A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 12-14. - 1969-1971 (Nyíregyháza, 1972)

Csallány Géza: Die übernatürlichen Wesen der schwäbischen Glaubenswelt im Dorfe Vállaj

Zu den Ceglédis kommen wenig Gäste. Sie sind mit den Vallajern kaum in Berührung. Während die Familie arbeitet, sind die Kinder im Tagesheim. Großmutter, Schwiegertochter gehen gemeinsam auf die Felder der LPG. Der Mann ist Maurer der LPG. Der Sohn arbeitet auch im Dorfe. Sie verdienen sehr schön und leben gut. Von den 3 Söhnen wohnen zwei in Vállaj, einer in Budapest, alle haben schon Familie und eigenes Haus. Auch die Tochter hat in Vállaj geheiratet. Frau Ceglédis Kopf ist immer mit einem warmen Tuch sorgfältig umwickelt, sodaß man ihre Augen kaum sieht; die Hände ruhen oft an der Schläfe: sie leidet schon seit Jahrzehnten an Kopfschmerzen, hat sich aber daran gewöhnt. Im Winter übernimmt sie die Pflicht, die drei kleinen Kinder erziehen zu helfen. Dem Buben hilft sie beim Lesen und Rechnen. Nur das tut ihr leid, daß die Kleinen nichtmehr ,schwabisch' können. Sie verstehen nur wenig davon. Ihre hefremdende Haltung hängt nicht nur mit dem Mißtrauen gegenüber dem Stadtmenschen zusammen. Hier stecken wohl auch andere Ursachen. Die Tatsache, daß sie Schwaben sind, verursachte in Vállaj und in Merk bisher sehr viel Kummer und Schwierigkeiten. In der Nazizeit wollte man sie in die „großen" germanischen Pläne einbeziehen, doch ohne Erfolg. Und nach 1944 — 45 litten sie viel wegen der deutschfeindlichen Stimmung, die im Lande herrschte. Sie nennen sich noch immer nicht Deutsche, sondern Schwaben! So kann man das Mißtrauen, womit man mich in Vállaj empfangen hat, besser verstehen, besonders wenn man bedenkt, daß ich Material in schwäbischer Mun­dart sammeln wollte. In den letzten Jahren sieht man einen großen Fortschritt in der Lösung der Nationalitätenfrage. Die Stimmung ist gut, die LPG hat einen großen Erfolg, zahlt gut, die Vállajer nehmen an allem teil, was der Staat Ungarn den Staatsbürgern bietet. Aber die Wunden der Vergangenheit sind sehr tief, auch bei den Ceglédis. Sie bat mich, niemandem im Dorfe zu erzählen, daß ich bei ihr schwäbisches Mate­rial gesammelt habe, £ie möchte keine Unannehmlichkeiten. Jetzt sind wir schon „gute Freunde" geworden und wenn ich sie besuche, spricht sie kaum mehr von Kopfweh oder von einer dringenden Beschäftigung. 3. Immer fröhlich, immer lustig ist Frau Franci (Franziska) Sájbli, die im Dorf nur als ,Rigó Franci néni' (rigó = Amsel) bekannt ist. Auch sie gehörte nicht zu den reicheren Bauern des Dorfes, weder ihr erster noch der zweiter Mann. Den Namen ,Amsel' hat sie nicht nur deshalb erhalten, weil man fast jede Familie mit dem ursprünglichen Namen nach den ersten Fin wohnern von Vállaj nennt, sondern auch weil sie immer lustig ist, viel spricht und singt. Sie kennt man im ganzen Dorf, aber nur sehr wenige wissen von ihr, daß sie auch wundersame Geschichten erzählen kann, über die ,Hexa und Goaischta' und über andere Wesen, die heute nicht mehr „leben". Das Tonbandgerät störte sie nicht, als ob es in ihrem Hause alltäglich benutzt würde, obwohl sie kein Radio, kein elektrisches Bügeleisen hat. Kein einziger Konnektor steckt im Hause, nur eine einzige Lampe im Zimmer. Ganz allein lebt sie zu Hause an „freien Tagen", an welchen ihr Mann als Zimmermann im Dorf und in den benachbarten Gegenden" beschäftigt ist. Über die Geister spricht sie nur dann, wenn der „Hausherr" außer Hause ist, er liebt solche „Dummheiten" nicht. 6 Früher arbeitete fast jeder Maurer und Zimmermann aus Vállaj in den westlichen Komitaten Ungarns (das Gebiet über der Donau), wo er meistens Scheunen baute. In der letzten Zeit kommt es selten vor. 167

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