Agria 35. (Az Egri Múzeum Évkönyve - Annales Musei Agriensis, 1999)
H. Szilasi Ágota: Képpé formálódó poézis – és más egyebek. Az akvarellről az ezredvégen az egri Akvarell Biennálék tükrében
Ágota H. Szilasi Poesie in bild ausgedrückt - und andere dinge Vom Aquarell am Jahrtausendende im Spiegel der Biennalen in Eger Die erste gesamtnationale Aquarellausstellung wurde in Eger im Jahre 1968 veranstaltet. Somit wurde die Stadt in jenes, durch die offizielle Kunstpolitik hervorgerufene System eingebunden, das in größeren Städten des Landes ein künstlerisches Leben auf hohem Niveau schaffen wollte, das ein würdiges Gegengewicht gegenüber dem geistigen Wirbel der Hauptstadt Budapest bildet. Diese sich laufend ändernde, entwickelnde, mehrere wichtige Umwandlungen durchgemachte Veranstaltungsreihe kam Mitte der achtziger Jahre zu einem Scheideweg und schlug im gewandelten gesellschaftlichen und wirtschaftlichem Milieu den Kurs ein, der zur Heraushebung der Aquarellmalerei aus ihrer quasi Stiefkindlage führte und die Veranstaltung zu einer Repräsentationsstelle der Gattung im Lande machte. Dieser uralten Technik mit eigentümlicher Funktion und eigenständigen ästhetischen Kriterien -sie besteht in der Verteilung wasserlöslicher feiner Farbenkörnchen auf weißem Papier -, kam mal eine ausgezeichnete Rolle zu, mal wurde sie wieder auf die Peripherie gedrückt. Sie gilt als eine eigenständige Gattung der bildenden Kunst, wird dennoch oft als eine Art Übergang zwischen den Mal- und Zeichnungstechniken behandelt bzw. als Skizze erwähnt, etwa als Entwurf für die als wertvoller betrachtete Freskomalerei, Ölmalerei oder eben des Gobelinwirkens. Obwohl mehrere Beispiele dafür gebracht werden können, daß eben das den Erwartungen so hingebungsvoll anpassende Aquarell als das geeigneteste Medium für gewisse Neuerungen galt, wie etwa das sich von den in mittelalterlichen Skizzenbüchern festgehaltenen Komposition- und Ikonographievorschriften losreißende künstlerische Denken, das erste autonome Landschaftsbild (A.Dürer), die moderne abstrakte Betrachtung (V. Kandinski) bzw. das Erscheinen des künstlerischen Freiheitsanspruches oder den Ausdruck von Gefühlen in Bildern. Im 19. Jahrhundert wurden so renommierte Künstler in Europa zu leidenschaftlichen Anwendern, Meistern des Aquarells wie M.W. Turner, John Constable, R.P Boning ton, E. Delacroix, Thomas Ender, Jacob und Rudolf von Alt, A. von Pentenkofen, E. Manet, P.A. Renoir, P. Cezanne, P. Gauguin, J.A.M. Whistler, Egon Schile, Otto Dix, Paul Klee... oder in Ungarn Miklós Barabás, Károly Marko sen., Károly Lajos Libay, Aladár Kreisch von Körösfő, József Rippl-Rónai, László Mednyánszky, János Vaszary, István Szó'nyi, Jenő Elekfy. Imre Ámos... und viele andere bis in unsere Tage. Das nunmehr, am Jahrhundertende in Eger alle zwei Jahre veranstaltete Treffen für diese trotz ihrer Feinheit und Stille einer suggestiven Darstellung fähige Technik der Malerei hat sich für unsere Tage zu dem anerkanntesten Forum ausgeweitet, das die Schöpfungen der meisten zeitgenössischen Künstler unseres Landes vorführt. Im Laufe der im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts veranstalteten 16 Schauen werfen die in den Werken und Theorien realisierte Gedanken und Erfahrungen Fragen auf. Fragen nach dem Nutzen der Ausstellungen, nach ihrer Unterstützung, ihrer provinziellen oder gesamtnationalen Bedeutung, den Umständen der Durchführung, der Befreiung von den Fesseln der Politik, aber auch nach der autonomen Entwicklung des Aquarells, der Gouache, mit zusammenfassender Bezeichnung der Wassermalerei, auf dem Wege bis heute bzw. nach ihrem Wandel, nach ihren Möglichkeiten um die Jahrtausendwende sowie darüber hinaus auch nach der Zukunft der Biennale selbst. Die zeitgenössische Aquarellsammlung des Dobó-István-Burgmuseums ist bestrebt, eine relative Abbildung dieser mehr als dreißigjährigen thematischen, stilistischen und technischen Wandlung und der Vielfalt unserer Tage anzubieten. Die beinahe 130 Werke zählende Sammlung widerspiegelt getreu die Änderung, die während der 30 Jahre sowohl in der einheimischen Kunst als auch in den Biennalen erfolgt ist. Neben der immer intensiver gewordenen Autonomie der Gattung führte die verwirklichte, breit interpretierte technische Freiheit dazu, daß immer weniger Aquarelle im klassischen Sinne des Wortes in die Sammlung gelangt sind. Wenn sich aber die Technik dennoch rein durchsetzte, dann nahm das Werk in der Regel eine komische, sonderbare Form an, die nicht mehr 474