A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 6-7. - 1963-1964 (Nyíregyháza, 1965)

Baranyai Béláné: Die mittelalterlichen Textilien des einstigen Franziskanerkonventes in Nyírbátor

DIE MITTELALTERLICHEN TEXTILIEN DES EINSTIGEN FRANZISKANERKONVENTES IN NYÍRBÁTOR Die wertvollen liturgischen Gewandstücke der Franziskaner-Observan­ten von Nyírbátor wurden 1552 in die Burg Ecsed (jetzt: Nagyecsed), von dort 1613 nach Kassa (Kosice, Kaschau) gebracht, wo 1617 ihre Konscrip­tion erfolgte. Von 1325 bis 1613 gehörte Burg Ecsed dem mächtigen Geschlechte der Báthory. Hierher wurden im Verlaufe der unruhigen und gefahrvollen Zeiten des 16. Jahrhunderts bedeutende mittelalterliche Kirchenschätze gerettet und aufbewahrt. Unter diesen erscheinen die Ausstattungen siebenbürgischer und ostungarischer Franziskanerkonvente, deren Mitglieder infolge der Kriegsunruhen, bzw. der Reformation ihre Wohnsitze verlassen mussten. In Kassa wurden 1617 die dort eingetroffenen Textilien z.T. an bedürftige Franziskanerkonvente, bzw. Dorfkirchen verteilt, z. T. im dortigen könig­lichen Hause und seiner Kapelle aufbewahrt. Leider fielen — hier wie dort — fast alle Stücke den Kriegsereignissen des Jahres 1619 zum Opfer. Aus der sorgfältigen, detaillierten Zusammenschreibung geht hervor, dass die Textilien aus Nyírbátor an Menge (28 Stück) wie an Qualität den ersten Platz einnahmen. Nyírbátor liegt nicht weit von Ecsed; beide Orte waren im Besitz der Familie Báthory, ja Nyírbátor war von Altersher ihr Stammsitz. Hier errich­tete István Báthory, als er die Türken in der Schlacht von Kenyérmező be­siegte, um 1480 aus Dankbarkeit zwei herrliche gotische Kirchen: Die Grab ­legekirche seines Geschlechts (die jetzige reformierte Kirche) im Burgbezirk und am Rande des Marktfleckens die Klosterkirche für die von ihm herberu­fenen Franziskaner (die jetzige katholische Kirche). Die grosse Vermehrung der Observantenklöster in Ungarn im 15. Jahrhundert ist dem Einfluss des hl. Johannes von Capistrano zuzuschreiben. Die nachfolgende Generation der Báthory sorgte weiterhin für die Aus­stattung der Kirchen: so Hessen sie von einem Florentiner Meister in Jahre 1511 das kostbare Chorgestühl fertigen, das jetzt teils im Nationalmuseum in Budapest, teils im Deri-Museum in Debrecen aufgestellt ist. Dieselben Báthory trugen auch für eine Vermehrung der Kirchenausstattung Sorge. Unter den zusammengeschriebenen Textilien befinden sich 6 Antepen­dien, 16 Kasein und 6 Vespermäntel. Das Material besteht aus Seidenatlas, reiner Seide und Damast. Auffallend ist das völlige Fehlen von Samt. Die Stickereien betreffend wird unterschieden zwischen: ,,acupictum" — Nadel­malerei, ,,opere elevatum" — Reliefstickerei und ,,presso opere" — Flach­sticharbeit. Die Stickereien schmückten die Gewänder mit figuralen Dar­stellungen, so besonders am Kaselkreuz. Ihre Ikonographie zeigt für die damalige Zeit nichts Besonderes; eine Ausnahme bilden jedoch diejenigen Textilien, auf denen sich Heilige der orthodoxen Kirche und kirchenslavische Inschriften befinden. Diese Stücke hat István Báthory vermutlich als tür­kische Beutestücke erworben, die die Türken zuvor aus orthodoxen Kirchen der Moldau geraubt hatten; nun gab sie Báthory wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zurück. Ungewöhnlich erscheint ferner das Auftreten einer 5 4

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