Agria 18. (Az Egri Múzeum Évkönyve - Annales Musei Agriensis, 1980-1981)
Misóczki Lajos: A gyöngyösi műemlék könyvtár
Lajos Misóczki Die Denkmal-Bibliothek (Buch-Museum) in Gyöngyös Die Observant-Franziskaner, die sich zu Mitte der 30er Jahre des 14. Jhs. in Gyöngyös niederliessen, sammelten in ihrer Bibliothek seit dem 15. Jh. die anfangs mit Hand geschriebenen Kodizes, später die gedruckten Bücher. Gegen Mitte des Jahrhunderts konnte die Zahl der Bänder etwa 20 sein. Die Blütezeit der Bibliothek dauerte ab Ende des 15. Jhs bis Erscheinung der Türken. Zu dieser Zeit war sie eine der reichsten unter den Kloster-Bibliotheken des Landes. Von der Türkenherrschaft wurde die Entwicklung der Bibliothek nur anfänglich zurückgeworfen. Verschiedene Privilegienurkunden ermöglichten das Weiterbestehen des Klosters, die Fortsetzung des Ordenslebens und damit auch die Sammlung von Büchern. Die Bibliothek hat ausser den im Ausland erschienenen Büchern der mittelalterlichen kirchlichen Schriftsteller auch den Gyöngyös-Kódex, das Lateinisch—ungarische Wörterbuch (Fragment), die Gyöngyöser Glossen und die Gyöngyöser Appendix aufbewahrt. Hier ist sozusagen die ganze ungarische Kirchenliteratur des 14—17. Jhs. auffindbar. Der Inhalt der Bücher der Bibliothek ist sehr abwechslungsreich und beweist, dass neben den kirchlichen Publikationen aus den Themenkreisen des Glaubensleben auch die Sammlung der naturwissenschaftlichen, geschichtlichen, literarischen, ärztlichen, philosophischen und anderen Werken sich vermehrt hat. In den Büchern sind zahlreiche (lateinisch, deutsch, ungarisch, slowakisch und in anderen Sprachen abgefasste) Eintragungen, die viele kirchliche, geschichtliche (ortsgeschichtliche), ärztliche, pharmazeutische, ethnographische, sprachkundliche und anderen Daten von unschätzbarem Wert bewahren. Die im 16. und 17. Jh. datierten Eigentümerseintragungen in einzelnen Drucksachen zeigen den Eifer, die Sammel- und Leserleidenschaft der einstigen Herren. Die Zeiten nach der Türkenherrschaft, einschliesslich die bewegten Jahre der Kurutzenzeit, brachten einen neuen Aufschwung des Franziskanerlebens und eine neue Glanzepoche der Klosterbibliothek. Zu Mitte des 18. Jhs. wurden die beschädigten Bücher in neue Deckel gebunden und mit der gedruckten Signatur „Conv. Gyön. Ord. Min." versehen. Die neuen Schränke des Bibliothekraums wurden zu dieser Zeit verfertigt. Am Anfang des 19. Jhs. nahm das Interesse der Forscher an den alten Bücher und Kodizes gegenüber zu. Die wissenschaftlichen Bearbeitungen der hier gefundenen Werte wurden nacheinander publiziert. Im 19. Jh. sammelte die Bibliothek neben den Büchern auch schon die in- und ausländischen Zeitschriften, und ein Handschriftarchiv wurde ausgestaltet. Als das Kloster in Gyöngyös ein Provinzial-Stifthaus wurde, vergrösserte sich sein Wirkungskreis durch die Eröffnung der theologischen Hochschule, und seitdem wurde die Erweiterung der Hochschulbibliothek Aufgabe des Ordenhauses. Im Jahr 1876 wurde die Bibliothek reorganisiert und ein Fachregister zusammengestellt. In 1904 und 1917 drohte der Bibliothek eine besonders grosse Gefahr: das Kloster wurde vom Feuer zerstört. Das brave Standhalten der Ordensmitglieder wendete in beiden Fällen die Gefahr der Vernichtigung der Bibliothek ab. Die ersten Schritte zur Umgestaltung der Bibliothek in ein Buch-Museum erfolgten in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Dazu diente der 1930 verfertigte allgemeine, gedruckte Fachkatalog, in welchem die Bücher aus den 15—17. Jh. registriert sind. Die Sammlung von 15 000 Bänden erlitt im II. Weltkrieg keine Beschädigung. 217