Cseri Miklós – Tárnoki Judit szerk.: Népi építészet a Kárpát-medencében a honfoglalástól a 18. századig – A Jász-Nagykun-Szolnok Megyei Múzeumok közleményei 58. (2001)

Pálóczi-Horváth András: A késő középkori népi építészet régészeti kutatásának újabb eredményei

Neue archäologische Forschungsergebnisse im Bereich der spätmittelalterlichen Architektur auf dem Lande ANDRÁS PÁLÓCZI-HORVÁTH Eine wichtige Änderung fand in der Kultur und Wirtschaft der ungarischen Gesellschaft auf dem Lande zwischen Mitte des 13. und Mitte des 14. Jahrhunderts statt. Die Siedlungen und Wohnhäuser spiegeln diese Änderung wider. In den Dörfern war die Vorherrschaft von einräumigen gegrabenen Häusern vom oberirdischen Haustyp mit geteiltem Inneren abgelöst. Die archäologischen Ergebnisse der letzten 70—80 Jahre zusammenfassend können wir über die Entwicklung des Haustyps in den 14.—16. Jahrhunderten folgendes sagen. Der alte Typ des oberirdisch gebauten Hauses wies eine Zweiteilung auf und verfügte über einen Ofen. Je nach Funktion war ein Ofen in der Küche und kein Heizsystem in der Stube. Wenn ein Haus mit einem dritten und vierten Raum ergänzt wurde, waren damit verschiedene Funktionen getrennt: es waren Räumlichkeiten, wo gespeichert, wo geschlafen wurde, wo Tiere hausten oder wo gearbeitet wurde. Archäologisch können diese Funktionen kaum belegt werden. Das spätmittelalterliche Bauernhaus mit seiner Größe sowie mit den neuen strukturellen und Heizelementen war von der damaligen adligen und bürgerlichen Architektur beeinflußt, in manchen Fällen dienten die Häuser der privilegierten Schicht der hospes (fremde Siedler), die dem oberen Bauernstand angehörten, als Vorbild. Im Spätmittelalter begann die Entwicklung der regionalen Haustypen. 1. Haustyp der Tiefebene: In der Mitte des Karpatenbeckens, in der Großen Ungarischen Tiefebene und in ihren Grenzgebieten waren Lehmwände auf Holzstruktur vom 14.—15. Jahrhundert ab verbreitet. Die Häuser waren oberirdisch gebaut und ein Grund war für die Wände gegraben. In diesen wurden die Ständer gerammt, die für die Wände einen Rahmen bildeten, der mit Flechtwerk und Lehm gefüllt war. Die Dachstruktur bestand aus Firstpfette, die von Tragpfeilem getragen war und war mit Stroh oder Schilf bedeckt. In diesen Häusern wurde die Funktion von Küche und Stube früh getrennt. In der Stube gebaute Kachelöfen, die von der Küche geladen wurden, erscheinen in dieser Gegend am frühesten auf dem Lande. Die Stube hatte eine Decke. Der große, runde Ofen war von der Küche geladen. Der dritte und vierte Raum konnte Wohnstube oder Vorratskammer sein. In dieser Gegend waren Tiere nie im Wohnhaus gehalten, sondern immer getrennt. Der oben beschriebene Haustyp der Tiefebene ist in archäologischen Aufdeckungen vom 15.—16. Jahrhundert oft anzutreffen. Dies ist der Vorläufer des sog. mittelungarischen Haustyps, den wir in den meisten Regionen des Karpatenbeckens im 18.—19. Jahrhundert vorfinden. Dieser Haustyp ist sogar in den flachen Regionen von Osttransdanubien und Südtransdanubien anwesend. Die im mittelalterlichen Szentkirály aufgedeckten rekonstruierten Häuser vertreten diesen Haustyp (Nr. 4/a, 7 und 25). In Szentkirály haben wir gute archäologische Beweise vom Anfang des 15. bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts. Die Ausgrabungen zwischen den Jahren 1971 und 1990 legten 21 Wohnhäuser und 29 Wirtschaftsbauten frei. Die Hausentwicklung und Strukturänderungen können hier in der selben Siedlung beobachtet werden. Auch die Entstehung des Wohnhauses mit Kachelofen kann hier verfolgt werden. 2. Westtrransdanubischer Haustyp: In den bewaldeten Hügellandschaften in Transdanubien war noch im Spätmittelalter Holz für die Hausstrukturen verwendet. Schriftliche Quellen informieren auch vom Vorhandensein von Holzhäusern. Die wichtigste Fundstelle in Transdanubien ist das mittelalterliche Dorf Sarvaly (1969-1974). Kleinadlige bewohnten dieses Dorf. Die freigelegten Langhäuser waren auf Steinfundamente gebaut. Die Holzüberreste deuten auf Verwendung von Eiche und Buche. Manche der aufgedeckten 17 Häuser verfügten über einen am Hausende angebauten oder separat stehenden Keller. Nur einer aus den 4—5 Räumen war geheizt, und dieser war auch nicht rauchfrei. Kachelöfen wurden nur in zwei Häusern gefunden, aber nur einer war Hinterlader, vom Hof geheizt. Die freigelegten Häuser aus dem 15.—16. Jahrhundert sind Vorläufer des sog. westungarischen Haustyps. Das Baumaterial war Holz, der Wohnraum blieb lange Zeit Rauchhaus. Vom Spätmittelalter wurde es allgemein verbreitet, dass sich der Wohnraum mit Vorratsräumen und Tieren zusammen unter einem Dach befand. 258

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