A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 41. - 1999 (Nyíregyháza, 1999)
Régészet - Liana Vakulenko: Beiträge zur ethnischen Bestimmung des Gräberfeldes von Solonzi/Kisszelmenc (Karpatoukraine)
Liana Vakulenko ähnliche Fibel von diesem Gebiet kam im Grab 1 des Gräberfeldes Rákócifalva (VADAY 1989.64, Kat. 259, Taf. 88.8, Abb. 16.9) zusammen mit einer Schnalle vom Ende des 4. bis Anfang des 5. Jahrhunderts zum Vorschein (VADAY 1989.9, Taf. 88.6). In denselben Zeitraum, das heißt die Phase D, lassen sich auch die anderen Funde von Solonzi datieren. Unter den im Gelände des Gräberfeldes aufgelesenen Bruchstücken der infolge des Feuers zusammengeschmolzenen und deformierten Glasgegenstände befanden sich zwei Stücke, die von einem mit Ovalen verzierten Becher stammen. Eines der Bruchstücke ist das obere Teil eines dickwandigen, zylindrischen, grünlichen Glasbechers (Taf. 1.9) mit einem Randdurchmesser von 6,2 cm. Seine Form und Verzierung (unter dem Rand zwei waagerechte Kanneluren, am Körper geschliffene Ovale) zeigen Verwandtschaft mit den von G. Rau als Gruppe Königsbruch-Gavrilovka-Tirgsor bestimmten Gefäßen. Ihre Benutzungszeit läßt sich aufgrund ihres Vorkommens in den geschlossenen Fundkomplexen vom Ende des 4. bis Anfang des 5. Jahrhunderts gut eingrenzen (RAU 1972.136, Fig. 34-37, 52, STRAUME 1986. Abb. 5). Einige Fragmente gehören zu einem dünnwandigen, hellgrünen Glasgefäß mit applizierter blauer Wellenlinie. V.G. Kotigoroschko nennt dies den Typ mit Serpetinen und kennzeichnet als seine Herstellungszeit das 3. Jahrhundert (KOTIGOROSCHKO 1987.189). Tatsächlich kennt man ähnlich verzierte Gläser sehr gut von völkerwanderungszeitlichen Fundorten, und zwar aus Fundkomplexen, die aus der Zeit Ende 4. Jahrhundert - erste Hälfte 5. Jahrhundert stammen (SOROKINA 1979.61, riss 1.10-15, DMITRIEV 1979.52, riss 1.40). Auch das Fragment eines rechteckigen, zweiseitigen Beinkammes fand man in Solonzi. Die Beinplatte ist 1,5 cm breit, ihre eingeritzte Verzierung besteht aus Kreisen und zwei symmetrischen Reihen mit dichten Linien (Taf. 1. 10). Ähnliche Stücke wurden schon im 4. Jahrhundert hergestellt (MITREA-PREDA 1966.223, Fig. 33.2), und massenweise kamen solche Funde aus der Völkerwanderungszeit in der Donauregion zum Vorschein (TOCIK 1962.191, obr. 3.2, SALAMONBARKÓCZI 1971.Abb. 6.19, 7.30, 8.12, TEJRAL 1982.14, obr. 51.1-6). Demgegenüber blieb leider von keiner der in Solonzi gefundenen Schnallen - weder einer Bronze-, noch einer Eisenschnalle - der Dorn erhalten (Taf. 1.8,11,12). Zugleich kann man jedoch in einzelnen Fällen gut die Verdickung der Schnallenzwinge beobachten. Dies ist ein typisches Merkmal der späteren Stücke, das sich an den zur Phase C3-D gehörenden Exemplaren nachweisen läßt (GODLOWSKI 1970.P1. IV.2, GODLOWSKI 1977.Tabl. XXXIV. 15, 18). Das bedeutet also, daß alle der Datierung näher bringenden Funde auf eine Benutzung des Fundortes in der Phase D hindeuten. Kaum einverstanden sein kann man auch mit der Feststellung V.G. Kotigoroschkos, daß der Fundort Solonzi mit dem Ritual des Menschenopfers in Zusammenhang gebracht werden kann, das bei den Kelten bestand, von wo es eventuell noch im 3.-2. Jahrhundert v.Chr. unter die Riten der nördlichen Thraker der Oberen Theißgegend gelangte und wo es infolge des ungewöhnlichen Konservativismus und der Abgeschiedenheit dieser Bevölkerung bis in die Spätkaiserzeit bewahrt wurde (KOTIGOROSCHKO 1987.190). Die von ihm angeführten Parallelen, wie z.B. die Bräuche der gallischen und britannischen Kelten oder die in Prosné (Nordslowakei) an einem zur Puchov-Kultur gehörenden Fundort freigelegte Opferstätte aus dem 1. Jahrhundert v.Chr., können nicht als überzeugend gelten. Dies sind Bräuche und Fundorte eines anderen Zeitalters. Die Opferstätte in Prosné unterscheidet sich von Solonzi nicht nur durch ihre wesentlichen kleineren Abmessungen (2,5x1 m), sondern auch dadurch, daß die dort freigelegten kalzinierten Knochen überwiegend Reste von Hausund Wildtieren waren. Lediglich in fünf Fällen handelte es sich um eingeäscherte menschliche Überreste (PIETA 1982.191). Bekannt sind dagegen Gräberfelder mit ähnlichem Ritual und zugleich ähnlichen Alters, wie man es am Fundort Solonzi vorfand, aus Europa. Und zwar sind das die im Gebiet Polens, in Oberschlesien, freigelegten Gräberfelder des Typs Dobrodzieh der PrzeworskKultur (SZYDLOWSKI 1974, GODLOWSKI 1981.117). Die Gräberfelder vom Typ Dobrodzieh erstrecken sich über einige hundert Quadratmeter und sind von einer dicken Schicht bedeckt, in der kalzinierte Menschengebeine, in der Mehrzahl der Fälle sekundär gebrannte Scherbenstücke, Holzkohlereste sowie im Feuer verbrannte Eisen-, Bronze-, Glas-, Knochenund Tongegenstände bzw. deren Fragmente vorkommen. Das Gräberfeld Szczedrzyk hat eine Ausdehnung von ca. 700 m2, das in DobrodziehR^dzina von 250 m2 und das Olsztyner von ca. 250300 m2 (SZYDLOWSKI 1974.14,40,101). Die die Einäscherungsreste enthaltende Schicht der Gräberfelder des Typs Dobrodzieh war 10-30 cm dick. An dieser Stelle möchte ich das Gräberfeld von Solonzi in Erinnerung rufen, dessen Ausdehnung 376 m 2 betrug und das eine 20-35 cm dicke Brandschicht bedeckte. Auch bei den Freilegungen von Szczedrzyk, Dobrodzieh und Olsztyn fand man - ebenso wie in Solonzi 162