Ikvai Nándor szerk.: Életmód-kutatások Pest megyéből (Studia Comitatensia 18. Szentendre, 1987)

Jakus Lajos: Életképek és mozaikok a 17–18. századi Vácról

LAJOS JAKUS: LEBENSBILDER UND MOSAIKS ÜBER DAS VÁC DES 17. UND 18. JAHRHUNDERTS Vác war am Anfang des 17. Jahrhunderts eine zerstörte, ausgebrannte Stadt, ein nach einer mehrfachen Verheerung aus seiner Asche auflebender Phönix. Die Studie ist lediglich das Beleuchten von Augenblicksbildern über die durch Kriege zerstörte Siedlung des 17. Jahrhunderts, aus deren Trümmern bis zum Ende des 18. Jahr­hunderts ein „Barocker Juwel"' wurde, in dem die arme, Portionen (Naturalsteuer) zahlende Bevölkerung darum bemüht war, die gutsherrlichen Lasten abzuschütteln, und das mit dem freien Weinverkauf und dem Erlangen des Rechtes der freien kö­niglichen Stadt, was trotz aller Anstrengungen nicht gelang. Die Studie untersucht jeweils ein Moment des wirtschaftlichen, gesellschaft­lichen und kulturellen Lebens von Vác, und das gewissermaßen unter dem Ver­größerungsglas. Dabei werden die kleinsten Details erschlossen. Dies kann um so leichter realisiert werden, da im Material des bischöflichen Wirtschaftsarchivs von Vác reiche Quellen vorzufinden sind, die bisher in solch einer Hinsicht noch nicht ausgegraben wurden. Somit konnten sogenannte weiße Flecke ausgefüllt werden. Die zur Geschichte von Vác gesammelten Beiträge möchten durch die Darstellung der Lebensweise einzelner Bürger der Stadt neues zeigen. Wir erhalten ein Mosaikbild über das Wirtschaftsleben, über die Entwicklung des Ackerbaus und des Weinbaus. Über Jahrhunderte hinweg wurde ein Kampf um den freien Verkauf des „Brotes der Stadt", des Weins, um das Recht seiner Ausfuhr geführt. Die Meisterstücke der Zünfte des Handwerks können wir bei der Herstellung der liberalen Kleider der Heiducken eines Bischofs betrachten. Die natürlichen Attribute der an der Donau gelegenen Stadt waren die Schiffsmühlen, die Fischer, die Schiffer. Vác war ein wichtiges Handelszentrum; vom Mittelalter an kassierte es den Dreißigstzoll für den nach Westen gehenden Rinderhandel und für die von dort eintreffenden Gebrauchs­gegenstände; im 16. Jahrhundert geschah das durch Vermittlung der Handelsleute, im 18. Jahrhundert vor allem durch die der griechischen Händler macedonischer Abstammung. Waren trafen aus Österreich und Mähren ein, die durch die Vácer Bürger auf ihren eisenbeschlagenen Fuhrwerken in die entferntesten Teile des Lan­des weitertransportiert wurden. Auf Wagen mit Siebener-Gespann brachten die Vácer Bäckerinnen ihr Brot auf den Markt von Buda, Pest und Szentendre. Die Leitung der Stadt ging stets mit großem Verantwortungsbewußtsein vor, und das unter der Herrschaft der ungarischen Kapitäne, der Beis (in der Zeit der türkischen Belegerung) oder ihrer bischöflichen Gutsherren. Wir lernen das Alltagsleben der Bauern und Bürger von Vác, der Handwerker, der Intelligenz kennen. Die Stadtverwaltung forderte die milderen oder strengeren Varianten der Strafen gegen die Verletzer der Ordnung. Die Bevölkerung wurde mehrfach von der Pest heimgesucht, der Hunderte zum Opfer fielen. Durch die Maß­nahmen zum Schutze der Gesundheit wurde Apotheke, Spital und Krankenhaus geschaffen. Im 18. Jahrhundert heilten bereits ausgebildete Ärzte die Kranken, wo­bei aber dennoch die Kurfuscherei noch immer blühte, die nicht einmal durch Bestra­fung abgeschafft werden konnte. Lebensbilder über die unbekannte kulturelle Situation der Stadt im 17. Jahr­hundert beweisen, daß die Stadt Vác, wenn keine neue türkische Belagerung eintritt, zu einem der Kulturzentren des Landes hätte werden können. Im 18. Jahrhundert kamen einzelne Schichten der Bewohner der Bischofsstadt in den Genuß der Kultur, während andere wiederum Analphabeten blieben, Diese Situation änderte erst der Geist der Aufklärung. Wegen der Glaubenszugehörigkeit war die Gegen reformation in der Bischofsstadt Vác hinschtlich ihren mittein nicht wählerisch. Die Studie schließt mit drei Testamenten ab. 77

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