A Kaposvári Rippl-Rónai Múzeum Közleményei 1. (Kaposvár, 2013)

Horváth Tünde: A Transzcendens megnyilvánulása: Kultusztárgyak Balatonőszöd-Temetői dűjő Boleráz/badeni településen

KULTUSZTÁRGYAK BALATONÖSZÖD-TEMETŐI DŰLŐ BOLERÁZ/BADENI TELEPÜLÉSEN 175 Manifestationen des Transcendenten in der Badener Siedlung von Balatonőszöd-Temetői dűlő - Kultgegenstände TÜNDE HORVÁTH In unserer Arbeit haben wir die für kultisch gehal­tenen Gegenstandstypen (anthropomorphe Kleinplasti­ken, Hausmodelle, Stempel) der großflächigen weitläu­figen Boleräz/Badener Langzeitsiedlung (100.000 m2, Phasen I.B-lll/IV, 4680 ±45 - 3870 ±50 BP: 810 Jahre) Balatonőszöd-Temetői dűlő, vorgestellt. Ihre ehemalige Rolle versuchten wir unter Einbeziehung weiterer Fun­de und Befunde, die in ihrer Umgebung freigelegt wur­den, zu interpretieren. Die Kultgegenstände kamen in einem geschlosse­nem Objekt oder einer Kulturschicht, in einem typolo- gisch bestimmbaren Umfeld zum Vorschein. Die Nähe von Opfergruben mit menschlichen und tierischen Kno­chen, die in der Umgebung der Objekte freigelegt wur­den, deutet an, dass die verwendeten kultischen Ge­genstandstypen mit Zeremonien verbunden gewesen sein könnten, die von gewaltsamen Opferhandlungen begleitet wurden. Die Kultgegenstände befanden sich nicht mehr an ihrem primären Bestimmungsort. Dafür kamen sie nach Abschluss ihrer Nutzung, ihrer sakra­len Kraft beraubt, in zerbrochenem Zustand als Abfall vor. Der mögliche gleichzeitige Gebrauch der verschie­denen Gegenstände (anthropomorphe Kleinplastiken, Hausmodelle, Stempel) könnte auf eine rituelle Verbin­dung untereinander hindeuten. Die Kultgegenstände von Balatonöszöd kamen in der Nähe der Bestattungen von Individuen (Opfern) vor, die, mit abweichendem Hintergrund, nicht eines natürlichen, sondern eines gewaltsamen Todes gestor­ben waren. Trotzdem dienten auch diese Gegenstän­de - ähnlich den kultischen Gegenstandstypen wie z.B. Stempeln, Idolen, die in regulären Bestattungen Vor­kommen - der Institution des Toten- oder Ahnenkults innerhalb der Siedlungen. In den meisten religionsgeschichtlichen Arbeiten wird betont, dass Religion - egal welcher Form - ge­ordnet ist, ihre Logik aber vom Alltag abweicht und eine eigenartige, nur für sie charakteristische Form hat. Die Opferstellen und die dort gebrauchten Gefäße und Ge­genstände lagen in der Siedlung von Balatonöszöd oft immer noch eng nebeneinander, manchmal auch 10 m weit voneinander entfernt. Der Grund dafür ist in der Lebensweise der Boleräz/Badener Kultur und in der Unordnung und in der zerstreuten Art innerhalb der Siedlungen sowie in der eigenartigen Struktur der Zere­monien zu suchen. Der Fall von Balatonöszöd ist ein gutes Beispiel da­für, dass eine isolierte Interpretation von einzelnen Ge­genstandsgruppen (vgl. Idole oder Stempel), bzw. eine separate Veröffentlichung des Materials aus geschlos­senen Objekten, ohne Einbeziehung ihrer Umgebung, mit einem immensen Informationsverlust und großen Irrwegen verbunden ist. Das Transzendente kann sich vor uns - in seiner eigenartigen Logik - nur entfalten, wenn man es aus einer entsprechenden Perspektive betrachtet. Selbstverständlich ist das Beispiel von Balatonöszöd nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zum Verständnis der Religiosität der Boleräz/Badener Kultur. Dadurch, dass es gelungen ist, diese Gegenstände auch in den Siedlungen mit den Zeremonien des Totenkults und des Ahnenkults zu verbinden, sind wir in Richtung einer Lö­sung aufgebrochen, deren Ende wir aber noch lange nicht erreicht haben.

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