Marghescu Mária - Herpai András: Művészet és tér. Miró, Chillida, Tápies, Uecker és kortársaik grafikái. MűvészetMalom, 2013. júnus 8 - szeptember 1. - Ferenczy Múzeum kiadványai, C. sorozat: Katalógusok 4. (Szentendre, 2013)

Hamvas Béla: A kínai tusrajz

Die chinesische Tuschzeichnung besteht aus zwei Elementen: das eine sind schwarze Linien und Flecken, das andere ist der leere weiße Raum. Solange ich die Zeichnung auf europäische Weise betrachtet habe, bin ich von den schwarzen Linien und Flecken ausgegangen und habe den weißen Raum als bloßes Umfeld gesehen; ich habe nichts davon verstanden. Ich glaubte, sie sei die Abbildung eines Gegenstandes, einer Landschaft oder einer Szene. In einer meiner glücklichen Momente kam ich darauf, dass hier nicht von zwei gleichrangigen formenden Kräften die Rede ist. Nein. Das Weiße ist nicht die Umgebung, der passive Raum, die Leere, das Nichts oder der Zufall. Nein und wieder nein. Das Weiße bildet vielmehr das Schwarze (die Linien, die Flecken), nicht das Schwarze das Weiße. Die formgebende Macht ist das Weiße. Die Leere, das Nichts. Das Unbestimmbare. Das Unendliche. Für das europäische Auge gibt es nur schwarze Linien und Flecken. Es sieht nur diese, und nur diese betrachtet es als existent. Der Raum, die Leere, das Weiße, das Nichts werde nicht wahrgenommen. In einem glücklichen Moment begann ich, nicht vom Schwarzen zum Weißen, sondern vom Weißen zum Schwarzen zu gehen. Das war der Moment, in dem ich die chinesische Tuschzeichnung verstand. Zugleich verstand ich auch: obwohl das Weiße „außerhalb“ ist, das Umfeld und der Raum, ist doch eigentlich das „Innere“, der Gehalt, das Persönliche und das Zeitliche. All das geschah, weil ich nicht vom sinnlich erfahrbaren Schwarz in das Weiße hineinsah, sondern vom unbestimmbaren Weiß in das Schwarze. („Das Subjekt ist der Ort von dem aus das Wirkliche sichtbar wird.“) Ich habe mich nicht in das Gegenständliche hineinversetzt, sondern in die gestaltende Kraft, nicht in das Objekt, sondern in das Subjekt, nicht in das Reale, sondern in das Magische. Ganz ohne Zweifel gibt es eine Verwandtschaft zwischen der modernen Malerei und der chinesischen Tuschzeichnung. Der einzige Fehler der modernen Malerei ist, dass sie noch immer von dem Schwarzen, von dem sinnlich Erfahrbaren, von dem Objekt aus geht, den Raum aber als passiv und leer ansieht. Das ist noch Idolatrie. Realismus. Objekt - Komplex. Hintergrund. Das ist noch nicht das Wirkliche. Derjenige wird der große moderne Maler sein, der entdeckt, dass das Nichts nicht von Etwas geformt wird, sondern, dass das Nichts das Etwas bildet. Es ist derjenige der versteht, dass das Weiße, die Leere, der Raum, das infinitesimale Subjekt nicht das Äußere, sondern das Innere ist, nicht das Reale, sondern das Magische, nicht das Objekt, sondern das Subjekt. Ich glaube, die Zeit ist reif dafür, dass ein solcher Maler geboren wird. Solange wir in einem Bild nur Linien und Formen sehen, sehen wir nur die Hälfte des Bildes. In We das europäische Bild nur die äußere Hälfte des eigentlich Wahren ist. Solange wir nicht verstehen, dass die von Außen nach Innen dringende weiße Leere nichts anderes ist, als die von Innen nach Außen wirkende, formende Kraft, solange haben wir keine Ahnung von der malerischen Wirklichkeit. 10

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