Agria 21. (Az Egri Múzeum Évkönyve - Annales Musei Agriensis, 1985)
Szabó János Győző: A gyöngyöspatai Szent Péter templom
bzw. 55 Fuß gebaut worden sind. Der Umstand, daß die Erzdechantskirchen ausnahmslos unterschiedliche Grundrißeinteilung haben, unterstreicht die Annahme, daß das gleiche Längemaß unserer mittelrängigen Kirchen keine zufallige Erscheinung ist Zum Kreise dieser Kirchen kann man auch die nicht vom König gegründeten ersten Klosterkirchen (z. B. in Vértesszentkereszt, Pusztaszer) rechnen. Gedanken über die Regelwidrigkeiten Der Verfasser lenkt die Aufmerksamkeit auch auf die zu beobachtenden Regelwidrigkeiten bei der Kirche I. und auch bei der Kirche IL (Die Winkel des Schiffes weichen von 90° ab, die nördliche Seite des rechteckigen Sanktuariums ist kürzer, usw.) Ähnliche Unregelmäßigkeiten sind bei mehreren ungarischen und ausländischen Kirchen nachweisbar. Hierher gehören die bei vielen Kirchen wahrnehmbaren Schräge und die von der Schiffaschse abweichende Achse des Sanktuariums. Die Fachliteratur beschäftigte sich nur mit der letzteren Erscheinung eingehender. Die unterschiedlichen Ortungen des Sanktuariums und des Schiffes erklärt man manchmal mit der Änderung des Schutzpatrons, mit nachträglichen, im Laufe der Bauarbeit durchgeführten Anschaffungen der heiligen Reliquien. Aber in mehreren Fällen stimmt die Sonnenaufgangsrichtung am Namenstag des Heiligen mit der Richtung der Achse der Kirche nicht überein. Die Berufung auf die Gedanken der Mystiker des 13. Jahrhunderts (das schräge Sanktuarium symbolisiert das gesenkte Haupt Christi) ist für uns unannehmbar. Das sind nachträgliche Hinweisunge. Christus mit gesenktem Kopf erscheint am Kruzifix nur in der späten Romanik und verbreitet sich in der Gotik, also zu einer Zeit, inder die Regelwidrigkeiten in der Praxis verschwunden sind. Zur Erklärung der weiteren Regelwidrigkeiten (trapezförmiges Schiff, usw.) pflegt man die Unvollkommenheit der Kenntnisse in der Beutätigkeit heranzuziehen. Aber diese Erklärung ist bei den vom König gegründeten Kirchen und auch bei den vom Palatin (Stellvertreter des Königs) durchgeführten Bauarbeiten (z.B. Gyöngyöspata) unannehmbar. Der König oder sein Stellvertreter vertraute die Bauarbeiten der Kirche wohl kaum Leuten ohne jegliche Kenntnisse in der Bautätigkeit an. Mit einer Schnur kann man nicht zur den Zirkelbogen und Ring konstruieren, sondern auch die Senkrechte auf die gerade Linie. Auch schon die ungeschulte Poliere wußten, daß wenn beim Aneinanderfügen eines Stockes von drei Maßeinheiten an einen anderen mit vier Einheiten die Länge der Spannweite fünf Einheten ausmacht, so der rechte Winkel genau gegeben ist. Die Überlieferung : solcher grundlegenden Fachkenntnisse der antiken Baugewerbe darf man in mittelelterlichen kirchlichen Zentren nicht bezweifeln. Bei der Erklärung eines Teiles dieser Unregelmäßigkeiten neigt der Verfasser zur Auffassung von Günther Broker, der, als er ähnliche Grundriß-Regelwidrigkeiten bei den nubischen Kirchen des 6. Jahrhunderts gesehen hat, die Aufmerksamkeit auf die Biographie des Großen Heiligen Pachomius gelenkt hat Die Ordensbrüder des Heiligen bewunderten einmal einen seiner Kirchenbauten so sehr, daß er sich über diesen Teufelsgedank entsetzte; nämlich Vollkommenes kann nur Gott schaffen. Dann betete er andächtig und bat seine Brüder, die Pfeiler ein wenig mit Seilen fortzubewegen. Auch der Hl. Augustinus unterstützte den Gedanken, im Menschenwerke irgendeinen Fehler zu verbergen. Es wird eine der Aufgaben der Zukünftigen kunstgeschichtlichen Forschungen sein, den Weg dieses orthodoxen christlichen Gedankens in Europa zu verfolgen. 76