Ikvai Nándor szerk.: Régészeti tanulmányok Pest megyéből (Studia Comitatensia 17. Szentendre, 1985)

Topál Judit: Toronymodellek a szentendrei római villából

Judit Topái TURMMODELLE AUS DER RÖMISCHEN VILLA VON SZENTENDRE Auf Ansuchen der Leitung des Ethnographischen Freilichtmuseums haben wir 1973—1975 eine Rettungsgrabung ausgeführt auf dem niedrigen Hügelrücken, der sich im geographischen Mittelpunkt des (damals erst geplanten) Freilichtmuseums, rund 5 km nördlich von Szentendre (Ulcisia Castra), an der Nordseite des Staravoda­Baches befindet. Im Zuge der Arbeit kam im Gelände von 5200 m 2 die bisher größte römische Villa in Ungarn zutage (67X78 m, 52 Räumlichkeiten). 1981 wurde ein internationales Baulager ins Leben gerufen, um die seit Jahren freistehenden Wände der villa rustica zu konservieren. Im Zuge der Freilegung 1975 und der Konservierung 1984 wurden im zentralen Atrium der Villa — in deren dem Peristyl zugewandtem Teil —, auf dem Gehsteigniveau des Hofes Bruchstücke von Turm­modellen aus Ton gefunden. Turm Nr. 1 (Abb. 1—10) konnte fast vollständig re­konstruiert werden, vom Modell Nr. 2 liegen bloß acht Fragmente vor (Abb. 11), vom dritten Turm besitzen wir den Unterteil und Bruchstücke des obersten Geschos­ses (Abb. 12), ein dem Material und der Technik nach andersgeartetes Fragment (Abb. 13) stellen wir mit einem weiteren — vierten — Trummodell in Beziehung. Aufgrund der Analogien aus Aquincum (Anm. 15, 18, 28, 29) meinen wir, der Vogel (Taube) aus Terrakotta (Abb. 15—16) könnte auch zu einem Turm gehören. Das Brustbild eines Mannes mit lacerna und cucullus (Abb. 17—18) dürfte ebenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit das Dach geschmückt haben; es dürfte vielleicht eher eine Darstellung eines Lanternarius als ein kultisches Bildnis sein. Aufgrund des rekuns­trierbaren Turmmodells Nr. meinen wir, die Objekte seien Leuchttürme gewesen, die auf dem Dach des Peristylis, das das Atrium von N (abschließt, standen, und zwar in Abständen von 3—4 m in der ganzen Länge des Peristyls. In ihrem Inneren dürfte ein mit pflanzlichem oder tierischem Fett, eventuell mit Harz gespeister Leucht­körper gebrannt haben (auf der Innenseite einiger Fragmente gab es Brandspuren). Die gewollt asymmetrisch angebrachten Löcher sorgten neben dekorativen zwecken für nicht allzu großen Luftzug und entsprechende Lichtausstrahlung. Es untermauert unsere Annahme, daß nirgends, in keinem einzigen anderen Raum der fast vollends freigelegten Villa, wie auch außerhalb ihrer Mauern keine ähnlichen Fragmente, auch kein einfaches Antefix gefunden wurde. Die als Parallelen angeführten Stücke, die in Brennöfen gefunden wurden (Anm. 11, 18) beweisen u. E. nur soviel, daß diese Objekte dort hergesteltt wurden. Die Stücke aus Szentendre stehen, ihrer Aus­arbeitung und Verzierungen zufolge, dem in der mansio von Üröm gefundenen Mo­dell an nächsten (Anm. 5) ; sie sind annehmbarerweise alle Produkte einer in Ul­cisia Castra wirkenden Töpferwerkstatt. Es ist beachtenwert, daß weitaus nicht in allen freigelegten und veröffentlichten römischen Gebäuden Leuchttürme dieses Ty­Dus gefunden wurden. Es ist daher anzunehmen, daß die Anwendung dieser im Dun­keln auch aus der Entfernung gut sichtbaren Leuchtkörper auch anderen Zwecken gedient haben mochten. Verifizierbar wird diese Annahme erst, wenn alle Frag­mente ähnlichen Typus, die von bekannten P'undorten, aus authentischen Ausgra­bungen stammen, gründlich untersucht worden sind. 312

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