Bock: Hand-Atlas der anatomie des menschen (Leipzig, 1850)

Vorwort. Anatomie kann nur am Leichname studirt werden, niemals blos aus Büchern oder nach Abbildungen, und dieses Studium darf, soll es praktischen Nutzen ge­währen, nicht im blossen Auswendiglernen der verschiedenen anatomischen Data bestehen, sondern in Erreichung einer anatomischen Imagination, welche leicht das Bild jedes einzelnen Theiles des menschlichen Körpers ins Gedächtniss zurückruft. Nach vorausgegangenem Studium am Leichname ist nun aber wohl nichts mehr vermögend, jene anatomische Imagination zu begründen, als naturge­treue Abbildungen. Da jedoch diese Abbildungen dem Gedächtnisse immer nur als Anhaltepunkt dienen können, so glaube ich, dass Abbildungen in Lebens­grösse vor Bildern im kleinern Formate, wenn diese nämlich den grössern an Deutlichkeit nicht nachstehen, keine besondern Vorzüge haben. Im Gegentheile bieten letztere insofern weit mehr Vortheil, als sie schneller und bequemer zur Hand sein können. Von diesem Gesichtspunkte bei Bearbeitung dieses Atlasses ausgehend, wählte ich das vorliegende Format, nnterliess die isolirte Darstellung der einzelnen, feinern anatomischen Gegenstände, und suchte vielmehr durch Ab­bildungen ganzer Figuren oder grösserer Stücke des menschlichen Körpers, an denen die Gelasse und Nerven zum deutlicheren Hervortreten colorirt sind, eine leichtere und, wie mir scheint, für den Studirenden, Arzt und Wundarzt bei Repetition der Anatomie hinreichende Uebersicht zu geben. — Dass die Abbildungen nicht alle nach der Natur gezeichnet, sondern theilweise auch nach andern Bilderwerken com-

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