A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 37-38. - 1995-1996 (Nyíregyháza, 1997)

Régészet - János Makkay: Preciosissima amphora aurea nobilissimis gemmis undique adornata mire pulchritudinis, a tempore regis Ungarie Attile usque nunc in Ungaria conservata oder Die edelsteinbesetzte Goldschale der Arpaden und die Attila-Überlieferung

Preciosissima amphora aurea nobilissimis gemmis undique adornata mire pulchritudinis, a tempore regis Ungarie Attile usque nunc in Ungaria conservata oder Die edelsteinbesetzte Goldschale der Arpaden und die Attila­Überlieferung János Makkay Stephani Dienes dedicata In den Wiener Fortsetzungen der österreichischen Annalen hat man zum Jahr 1276 aufgezeichnet, daß nach dem Tode Béla IV. von einer seiner Töchter, der Herzogin Anna von Macsö, auf Eingebung ihres Vaters die zum Teil schon seit König Attila in der Schatz­kammer der Arpaden aufbewahrten Schätze aus der königlichen Schatzkammer in Székesfehérvár nach Prag zum Gemahl ihrer Tochter Kunigunde (1261­1285), dem böhmischen König Ottokar II. (regierte 1253-1278), gebracht wurden. Bald darauf jedoch begannen auf den Inseln und in den Burgen bei Po­zsony (Preßburg, Bratislava) (in Castris apud Pozoniwn) die Verhandlungen mit Ottokar II. über die Rückgabe der auch die Krone einschließenden Wertgegenstände: prominens rex Boemie memorato regi Ungarie omnes thesauros reddere, quos aliquando amita ipsius regis Ladislavi Anna regina de Mazowe asportaverat eique tradiderat, videlicet duas coronas aureas et sceptra regalia, ac preciosissimam amphoram auream nobilissimis gemmis undique adornatam mire pulchritudinis, et alia quam plura clenodia aurea que a tempore regis Ungarie Attile, et ab aliis successoribus suis usque nunc in Ungaria fuerant conservata} Der Abtransport der Schätze dürfte erst 1270 erfolgt sein, denn Béla IV. verstarb am 3- Mai 1270. Jenő Szűcs erwähnt in seinem postum und ohne Quellenbezüge erschienenen Buch eine davon abweichende Variante: Gleich nach dem Tode Béla IV. (also im Frühsommer 1270) ließ die als liebste Tochter des Königs bezeichnete Herzogin Anna von Macsö [*1226 -+nach 1270); König Béla IV wurden acht Töchter und zwei Söhne geboren!] eiligst all jene Gegenstände unter den „Schätzen unseres Landes" (thesaurus regni nostri), die ihr zugänglich waren, auf einen Wagen packen und floh mit ihnen, den letzten Willen ihre Vaters erfüllend, nach Prag zu ihrem Schwiegersohn, dem böhmischen König. Unter den Kleinodien (um diese Zeit begann sich der Glaube herauszubilden, daß diese „seit der Zeit Attilas von den ungarischen Königen gehortet wurden") befanden sich auch zwei goldene Kronen, weiters Zepter, ein Schwert, ein „Stuhl", Halsketten, Krüge und andere wertvolle Gold­schmiedearbeiten. Laut Szűcs ist es unwahrscheinlich, daß eine der besagten Kronen oder eines der Zepter (sceptra regalia) mit den in der Schatzkammer der Kathedrale zu Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) aufbewahrten Krönungsinsignien identisch waren. Bei dem verschleppten Schwert hingegen könnte es sich durchaus um das alte Krönungsschwert gehandelt haben, das später (1368) in der Schatzkammer des Prager Doms „als Schwert des hl. Stephan" auftaucht... Auf die Nachricht hin geriet Stephan in großen Zorn; angeblich soll er „nach ungarischer Art geflucht" haben. (SZŰCS 1933.140-141.)­Die Angabe unterscheidet sich von der vorangehenden hauptsächlich dadurch, daß auch ein Stuhl (sella) darin vorkommt. Allerdings ist die Quel­le, auf die sich Szűcs vermutlich stützte, nur zum Teil mit den beiden Urkunden vom Juli (II. Idus et V. Nona Iulii) des Jahres 1271 über den zwischen Stephan V. und Ottokar II. in Prag und Pozsony geschlossenen Frieden identisch, wonach Stephan V. in seinem eigenen und im Namen seiner Nachkommen end­Continuatio Vindobonensis a. 1267-1327, pars Annalium Austriae. líd. MGH Pertz, SS. IX., p. 708. Continuatio Praedicatorum Vindobonensium a. 1266(1267), ibid. p. 730. GOMBOS 1937.785. anno 1276. György GYUR1KOVITS publizierte diesen Textteil bereits 1835 (129-130.), mit überraschender Exaktheit und etwas abweichendem Text: Prominens Rex Boemie memorato Regi Ungarie omnem thesaurum et ornaium reddere, quem, aliquando amita ipsius Regis Ladizlai asportaverat. videlicet duas coronas, sceptra, amphoram pretiosam, et alia multa et in comparabilia chlenodia RegisÄlyle. Históriai jelesség (Historische Vortrefflichkeit). Laut Gyurikovits bewahrte man in der königlichen Bibliothek zu München jene von einem Autor namens Jakab Vorágó stammende Legende auf, deren Bestandteil eine vorwiegend die Provinz Österreich interessierende Chronik war. - DEER 1966.256-270. - Fünf parallele Quellen, leider ohne Angaben, erwähnt Péter KULCSÁR 1987-1988.540. ­István BONA (1993.14-15.) zweifelt daran, daß die di:n Quellen vorliegenden Informationen der Wirklichkeit entsprachen. Nur wenige Ereignisse der Arpadenzeit lassen sich durch mehr authentische Quellen belegen als dieses. Betreffs dieser Präge ist es also überflüssig, in der Art Bönas zu zweifeln. Hier handelt es sich offenbar darum, daß unsere Geschichtswissenschaft mit dem Ausdruck clenodia aurea que a tempore regis Ungarie Attile fiter unt conservata nichts anzufangen weiß, sofern sie gewohnheitsgemäß das Attila-Bewußtsein der Arpaden bestreiten will. Das Schwert und die übrigen Wertgegenstände blieben damals zusammen mit der wundervollen Schale in Prag, gelangten dann nach Brandenburg und wurden verschleudert, bis Stephan V. in dem zwischen dem 3. und 14. Juli 1271 geschlossenen Preßburger Frieden schließlich doch auf einen ganzen Teil der königlichen Insignien verzichtete. - Über das Prager Schwert des hl. Stephan siehe FKTTICH 1939.475-516., FETTICH 1988.725-768., LÁSZLÓ 1975. In deutscher Sprache: LÁSZLÓ 1977. A Jósa András Múzeum Évkönyve 1997 205

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