Nyakas Miklós szerk.: Hajdúsági Múzeum Évkönyve 3. (Hajdúböszörmény, 1977)
Der Flussadler auf dem Hortobágy
István Fintha DER SEEADLER AUF DEM HORTOBÁGY D;r Seeadler (lat. : Haliaeetus albicilla), dieser einst in ganz Europa gemeiner Raubvogel kommt heute nur noch in wenigen Gegenden des Subkontinents vor, noch geringer ist die Zahl der Orten, wo er sich auch vermehrt. Unter den Ursachen für das Seltenswerden der Art (es geht in den letzten Jahrzehnten hie und da katastrophisch schnell vor sich) ist nicht nur die Kulturscheu der veraltenden Art zu erwähnen, eine bedeutende Rolle spielt darin auch die Verminderung der Lebensstellen d.h. die Möglichkeiten des Horstens bzw. der Beschaffung der nötigen Beute werden immer enger, ferner verursacht auch die starke chemische Beschmutzung der Lebensstellen und der Nahrungsarten Schäden. Einst war der Seeadler charakteristisch für die Heiden der ganzen Ungarischen Tiefebene, es kam nicht selten vor, daß man seine riesigen Neste, auf den mächtigen Bäumen, in den von Flüssen durshgeflosssenen üppigen Wäldern auffand. Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts zog sich der Seeadler vor der sich rasch entwickelnden landwirtschaftlichen Produktion in die unbewohnten Heien der größeren Flüsse, oder in das ungestörte Dickicht der Insel, wo der Zug der Flüsse langsam war, zurück. Während bis zu den fünfziger Jahren horsten noch 9—10 Adlerspaare in unserem Lande, dagegen sind in unseren Tagen kaum 2—3 Paare übriggeblieben, und es gibt auch Jahre, in denen über die Brut der Flußadler nichts zu hören ist. Noch heute ist aber der Aufenthalt der steichenden Adler in unserem Lande bedeutend. Sie fliegen größtenteils von Norden wegen der Kälte und des Eises, weil sie dort keine Nahrung mehr finden, zu uns. Ein Teil von ihnen überwintert hier in kleineren Gruppen (Schare von 5—6 Vögeln). Die Meisten von ihnen finden wir immer an den meist ungestörten Orten, da sie die Menschen außerordentlich scheuen. So ist das Hortobágy mit seinen ausgedehnten stillen Heiden von Altem her einer der bekannten Fundort der Seeaddier. Neulich hausen die Seeadler auf dem Hortobágy nur noch in der Winterzeit, aber noch immer regelmäßig. Sie hausen in der Nähe der großen Wasserflächen, in der Umgebung Halastavak und auf dem südlichen breiteren Salzsteppen. Im Allgemeinen kommen sie in der ersten Woche des Novembers an, und fliegen in der zweiten Hälfte von März zu ihren weitliegenden Brutstellen. Die ersten Herbstexemplare sind oftmals schon Ende Oktober zu sehen, die Mehrheit kommt doch erst ein Paar Tage vor dem Eintritt des Winters an. In der zweiten Hälfte des Novembers erhöht sich die Zahl der Vögel plötzlich bis 15—25, nicht selten sogar über 30. In der Zeit der dicken Schneedecke und der nachhaltigen Fröste fliegen sie davon, weil sie hier an Nahrungsmangel leiden würden. Darum ist ihre Fütterung von großer Bedeutung; sie hält die Vögel ortsfest und es kommt nicht zur Verendung oder Vermährungsunfähigkeit, da die Nahrung von den Krankheitserregern und Giften frei ist. Auf dem ganzen Hortobágy weilen winters wenigstens 8—10 Seeadldr 1er, neulich noch mehr. Ihre Mehrheit weilt zwischen den Orten Ohat und Máta, die Minderheit einzeln oder paarweise, zerstreut auf dem Gebiet von Sárosér, Kónya, Nyírőlapos, Meggyes begrenzt. Viele von ihnen übernachten in dem kleinen Robinienwald von Juhoshát, der kaum ein Hektar groß ist. In dieser Umgebung erscheint von Spät-, bis Frühjahr so gut wie kein Mensch, so ist die Ruhe un die Offenheit der Gegend für die Vögel das Günstigste. Aus der Anzahl und Buntheit der in dieser Gegend gefundenen, gefallenen Fäder kann man auf die Zahl und Alter der „Gäste" schließen. Ihre Zahl erreicht den Höhepunkt vorübergehend im Herbst, dann wieder im März. Nach dem Abfliegen der Fortziehenden bleiben hier noch 2—3 Exemplare bis April sogar bis Ende April, in erster Linie die Junge odergeltvögel, die paarlos geblieben sind. Trotz aller Daten brütet der Seeadler im Raum des Hortobágy seit Menschengedächtnis nicht. Erst in den vergangenen Jahren hat man zwei, leider erfolglose Nestbauversuche beobachtet. Man sollte sich, nach dem Erkennen der schlechten Anpassungsfähigkeit des Seeadlers um diese Art mehr kümmern. Wir sollten ihn als einen Schatz aufbewahren, den es kommt in ganz Europa nur selten vor, daß er sich — obgleich in der Zeit der Schwärmerei —- irgendwo noch in so hoher Zahl wie bei uns auf dem Hortobágy zeigt. Im Interesse seines Schutzes wollen wir im Raum des Hortobágyer Nationalparkes die folgenden Vorschriften anwenden: 1. die Störungslosigkeit des Nestplatzes muß gesichert werden 2. man muß um die jeweilige Ruhe der Rastplätze kümmern 3. die Fütterung-besonders bei dem kalten Wintermuß organisiert werden Die Zahl der erfolgreichen Neste und der überziehenden, oder winternden Seeaddier wird von der Wirksamkeit unseres Naturschutzes zeugen. 29