A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 42. (Nyíregyháza, 2000)

Régészet - László Révész: Nachgrabung im Gebiet des landnahmezeitlichen Gräberfeldes von Tuzsér

Révész László Nachgrabung im Gebiet des landnahmezeitlichen Gräberfeldes von Tuzsér László Révész Von dem in der Gemarkung des im nord­östlichen Teil Ungarns, im Komitat Szabolcs-Szatmár­Bereg, gelegenen Dorfes Tuzsér entdeckten Gräberfeld wurden nach der Rettungsgrabung des Jahres 1900 und der 1998 durchgeführten Nachgrabung elf Gräber bekannt. Damit hatte man den Fundort jedoch bei weitem nicht vollständig erfasst: Mindestens die Hälfte der Gräber — hauptsächlich Frauen- und Kinderbestattungen —, die eine einzige, nordsüdlich angelegte Reihe bildeten, war spurlos untergegangen. Auch das Fundmaterial der geretteten Gräber ist leider unvollständig, die bei Reban­pflanzungen um die Wende des 19./20. Jahrhunderts ebenfalls mehr oder weniger zerstört wurden. Lediglich die Beigaben der Gräber J5 und J6 konnten nahezu restlos freigelegt werden. Wie die in den Gräbern verbliebenen Gegenstände belegen, gelang es der auf dem Niveau der damaligen Zeit durch­geführten Rettungsgrabung trotz aller Bemühungen nicht, das gesamte Fundmaterial zu bergen. Von den im Laufe der 1998 vorgenommenen Nachgrabung entdeckten, bei der früheren Grabung nicht berührten Gräbern konnte man zumeist nur die Stellen registrieren, ihre Funde waren infolge des intensiven Weinanbaus fast vollständig vernichtet worden. Alles das schränkt die Möglichkeiten der Auswertung des Fundortes und auch dessen Quellenwert stark ein. Darüber hinaus führt uns das Obengesagte eindringlich vor Augen, dass die Neubearbeitung der vor Jahrzehnten oder gar ein bis anderthalb Jahr­hunderten publizierten Fundorte, wenn möglich ihre Erforschung durch Nachgrabungen sowie ihre auf allen verfügbaren Angaben basierende Veröffent­lichung in Form einer (um einen der Literaturwissen­schaft entlehnten Begriff zu verwenden) kritischen Ausgabe nunmehr unumgänglich geworden sind. Sollte das nicht geschehen, dann wird die archäolo­gische Forschung der Landnahmezeit auch weiterhin irrtümliche Angaben bzw. mangelhafte Informa­tionen vor sich herschieben. Ein Teil der erhalten gebliebenen Funde ist für das 10. Jahrhundert typisch, seltener gehören sie zu den im 11. Jahrhundert gebräuchlichen Gegen­standstypen (offene Lockenringe, beinerne Bogen­versteifungen, Pfeilspitzen, Köcherbeschläge, beinerne Nadelbehälter, Eisenmesser, Feuerschläger). Die Rangabzeichen hingegen (Taschenplatte sowie Gürtel­und Anhängerriemenbeschläge) sind typische Stücke der beiden ersten Drittel des 10. Jahrhunderts. Ihre Parallelen kamen in den Gräberfeldern dieser Periode zum Vorschein, und zwar überwiegend in den reichen Gräberfeldern der oberen Theissgegend. Für densel­ben Zeitraum ist auch die Anlegung einreihiger Gräberfelder charakteristisch. Als Negativbeweis Hesse sich anführen, dass im Fund-material die in der Mitte bzw. zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erscheinen­den neuen Gegenstandstypen fehlen. Auf Grund der genannten Tatsachen kann man die Benutzung des Gräberfeldes von Tuzsér mit grosser Wahrschein­lichkeit in die ersten Zweidrittel des 10. Jahrhunderts setzen. Bei den geretteten Gräbern handelte es sich mit einer Ausnahme um Männerbestattungen, wobei diejenigen, deren Fundinventar mehr oder weniger erhalten blieb, einzelne Stücke einer Bogenschützen­ausrüstung, ja nahezu ausschliesslich eine solche enthielten, bestanden ihre übrigen Beigaben doch lediglich aus kleineren Gebrauchsgegenständen (Messer, Feuerschläger). Die einzige typische Frauen­beigabe war die in einem beinernen Nadelbehälter steckende Eisennadel. Das zweifellos höchstrangige Mitglied der einstigen Gemeinschaft ruhte im Grab J6 (1998/10) des Gräberfeldes. Seine Taschenplatte kündet zwar ohne Zweifel von seinem hohen Rang. 24

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