A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 2002-2003 (Debrecen, 2003)

Néprajz, kulturális antropológia - Nagy Ibolya: „...nicht alle unsere Tage wurden beansprucht...” Selbständige Bauern im Sozialismus

Ibolya Nagy „... NICHT ALLE UNSERE TAGE WURDEN BEANSPRUCHT ..." Selbständige Bauern im Sozialismus Die Verasserin beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Landwirtegesellschaft und Kollektivierung der Landwirtschaft (1948-1961) in Hajdúszoboszló (Bezirk Hajdú-Bihar). In der vorliegenden Studie veröffentlicht sie ihre Forschungsergebnisse in Bezug auf die soziale Identität, d. h. das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft seiner Zeit, der nicht in die Pro­duktionsgenossenschaften Eingetretenen und der Nebenerwerbsbauern (sie führen eine selbs­tändige Landwirtschaft, arbeiten aber nebenbei an einem ein regelmäßiges Monatsgehalt sichern­den Arbeitsplatz). Die lokale Macht wollte die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft zu hundert Prozent durchführen, damit keinem einzigen in eine Produktionsgenossenschaft „zurückge­wichenen" Mitglied der Gedanke komme, sich mit den Selbständigen zu vergleichen. Trotz des Drucks der Macht bringt es die Erinnerung zum Ende des Jahrtausends auf eine Zahl von acht bis zehn Personen, die die Eintrittserklärung in die Produktionsgenossenschaft nicht unterschrieben haben. Die Verfasserin hat mit fünf von ihnen lebensgeschichtliche Gespräche geführt. Unter den von ihrer Umgebung als Selbständige in Evidenz gehaltenen waren - wie sich im persönlichen Gespräch herausstellte - mehrere schon zur Zeit der Organisation der ersten Pro­duktionsgenossenschaft (1948-1953) Mitglieder bzw. übernahmen eine Arbeit (Nachtwächter, Portier), die mit der selbständigen Landwirtschaft von der Arbeitszeit her vereinbar war. Die zweite Lehre aus der Forschung ist, dass im Grunde keinerlei gesellschaftliche Tatsache ihr Drau­ßenbleiben determinierte, sondern bei der Entwicklung ihres Schicksals der Zufall und persön­liche Eigenschaften und Umstände eine große Rolle spielten. Die draußen Bleibenden sahen sich selbst nicht als von ihrer weiteren Umgebung unabhängig, den Vergleich mit den Mitgliedern der Produktionsgenossenschaft nicht als wichtiges Segment ihrer Selbstbestimmung. In der überwiegend sozialistische, großbetriebliche Landwirtschaft führenden wirtschaftlich­gesellschaftlichen Umgebung, standen ihnen im Zusammenleben mit ihr keine Muster, Lebens­wegmodelle, ähnlich denen der Genossenschaftsmitglieder zur Verfügung. Auf Grund der erzählten Lebenswege scheint es, dass sie sich mit Hilfe der vollen Entfaltung ihrer persönlichen und landwirtschaftlichen Fähigkeiten und/oder der Treue zu den vererbten familiären Mustern im konkreten sozialen Raum situierten. 262

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