Agria 37. (Az Egri Múzeum Évkönyve - Annales Musei Agriensis, 2001)

Bitskey István: Utazások szervezése a barokk kori Magyarországon

1578) und stellte das Beispiel des weltreisenden Odysseus vor die ungarische Jugend. Im Zeitalter des Barocks waren fast alle Gattungen der Reiseliteratur in Ungarn ver­breitet. In heimgeschickten Briefen (missiles), Diarien, Memoiren wurde über die Reiseerlebnisse berichtet und die angeknüpften persönlichen Beziehungen wurden im album amicorum festgelegt. Als Reisemotivationen erschienen meistens kirchliche Ziele (peregrinatio sancta) oder Studienziele (peregrinatio academica). Als die ausführlichsten Reisefachbücher galten in Ungarn im 17. Jahrhundert die Werke des Lehrers Dávid Fröhlich aus Käsmark (Medulla geographicae practicae, 1639, Bibliotheca seu cynosura peregrinantium, 1643). Diese Bücher enthalten viele wichtige Informationen über die Reisemöglichkeiten, die Unterkunft, die Mahlzeiten, die Außerwählung der Reisegefährten und über das Verhalten der Reisenden. In diesen Büchern steht auch, was es sich lohnt, in einer Stadt im Ausland zu besichtigen. Offensichtlich wurden von den protestantischen Studenten, die in der Barockzeit an deutschen und niederländischen Universitäten studierten und auf dem Heimweg viele europäische Städte aufsuchten, die hier zusammengefassten Reiseregeln vor Augen gehal­ten. Die größte Reise wurde unter ihnen von Márton Csombor Szepsi unternommen. Sein erhalten gebliebenes Tagebuch ist von literarischem Wert (Europica varietas, 1620). Die Studienreisen der aristokratischen Jugendlichen wurden mit größter Umsicht organisiert. Gute Beispiele dafür liefert die Italienreise des 16-jährigen Miklós Zrínyi im Jahre 1636 bzw. die Rundreise von Zsigmond Széchényi im Jahre 1699. Da bekamen die Begleiter von den Gönnern ausführliche Instruktionen bezüglich der Reiserouten und der zu besichtigenden Sehenswürdigkeiten. Mit den Kosten mußte immer genau verrechnet werden. Einen ganz eigenartigen Reisetyp bedeutete die sogenannte Kavalierstour, im Laufe derer die adeligen Jünglinge Höfe von ausländischen Aristokraten aufzusuchen hat­ten, um die europäischen Hofsitten kennenzulernen. Über die Romreisen der ungarischen hohen Geistlichen sind auch zahlreiche Quellen erhalten geblieben. Sie sollen im allgemeinen über Wien nach Italien gefahren sein und die Fahrt dauerte in Abhängigkeit vom Zustand der Pferde und der Postkutschen einen Monat. Fast alle Reisenden suchten Venedig auf. Hier gingen oft die Seereisen unternehmenden Ungarn an Bord. Unter ihnen ist auch der Franziskanerpater István Kiss zu finden, der in das Heilige Land pilgerte und über seine Erlebnisse einen bunten Bericht hinterließ (Reise nach Jerusalem, 1793-96). Die wohlhabenden ungarischen Adligen fuhren in mit zwei oder vier Pferden gezogenen Kutschen. Ausführliche Informationen über die Organisierung und Abwicklung von solchen Reisen erhält man im Werk von Péter Apor unter dem Titel Metamorphoses Transylvaniae aus dem Jahre 1736. Letzten Endes kann festgestellt werden, dass sich die Reiseliteratur im Ungarn der Barockzeit recht großer Beliebtheit erfreute und die Reiselust in allen Gesellschaftschichten vorhanden war. Typisch für die Reisenden war es, dass sie stets in doppelten Dimensionen dachten: das im Ausland Gesehene wurde immer mit den heimis­chen Verhältnissen verglichen und das trug im wesentlichen zum Nachsinnen, zur Erweiterung des Gesichtskreises und zur Verstärkung des Identitätsbewußtseins bei. Der viel reisende ungarische Dichter des 20. Jahrhunderts Gyula Illés meinte auch, dass es während der Reisen wichtig sei, wunderschöne Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, aber viel wichtiger sei es, nachhaltige innere Erlebnisse zu gewinnen, die die wirkliche Bereicherung des Geistes befördern. 218

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