Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 3. (Szombathely, 1965)
Imre Trencsényi-Waldapfel: Ägyptische Motive in der lateinischen Poesie des goldenen Zeitalters
Prinzipats selbst, die sich mit einer zielbewussten Strenge gegen das Ägyptische wendet, besonders was ihre poetische Gestaltung betrifft, kann nicht mehr ohne ihn umhin. Die Sachlage kann schon am Beispiel der Aeneis klargestellt werden : Vergil stellt die erhabene Gestalt Apollos von Actium den tierköpflgen Göttern Ägyptens gegenüber, der Apollonkult des Augustus aber ist schon an sich von dem hellenistisch-ägyptischen Apollonkulte des Ptolemaios II. Philadelphos abhängig, und was noch mehr, Vergil nimmt unter den Charakterzügen des Goldenen Zeitalters Romulus' Versöhnung mit Remus auf Grund orientalischer Wahrsagungen auf, die auf Horus und Seth bezogen auch im Ägypten bekannt waren. Manche Züge der hellenistisch-ägyptischen Königsideologie sind besonders bei Horaz hervorstechend; einige problematische Stellen seiner den Princeps feiernden Oden lassen sich gerade nur aus diesem Standpunkt richtig erklären. So die Gleichsetzung Octavians mit Mercurius in Carm. I. 2. (filius Maiae) , wo sich diese Gleichsetzung auf die Beschaffenheit Octavians als Rächer seines Vaters (Caesar is ultor) bezieht. In der klassischen Mythologie wird freilich dem Hermes-Mercurius keine solche Rachetat zugeschrieben, um so mehr dem ägyptischen Thot-Hermes, wenigstens in den hellenistischen Bearbeitungen der ägyptischen Mythologie, und zwar auch im Zusammenhange der hellenistisch-ägyptischen Königsideologie. Der Gottessohn, der für den Tod des Vaters Rache nimmt, ist nicht er selbst, er unterstütz aber den jungen Horus, als dieser an Seth-Typhon für Osiris Rache nimmt. So ist es in der ägyptischen Mythologie begründet, wenn die Inschrift von Rosette Hermes und Horus neben einander als göttliche Vorbilder des jungen Königs Ptolemaios V erwähnt, eben weil er als „Rächer für seinen Vater" auftritt. Damit wurde er auch seines Vaters würdig, des Ptolemaios IV., der bereits den Beinamen Philopator getragen hat. Augustus hat diesen Titel nicht einmal auf solche Weise, wie den Bainamen des Ptolemaios L, nämlich Soter, angeeignet, dass aber die Pietät seinem Oheim und Adoptivvater gegenüber zu jenen Eigenschaften zählte, auf die er besonders Gewicht gelegt hat, ist vielseitig bezeugt, nicht in letzter Linie durch Vergil, der nicht ohne Bezugnahme auf seinen kaiserlichen Gönner bei pius Aeneas die zarte Liebe gegen Anchises betont. Ptolemaios V. hiess aber Epiphanes, d h. der auf der Erde, unter den Menschen gegenwärtige Gott; nun, der Begriff einer göttlichen Epiphanie in Menschengestalt schimmert bereits bei Horaz durch, und zwar in ensgter Verbindung mit dem als Caesars Rächer sich kundgebenden Mercurius. Terminologisch wird noch mehr eindeutig der Begriff Epiphanes in Carm. III. 5. wiedergegeben, und zwar dem im Himmel herrschenden Juppiter entgegengesetzt : praesens divus habebitur Augustus. Das göttliche Vorbild Juppiter bleibt dennoch aufrechterhalten, wie auch Ptolemaios Epiphanes in der Inschrift von Rosette „ein lebendigesAbbild des Zeus" gennant wird. Die Gleichsetzung des Princeps mit Juppiter ist besonders in Carm. III. 4. betont, und zwar in bezug auf den Kampf der olympischen Götter mit den Titanen und Giganten. Ausser der Darstellung der Gigantomachie auf dem Pergamon Altar ist es also berechtigt auch auf Kallimachos hinzuweisen, der in der Hymne auf Delos die von Ptolemaios II. Philadelphos besiegten Gallier als „spät geborene Titanen" bezeichnet, und den sieghaften Kampf mit ihnen als einen „gemeinsamen Kampf" des Königs und Apollons, weil die Kelten, die Ptolemaios früher als Söldner aufgenommen und nachher, als sie sich empörten, besiegt hat, waren dieselben, die durch die Greichen angeblich mit göttlicher Hilfe von Delphi verjagt sind. In diesem Zusammenhang gewinnt auch das Beiwort der Titanen impii an Bedeutung. Es ist mit aaeßelC und fteolaiv ÈX&QOÎ gleichwertig, die nach den Feststellungen Koenens im hellenistischen Ägypten Bezeichnungen der aufrührerischen Elemente des Landes, der Feinde des Königs waren. Einige Züge der Beschreibung des sieghaften Gottes bei Horaz erinnern gerade auf die dem Delischen Apollon geweihte Hymne des Kallimachos und auf den Apollonkult 137