A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 39-40. - 1997-1998 (Nyíregyháza, 1998)

Képző- és iparművészet - Pál Patay: Szatmárer Glocken

Szatmári harangok Die Inschriften der im 18. Jahrhundert (genauer zwischen 1698 und 1820) zumeist von siebenbürgi­schen Wandermeistern gegossenen Glocken sind sehr einheitlich. Sie beziehen sich überwiegend auf den Stifter bzw. Besteller, wobei es sich mit wenigen Ausnahmen um eine Kirchengemeinde handelt. Dies waren also Auftragsarbeiten, und nur wenige dar­unter wurden fertig erworben. Auf zahlreichen Glocken ist denn auch zu lesen, daß die Ecclesia sie „auf eigene Kosten" gießen ließ. Damit wollten die reformierten Kirchen von vornherein sicherstellen, daß die Katholiken keine Rechte an der Glocke gel­tend machen und sie ihnen wegnehmen konnten, wie es im 17. und 18. Jahrhundert häufig geschah. Der Name des Gießers kam an diesen Glocken nur hin und wieder vor, im Gegensatz zu den zeitgleichen Stücken, die städtische Meister gegossen hatten. Ebenso selten findet man an ihnen den Ort, wo sie gegossen wurden, oder Inschriften mit religiösem Bezug. Während die früheren Glocken von Szatmár auss­chließlich lateinisch beschriftet waren, überwiegen im 18. Jahrhundert bereits ungarische Inschriften. Diese Praxis weicht gravierend von der in den anderen Landesteilen ab, wo Inschriften in ungarischer Sprache erst nach 1780 häufiger auf­tauchen. Deutschen Inschriften begegneten uns in keinem Fall. Antal Szathmári nannte sich an seinen Glocken (die an ihrer Verzierung zu erkennen sind) nicht beim Namen. Im Gegensatz zu Antal Pap, der das schon in den meisten Fällen tat. Unabhängig davon kommt an seinen Glocken der Name des Auftraggebers ebenfalls vor. Ähnlich verfuhren die Glockengießer der Familie Csepelyi. An Lajos Csepei's Glocke von 1872 in Rozsály ist auch ein kleiner vierzeiliger Vers zu lesen. Der selbe befand sich an einer Glocke von 1834 in Szamosangyalos von einem unbekannten Meister, doch als der zweite Teil eines Gedichtes. Die ältesten Szatmárer Glocken (16. Jahrhundert) sind unverziert. Obwohl dies für die mittelalterlichen Glocken Ungarns eigentlich recht typisch ist, läßt es sich wahrscheinlich auf den Einfluß der Reformation zurückführen. Wierd hingegen verzichtete an keiner seiner Glocken auf Verzierungen, die dem Barockzeitalter zum Trotz dennoch sehr maßvoll gehalten waren. Die für den „Markt" hergestellten Glocken schmück­te nur im oberen Teil der Flanke, oberhalb und unter­halb der Umschrift, mit je einem aus Lilien-, Blatt­oder Palmettenmustern bestehenden Band. An seinen Auftragsarbeiten erschienen dann schon Brustbilder der vier Evangelisten (die auch von den Prostestanten akzeptiert wurden) oder in mehreren Fällen das Wappen des Donators. Die Verzierungen der in Retteg tätigen und von dort nach Tasnád umgesiedelten Wandergießer unterscheiden sich streng von denen der zeitgenös­sischen Zunftmeister. Mit ihnen beschäftigt sich der Verfasser eingehend, wobei er die an den Szatmárer Glocken vorkommenden Muster sogar auf Zeichnun­gen vorstellt. Diese Muster lassen sich drei Gruppen zuordnen. In jeder Gruppe gibt es mehrere Varianten (3-10). Wie der Autor feststellt, war jeder dieser Mei­ster im Besitz mehrere Musterformen, mitunter ver­wendeten aber auch mehrere Meister ein und diesel­be Form, was auf ihre enge Zusammenarbeit deutet. Antal Szathmári's Verzierungen unterscheiden sich von den Obengenannten. Die geschmackvolle Ausführung verleiht seinen Glocken ein ansprechen­des Äußeres. Antal Pap wandte während seiner mehr als vierzigjährigen Tätigkeit verschiedene, auch im Stil voneinander abweichende Muster an. Die Mit­glieder der Familie Csepelyi bevorzugten - ähnlich wie die oben erwähnten Glockengießer von niederem Adel - Blüten-Blatt-Muster, die sie von einem sachkundigen Meister anfertigen ließen. In den vergangenen Jahrhunderten besiegelten Feuersbrünste das Schicksal vieler Dörfer, deren Häuser mit Schilf oder Stroh gedeckt waren. Der Ver­fasser zählt mehrere Fälle auf, wo diesen Bränden auch Glocken zum Opfer fielen. Ebenso verhält es sich mit den von Kriegen verursachten Verwüstungen, die zum Untergang zahlreicher Glocken führten. Den­noch sind in Szatmár mehr Glocken aus dem 16.-17. Jahrhundert erhalten als im mittleren Landesteil, weil die Gegend von größeren türkischen Feld- oder Beutezügen im großen und ganzen verschont blieb. Demgegenüber folgten zur Zeit des Befreiungs­kampfes 1848/49 mindestens drei der hiesigen re­formierten Kirchen dem Aufruf der ungarischen Regierung, und opferten jeweils eine Glocke „auf dem Altar der Heimat". In geringerem Maße war diese Gegend auch von den Requirierungen des Ersten Weltkrieges betroffen, die hier nur etwa 45% des Bestandes ausmachten (im Komitat Nógrád 57%). Die meisten protestantischen und griechisch-orthodoxen Kirchen hatten nämlich nur zwei Glocken, und eine davon mußte man ihnen auf jeden Fall belassen. Zur Zeit des Zweiten Welt­kriegs dagegen zog man nur von solchen Kirchen jeweils eine Glocke ein, die über drei oder vier ver­fügten. Zwei der während des Kriges vernichteten Glocken waren nicht requiriert worden. Sie schmol­zen im Turm der Kirche von Kisar, als diese im Ver­lauf der Kampfhandlungen durch einen Granattreffer in Brand geriet. Das bedeutete einen Verlust von ca. 4% (im Komitat Nógrád 14%). Innerhalb der letzten 50 Jahre wurden drei „histo­rische" Glocken durch „Umgießen" vernichtet. Eine Glocke aus dem Jahr 1714 (Kishódos) entging diesem Schicksal, da sie das Ungarische Nationalmuseum erwarb. Übersetzt von Gotlind B. Thurmann Pál PATAY Budapest H-1088, Rákóczi út 19­399

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