Agria 33. (Az Egri Múzeum Évkönyve - Annales Musei Agriensis, 1997)
Császi Irén: Népi ájtatossági formák egy palóc közösségben
Irén Császi Volkstümliche Andachtsformen in der Paloczengemeinschaft Die Gebetformen bei den Paloczen als Teil des religiösen Lebens können wir an zwei lebendige Überlieferungen erkennen: Die Heilige-Familie-Andacht aus der AdventsVolkssitte und die Jesussuche aus dem österlichen Festkreis sind noch bestehende Volksbruche in Mátraderecske. Der Heilige-Familie-Umzug war schon zu Beginn des Jahrhunderts bekannt und ist in mehreren Gegenden des Landes überliefert. Den Ursprung können wir in den mittelalterlichen Weihnachtsfestspielen finden, unter deren Einflu der Brauch der Obdachsuche während des Barocks auftauchte. Die katholischen Einwohner über 50, überwiegend Frauen, nehmen an dieser Andacht teil. Der neuzeitliche Heilige-Familie-Umzug wird an den neun Tagen vor Weihnachten veranstaltet. Dabei können wir vier Gruppen in vier Straßen unterscheiden. Untersucht wurde die Gruppe in der Dobo-Straße. Die Nachbarn und Bewohner dieser Straße versammeln sich bei ihrem Haus unter Anführung von neun Frauen, um zu beten. Sie tragen ein Bild der Heiligen Familie zum dafür aufgestellten Hausaltar und beten und singen. Das Bild bleibt bei der quartiergebenden Familie für eine Nacht, am folgenden Abend wird es zum Ort der nächsten Andacht getragen. Die Zahl der teilnehmenden Frauen der Jesus-Suche schwankt zwischen 15 und 20. Am frühen Sonntagmorgen gehen die Frauen in Gruppen zu den Kruzifixen im Dorf und in der Feldflur, um zu beten und zu singen. Diese Sitte besteht in mehreren Gegenden des Landes und kann in den Kreis des Volksglaubens bei den Prozessionen eingeordnet werden. Sie ist eine volkstümlich gewordene liturgische Tradition, in der wir die Erinnerung an das österliche Mysterienspiel finden. Auf zwei Wegen suchten die Frauen jährlich wechselnd insgesamt 10 Kreuze auf. In Mátraderecske machen sie sich um 3 Uhr frühmorgens mit Kerzen und Laternen in der Hand auf den Weg. Bei jedem Kreuz stellen sie Kerzen auf, singen und beten. Sie beenden die Andacht in der Kirche, die Auferstehung Jesu verkündend. 545