A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 36. - 1994 (Nyíregyháza, 1995)
Juraj Pavúk: Zur relativen Chrnologie der älteren Linearkeramik
Juraj PAVUK gewährt uns auch eine gewisse Vorstellung über die Dauer der Kultur mit Linearkeramik in diesem Gebiet, doch die wenigen Fundverbände erlauben es nicht, ihre Dauer konkreter festzulegen. Die wenigen l4C-Daten aus Fundorten verschiedener Teile Europas, wie Mohelnice, Zopy, Chabarovice, Schwanfeld, Eitzum, Eilsleben (BREUNING 1987.292-293.), zwischen 4360±20 bis 46l0±75 umgrenzen ihre Dauer auf nicht ganz 300 Jahre. Aus dem Vergleich der Daten aus verschiedenen Zeitabschnitten der Linearkeramik ergeben sich jedoch verhältnismäßig viele Wiedersprüche. R. GLÄSER (1991.) versuchte aufgrund von l4C-Daten die Synchronisierung der älteren Linearkeramik zu überprüfen. Er verwies auf Diskrepanzen zwischen den l4C-Daten und der stratigraphisch-typologischen Bestimmung der Keramik, welche die einzelnen Proben archäologisch datiert. Die zugänglichen Daten verglich er mit Daten der Körös-Gruppe und der Starcevo-Kultur. Die letztgenannten stammen aus territorial und chronologisch verstreuten Objekten (Divostin, Starcevo, Obre, Porodin). Der Autor konnte feststellen, daß die kalibrierten l4C-Daten die Gleichzeitigkeit der älteren Linearkeramik und der Spätphase der angeführten Gruppen bestätigten, so wie die Gleichzeitigkeit der älteren Linearkeramik mit der Keramik der Kultureinheiten Körös und Starcevo belegbar ist. MCDaten bestimmten die Zeitspanne der älteren Linearkeramik nach dem Weglassen einer hohen Angabe aus Eilsleben - Bln-1430: 6895±60, kalibriert 59605630 BC - zwischen 5440 und 5070 BC. Fraglich ist, inwieweit eine derartige Selektion von Daten zu läßlich ist, wenn sie sich auch vom Großteil der Daten unterscheiden, besonders wenn im Falle von Eilsleben eine Angabe da ist, die z.B. vergleichbar ist mit den Daten aus Méhtelek (Bln-1331: 6835±60, Bln1332: 6655±60) aus demselben Laboratorium. Die kalibrierten l4C-Daten umgrenzen die Dauer der älteren Linearkeramik auf 370 Jahre, und das müßte auch schon in Veränderungen im Keramikinventar zum Ausdruck kommen. Dazu sei noch bemerkt, daß die l4C-Daten aus den Fundstellen stammen, die wahrscheinlich der Spätphase der älteren Linearkeramik angehören. Eine grundsätzliche Information über die Dauer der älteren Linearkeramik bieten die stratigraphischen Befunde auf der Siedlung Bylany 1. Dort fand man (PAVLU-ZÁPOTOCKÁ-SOUDSKY 1987.) eine Konzentration von Hausgrundrissen, die durch ältere Linearkeramik datierbar sind. Nach der Interpretation der Stratigraphie der Bauten und Gruben schlußfolgerten die Autoren, daß die Besiedlung mit der älteren Linearkeramik innerhalb von sieben Bau- und Siedlungsphasen bestand (PAVLŰ 1986.324-328. Taf.27.,29., Abb. 18.). Dies ist das erste Ergebnis dieser Art, welches über die Dauer der älteren Linearkeramik als typologische Stufe informiert. Sieben Bauhorizonte auf einer mehrschichtigen Siedlung in Südosteuropa hätten einen mindestens 3 m hohen Teil gebildet. Trotz der unterschiedlichen Architektur und Grundrißorganisation der Teil- und Flachsiedlungen müssen die Bauphasen und ihnen entsprechenden Siedlungshorizonte in den Siedlungen mit Linearkeramik in dem Sinne mit Respekt betrachten werden, daß sie eine schwerwiegende Information über die Besiedlungsdauer und auch über die Dauer der zugehörigen Kultur bieten. Nach den gegenwärtigen Bestimmungsmethoden der Zahl der Siedlungshorizonte in den Siedlungen mit Linearkeramik wird vorausgesetzt, daß sie 20-25 Jahre bestehen konnten (MODDERMAN 1970.204., PAVLŰ 1977.8-9.), was im Falle von Bylany 140-175 Jahre Dauer der Siedlung mit älterer Linearkeramik bedeuten könnte. Es sei bemerkt, daß die Gefäßformen und das Ornament innerhalb dieser 7 Phasen nur geringe typologische Veränderungen durchgemacht haben. Ahnlich wie bei den Siedlungen mit Linearkeramik auf der Aldenhovener Platte ließen sich die der dortigen Flomborn-Stufe entsprechenden Bauphasen nicht nach der Keramik differenzieren, obwohl in Langweiler 8 in sieben Baurealen drei und fünf Bauphasen unterscheidbar waren (STEHLI 1989.58. Abb. 4.). Die Erkenntnisse über die Zahl der Bauphasen in Bylany und Langweiler können zur Orientiening bei der Abschätzung einer typologischen Stufe dienen, die aufgrund der Keramikformen und ihrer Verzierung auch in anderen Kulturen differenziert ist. Ähnliche Angaben über die Zahl der Bauphasen fehlen aus Siedlungen der Starcevo-Cris-Kultur. Diese unsere Erwägungen führen zur Konstatierung hin, daß uns bei der Lösung genetischer und chronologischer Beziehungen der Kultur mit älterer Linearkeramik zu den Kulturen im Theißgebiet und auf der Balkanhalbinsel Angaben über ihre verhältnismäßig realen Zeitrelationen fehlen. Eng damit zusammenhängend sind auch die detaillierte Typologie des Inventars, seine Veränderungen, die frühen und späten Typen im Rahmen der Kultur, Gruppe oder ihrer einzelnen Stufen. Z.B. alle chronologischen Systeme der Starcevo-Kultur gehen von der Voraussetzung aus, daß das dunkelbemalte Linearornament älter ist als das Spiralornament. Nach der Stratigraphie in Galabnik zeigt es sich, daß die rotbemalte Keramik dem Horizont mit dunkel bemalter vorangeht, und auf dieser Keramik erscheinen sowohl Linear- als auch Spiralmuster parallel nebeneinander (PAVÚK-COCHADZIEV 1984.202-203. Abb. 10., PAVÚK-BAKAMSKA 1989. 225-226. Abb. 2.), mit Ausnahme der breitbemalten Spiralmuster, die für die Stufe Spiraloid B nach S. Dimitrijevic typisch sind (DIMITRIJEVIC 1969.38. Taf.9.2-3.,6.). Nicht einmal die Kultur mit älterer Linearkeramik können wir als eine innerlich unteilbare Einheit auffassen. Im Gegenteil, wir müssen eine detaillierte horizontale und vertikale Gliederung anstreben, abgeleitet von größeren Serien von Fundverbänden 136 Jósa András Múzeum Évkönyve 1994