Ujváry Zoltán: Varia Folkloristica (A Hajdú-Bihar Megyei Múzeumok Közleményei 25. Debrecen, 1975)

Német nyelvű kivonat

gleiche Glauben oder der gleiche Brauch kann auf den verschiedensten Stellen des Volks­lebens auftauchen. Sehr oft kommt derselbe Glaube oder Ritus in der Tradition von meh­reren Kalendertagen oder unterschiedlichen Gebrauchssphären (z. B. gesellschaftliches, landwirtschaftliches Leben, Hirtentum) in einer ähnlichen oder vollständig gleichen Funk­tion vor. Im Laufe der Forschung stellt sich die Frage, ob diese sog. beweglichen Riten und Glauben mit einem konkreten Kalendertag oder einem anderen Anlass in Verbindung gebracht werden können, und ob wir sagen können, dass es sich um den Ritus oder den Brauch eines gewissen Tages oder Anlasses handelt. In diesem Zusammenhang habe ich in der erwähnten Abhandlung die Fragen des Brauchelements, des Funktionselements und der Funktionsübertragung erörtert. Diesmal möchte ich die in den Dörfern des Zempléner Gebirges (Komitat Zemplén) bekannten Bräuche des Andreastages unter die Lupe nehmen. In den Dörfern des Zempléner Gebirges sind die Bräuche des Andreastages so ähn­lich, dass man Unterschiede praktisch kaum finden kann. In der Tat, es gibt viel mehr Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen, als Unterschiede. Von den letzteren kann eigent­lich gar keine Rede sein, denn sie sind in ihrer überwiegenden Mehrheit völlig belanglos, wie beispielsweise in dem Brauch, wonach die Mädchen das Wasser für den Kuchen, den sie am Andreastag backen, vom Brunnen holen, oder von einem Bach in ihrem Mund. Auch können keine weitreichenden Schlüsse gezogen werden, wenn etwa die Analogie eines Brauches in den Nachbardörfern unbekannt ist. Da es sich zumeist nur um ganz bedeutungslose Glauben handelt, kann der Sammler die Analogien nicht immer zum Vorschein bringen, zumal diese grösstenteils allmählich auf einen engen Kreis, auf die Tätigkeit oder die Kenntnisse älterer Frauen oder nur Jugendlicher (Liebeswahrsagung) beschränkt sind. So können wir aus den diesbezüglichen Abweichungen nicht auf tradi­tionsbedingte Eigenarten von Gemeinden oder ethnischen Gruppen schliessen, und zwar umso weniger, als an der Entwicklung gewisser Liebeszaubereien (z. B. Bleigiessen) oder an der Verbreitung von Glauben im Zusammenhang mit dem Wetter vielfach solche Faktoren mitgewirkt haben (z. B. Kalender, Wahrsagebücher), die eine Vergangenheit von einem knappen Jahrhundert oder gar nur einiger Jahrzehnte haben. In der Untersuchung von Bräuchen, die eine grössere Einheit bilden und vornehmlich kollektiven Charakters sind, können wir selbstverständlich auf den Vergleich nicht verzichten, denn in gewisser Hinsicht haben die Bräuche, die sich auf die ganze Gemeinschaft erstrecken (Weihnachts­gesang, Krippenspielc), unbedingt determinierende Züge in bezug auf die einzelnen Dörfer bzw. ethnische Gruppen. In ihrer Mehrheit standen die Bräuche des Andreastages mit den Liebeszaubereien und -Wahrsagungen in Verbindung. Liebeszaubereien sind - meistens in derselben Form ­auch zu anderen Jahreszeiten bzw. in anderen Sphären der Volkstradition zu finden (z. B. Luzientag, Spinnstube). Eigentlich zählen sie deshalb zu den Bräuchen des Andreas­tages, weil sie auch an diesem Tag praktiziert werden, dürften aber nicht ausschliesslich als Andreastagsbräuche gelten. Es sind eben allgemeine Bräuche und Riten der Liebes­zauberei, die auch am Andreastag vorkommen. In den Traditionen und individuellen Riten der Mädchen oder in ihren gemein­schaftlichen Bräuchen spielt die Erkundung der Person, der Eigenschaften und des Berufs des zukünftigen Gatten sowie, nicht zuletzt, des Zeitpunktes der Ehe eine bedeutende Rolle. Das einschlägige Material wird nach Formtypen aufgeteilt. Bei näherer Untersuchung würde es sich zeigen, dass ein Teil der Glauben und Bräuche des Andreastages, ja, im Falle eines Vergleichs auf einem umfangreichen Gebiet, sogar sämtliche Beispiele auch in der Tradition anderer Gelegenheiten oder Tage vor­kommen. Bei der wissenschaftlichen Systematisierung wäre es daher sehr nützlich, die Brauchelemente, Funktionselemente oder Brauchmotive im Zusammenhang der ganzen Tra­dition zu untersuchen. Ausschlaggebend ist nicht, ob wir im Laufe der Systematisierung von Brauchelementen, Funktionselementen oder Brauchmotiven sprechen, sondern viel­mehr, dass Bräuche und Glauben von gleicher Funktion und Rolle nebeneinander kommen, ungeachtet dessen, dass sie innerhalb der Volkstradition in bezug auf Zeit, Anlass und selbstverständlich auch auf den geographischen Raum voneinander weit entfernt sind. Um ein Brauchmotiv auf dem Gesamtgebiet der Tradition erfassen zu können, müs­sen wir die verschiedenen Kalenderfeiertage und sonstige Brauchgelegenheiten auf einem bestimmten Gebiet nach Motiven systematisieren. Diesmal unternahm ich diesen Versuch in bezug auf den Andreastag. Meines Erachtens dürfte ein derartiger Überblick der Glau­ben und Bräuche die weitere umfangreichere Gruppierung und Systematisierung erleichtern. 14* 211

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