Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 3. (Szombathely, 1965)
Gerhard Schrot: Die historische Stellung der Glebae Adscriptio des Kaisers Constantin vom Jahre 332 U.Z.
SAVARIA 3. KÖTET A VAS MEGYEI MÚZEUMOK ÉRTESÍTŐJE 1965 DIE HISTORISCHE STELLUNG DER GLEBAE ADSCRIPTIO DES KAISERS CONSTANTIN VOM JAHRE 332 U.Z. t GERHARD SCHROT Als FRIEDRICH ENGELS 1884 im „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" die Kolonen als die „Vorläufer der mittelalterlichen Leibeigenen" bezeichnet hatte, entsprach diese Einschätzung völlig dem am meisten fortgeschrittenen Forschungsstand der Geschichtswissenschaft in seiner Zeit. Noch mehr: diese Erkenntnis, die aus der Marx'schen Analyse der Grundrente 1 entstanden ist, behandelte erstmalig die Entwicklung der Produktivkräfte in der römischen Kaiserzeit als Hauptkriterium des gesellschaftlichen Fortschritts. Nachdem Karl Marx den ausserökonomischen Zwang in der Sklavenarbeit gegen den ökonomischen Zwang der persölnich freien, aber abhängigen Arbeit abgewogen hatte, war die Frage nach der Rentabilität der Latifundienwirtschaft im späten Rom gestellt, ihre Beantwortung musste die historische Rolle der Kolonatsverhältnisse in der ausgehenden Sklavenhaltergesellschaft in den Mittelpunkt rücken. Die traditionelle Altgeschichtswissenschaft jedoch setzte die Forschung über einzelne juristische Aspekte des Kolonats fort, ohne diese genannten Hinweise zu beachten : sie leistete damit eine von der Philologie befruchtete notwenige und wertvolle Vorarbeit. 2 Mit der übermässigen Betonung der juristischen Seite des Kolonats wurde allerdings meist seine Stellung im historisschen Entwicklungsprozess sehr wenig beachtet. Kaiserliche Erlasse, Verordnungen und Gesetze sind im wesentlichen philologisch, juristisch und moralphilosophisch interpretiert worden. Und gerade dies verstärkte die Tendenz, den Kolonat seines historischen Charakters zu entkleiden, so dass die Rechtsnormen der grossen Codices des öfteren als ewige, unveränderliche Kategorien des gesellschaftlichen Lebens erscheinen. Das Ergebnis einer solchen Forschungsmethode liegt auf der Hand, wenn wir die irreführende these von M. ROSTOVTZEFF 3 hören: „Die Zurückführung des Niedergangs der Alten Welt auf Ursachen wirtschaftlicher Art ist völlig abzulehnen". So nimmt es kein Wunder, dass in der neuesten in Westdeutschland erschienenen „Römischen Geschichte" von A. Heuss 4 lediglich eine formale Einschätzung des Kolonats zu finden ist, die ausserdem versucht, die in der späten Kaiserzeit bestehenden ökonomischen und sozialen Gegensätze zu verwischen: „Das Kolonat stellte den ländlichen Arbeiter im Grunde nicht viel schlechter (als den freien Bauern, G. S.), gewährte aber andrerseits die Vergünstigung, dass der Bauer gegenüber den staatlichen Behörden einen Rückhalt in seinem Herrn fand". Formaljuristische Erklärungen bleiben somit auch in der neuesten Literatur oft Selbstzweck, sie müssen aber zum Ausgangspunkt für diejenigen historischen Probleme werden, die die Forschung über den Niedergang der alten Welt weiterführen können. Mit der 1 K. Marx, Das Kapital, Berlin 1951, Bd. III. S. 832-854. 2 Ich zähle dazu SpezialStudien von Th. Mommsen, M. Weber ,0. Seeck u. M. Rostovtzeff. 3 M. Rostovtzeff, Gesellschaft und Wirtschaft im Römischen Kaiserreich, Heidelberg 1958, Bd. II, S. 242. 4 A. Heuss, Römische Geschichte, Braunschweig 1960, S. 437; vgl. dazu die Rezension von G. Schort, Zfg XI. Jgg. (1963), H. 8, S. 1574- 1577. 85