Ikvai Nándor szerk.: Fejezetek Pest megye történetéből I. (Studia Comitatensia 7. Szentendre, 1979)
Fegyó János: A ráckevei „Paraszt céh”
JÁNOS FEGYÓ: „BAUERNZUNFT" IN RÁCKEVE Die einst reiche Stadt Ráckeve, welche im Laufe des XVIII. und XIX. Jahrhunderts auf die Stufe eines Dorfes zurückgesunken war, wählte in den Zeiten nach der Aufhebung der Leibeigenschaft die in der Organisation der Bauerngesellschaft nicht übliche Form des Zunftrahmens. Den reichen gewerbezünftlichen Traditionen nachfolgend — auf kirchliche Initiative — brachte die Bauernschaft 1857 die Ackerbau Treibende Bürgergesellschaft zustande. Nach allgemeinem Gebrauch wurde sie „Bauernzunft" genannt. Anfangs war die Selbstunterstützung die grundlegende Tätigkeit der Zunft. Später, im Laufe der Kapitalisierung, änderte sich auch ihre Funktion und ihre grundlegende Obliegenheit bestand fortan praktisch in der Durchführung des Kirchendienstes und der Bestattungen. Trotz dieser Wandlung der Funktion bewahrte die Zunft durchgehend — bis 1948 — die Archaität der Äusserlichkeiten. An der Spitze der Zunft standen der jährlich gewählte Obmann und der Notar. Höchste Instanz war die am Ende des Jahres stattfindende Versammlung, welche in Gegenwart der Zunftlade abgehalten wurde. Zentrales Ereignis war im Leben der Zunft der sich jährlich wiederholende Zunftball, dem vorausgehend die Zunftlade, einem Hochzeitszuge ähnlich, durch das ganze Dorf getragen wurde. Im Laufe des Balles spielten die Brautführer eine wichtige Rolle. Man passte sich in den Äusserlichkeiten des Zunftballes organisch an die Sittengesetze der Bauernzusammenkünfte — vor allem der Hochzeiten — an, deren Grat die Brautführertraditionen bildeten.