Agria 38. (Az Egri Múzeum Évkönyve - Annales Musei Agriensis, 2002)
Szigethi Ágnes: A Pyrker-képtár Budapesten
und der qualitativ wertvollere Teil der Sammlung besteht daher aus italienischen Werken. Niederländische und deutsche Werken stellen einen geringeren Teil dar. In dieser Studie werden einige bedeutende Stücke des italienischen Materials besprochen. Hervorgehoben werden zwei Portraits, die abgesehen davon, dass sie zu den besten Schöpfungen der Gattung gehören, einen Einblick in eine der bedeutendsten und interessanten Wenden der Renaissance-Malerei und der Gattung Portrait gewähren: wo die dem Personenkult der Renaissance dienende Gattung die Möglichkeiten der inneren Seelendarstellung, die Darstellung der psychisch-emotionalen Momente an Stelle der äußeren Ähnlichkeit entdeckt hat. Das erste Portrait ist ein Werk von Gentile Bellini und stellt die zyprische Königin, Katharine Cornaro, dar. Der venezianische Künstler stellt uns das dickliche Gesicht der nicht mehr gerade jungen Dame mit gelassener Sachlichkeit vor, aber die vollkommene Wiedergabe der Details der Kleider, der Schmuckstücke, der durchschimmernden Schleier sind ebenfalls Meisterstücke. Das zweite Portrait der Pyrker-Galerie, das sog. Brocardo-Portrait ist davon durch ein knappes Jahrzehnt getrennt. Im Portrait des träumenden, traurigen jungen Mannes tun sich nur das durch einen dünnen weißen Hemdkragen hervorgehobene Gesicht und die über die Brust gelegte Hand mit ihrer Geste aus der dunklen Kleidung des mit feinem Licht-Schatten-Kontrast dargestellten Oberkörpers hervor. Das Bild wirft mehrere Fragen auf: Wer war der Autor, wer die geschilderte Person, wann genau wurde das Bild gemalt und was soll das besondere Bildnis bedeuten? An das Bild knüpft sich eine Unmenge an Literatur, beinahe alle mit der Renaissance-Kunst befassten Forscher haben dazu Stellung genommen. Das Gemälde wurde bereits in der 1880 erschienenen ersten Rezension Giorgione zugeschrieben. Diese Meinung wurde entgegen mehreren Gegenmeinungen auch durch die moderne Forschung bestätigt. Entstanden dürfte es im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhundert sein; die geschilderte Person kann daher unter keinen Umständen der venezianische Dichter Antonius Brocardus sein. Ballarins Forschungen verbinden die Entstehung des Bildes mit Leonardos Einfluss, wobei die Bedeutung der symbolischen Verwendung des Lichtes hervorgehoben wird. Demnach eröffnet das von oben kommende Licht für den menschlichen Geist den Weg in in die höchsten Denkebenen und Meditationsstufen, in denen das Licht dem göttlichen Funken gleichkommt, der den Geist erleuchtet, aber auch der Liebe der Seele zu Gott. Diese neuplatonische Betrachtung ist mit den zu Beginn des 16. Jahrhunderts geschriebenen GUAsolani von Pietro Bembo verwandt; um diese Zeit erschienen auch in Giorgiones Kunst die idealisierten Portraits junger Männer, wobei die erwähnte Auffassung hier um den Bedeutungsinhalt der Liebe zu Gott erweitert wird. 41