdende Gegensatz zwischen der Sklaven- und Kolonenarbeit auf den Latifundien einerseits und der freien Kleinproduktion anderseits. Damit wird keineswegs bestritten, dass der Widerspruch zwischen den sich entwickelnden Produktivkräften und den bestehenden Produktionsverhältnissen der Sklaverei immer weiter anwuchs. Auch beim Übergang vom Altertum zum Mittelalter bestätigt sich die Erkenntnis, dass die alte, überlebte Produktion­sweise, die einer progressiven ökonomischen Entwicklung nichts mehr zu geben vermag, nicht von selbst, sozusagen automatisch untergeht, die alte herrschende Klasse vielmehr immer neue Wege und Methoden suchte und fand, um die bestehenden Produktions­verhältnisse weiterhin zu ihren Gunsten auszunutzen. Es ging den Sklavenhaltern praktisch darum, das ihnen aus dem Latifundienbesitz und durch die Ausbeutung der Arbeitskraft e zufallende Mehrprodukt zu erhalten oder zu vergrössern, selbst wenn sie sich dabei gez­wungen sahen, den ausserökonomischen durch einen ökonomischen Zwang zu ergänzend, h. also, die juristischen Besitz- und Abhängigkeitsformen vorübergehend zu verändern. Damit wurde der endgültige Verfall der antiken Produktionsweise, die im römischen Reich ihren Kulminationspunkt hatte, auf längere Zeit hinausgeschoben. Die Krise des Imperiums im 3. Jh. u. Z. und die Restauration unter Diokletian und Constantin sind ein historisches Zeugnis dafür, dass Produktionsverhältnisse und Staat in Rom nach wie vor von der überlebten Sklaverei bestimmt werden: die begrenzten Möglichkeiten zur Entwicklung der Produktivkräfte im Kolonat waren im Verlauf des 3. Jahrhunderts im wesentlichen ausgeschöpft — und die Kaiser des Dominats gingen zumeist keinen anderen Weg als den, den Kolonat auf den Status der Sklaverei zuräcfc-zuführen. Unsere Betrachtung kann deshalb nur dann zu neuen Erkenntnissen gelangen, wenn wir das 4. und 5. Jahr­hundert in Westrom und noch das 6. Jahrhundert im Oströmisch-Byzantinischen Reich als Etappe der Sklavenhaltergesellschaft auffassen, als eine Etappe, in der sich zwar einzelne ökonomische und soziale Veränderungen ergeben hatten, in der aber der gesell­schaftliche Grundwiderspruch bestehen blieb 11 . 11 Diese These ist festzuhalten gegen die 1953 vorgetragene Auffassung von E. M. Schtajer­man, Das Problem des Niedergangs der Sklavenhalterordnung (russ.), VDI 2/1953, die S. 77 sagt, die Bindung der Kolonen an den Boden sei die Bestätigung des Sieges der neuen wirtschaftlichen 87

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