A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 2002-2003 (Debrecen, 2003)
Régészet, ókortudomány - Szabó László: Anmerkungen zur Böszörmény-Frage auf Basis der archäologischen Funde eines im Weichbild von Hajdúböszörmény entdeckten arpadenzeitlichen Dorfes
László Szabó ANMERKUNGEN ZUR BÖSZÖRMÉNY-FRAGE AUF BASIS DER ARCHÄOLOGISCHEN FUNDE EINES IM WEICHBILD VON HAJDÚBÖSZÖRMÉNY ENTDECKTEN ARPADENZEITLICHEN DORFES Ziel der Studie ist es, auf Basis des Fundmaterials einer Grabung die frühere Annahme zu untersuchen, nach der die im Regestrum von Nagyvárad mehrmals auftauchende Siedlung der Ismaeliten von Nyír identisch sei mit den Überresten des 1979 in Hajdúböszörmény entdeckten arpadenzeitlichen Dorfes. Den schriftlichen Quellen zufolge verfügten die Ismaeliten in den ersten paar hundert Jahren nach der Landnahme über eine bedeutende wirtschaftliche Macht. Aus ihnen gingen Händler, Geldwechsler und Münzpräger hervor. Obwohl sie wegen ihres Glaubens ständig angegriffen wurden, bewahrten sie ihre Position bis zum Tatarensturm. Danach verschwinden sie nach und nach aus den Quellen, die Erinnerung an sie erhielt sich nur in den Namen ihrer ehemaligen Siedlungen. Die Forscher stellten bereits im 19. Jahrhundert fest, dass die Namen izmaelita-szaracén-káliz-böszörmény sich alle auf die Völker mohamedanischen Glaubens, die in Ungarn gelebt haben, beziehen. Die Standpunkte unterscheiden sich nur darin, von wo und wann sie ins Karpatenbecken gekommen seien. Am wahrscheinlichsten scheint, dass neben ihrem einheitlichen mohamedanischen Glauben ziemlich unterschiedlichen Ethnien angehörten und in der Arpadenzeit fortlaufend ins Land kamen. Die Ismaeliten von Nyír kommen Anfang des 13. Jahrhunderts mehrmals in den Quellen vor, gerichtliche Angelegenheiten haben sie unter anderem mit Einwohnern der Dörfer Cégény und Salamon. Diese einstigen Dörfer liegen innerhalb der Grenzen des heutigen Hajdúböszörmény, es liegt also auf der Hand, das mittelalterliche Böszörmény mit den oben erwähnten Ismaeliten in Zusammenhang zu bringen. Auch vor den Grabungen gab es eine schöne Zahl von Funden auf dem nördlichen Gebiet der heutigen Stadt und die Grabungen von 1979 bewiesen die Existenz eines arpadenzeitlichen Dorfes. Es gelang, die Ruinen zweier in die Erde gesenkter Häuser zu finden, mehrere freistehende Öfen und Gruben. Der Großteil der ans Tageslicht gekommenen Funde besteht der Zeit entsprechend erwartungsgemäß aus Keramik- und Metallbruchstücken. Ihre Datierung erleichterten drei aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammende Münzen. Was von den gewohnten Denkmälern arpadenzeitlicher Dörfer abweicht, ist das ungewohnt reiche Fundmaterial der zwei Häuser. Im einen befanden sich in dörflicher Umgebung ungewöhnliche Waffen, im anderen Silberdinare, ein aufgebrochenes Kistenschloss und Bruchstücke importierter Glasflaschen. Beide Häuser wurden in einer Feuersbrunst im Zuge des Tatarensturms oder einer anderen, früheren Gewalttat vernichtet. Zusammenfassend können wir feststellen, dass von den Bewohnern des böszörményer Dorfes im Großen und Ganzen ähnliches Material erhaltengeblieben ist wie von den Bewohnern anderer Dörfer der Zeit. Der Unterschied besteht im vielleicht etwas abwechslungsreicheren Material und ein, zwei besonderen, selten auftauchenden Objekten. Das reicht aber nicht aus, um auf Grund dessen eine religiös oder gar ethnisch sich von der Mehrheit unterscheidende Volksgruppe wie die Böszörménys genau abzugrenzen und mit Hilfe des Fundmatriais zu identifizieren. Dass sie in den Quellen häufig erscheinen liegt eher an ihrer Rolle im wirtschaftlichen Leben. Ihre Zahl war zu klein, um im Zuge der Beibehaltung ihrer Traditionen ein nur für sie bezeichnendes, so gut identifizierbares Material zu hinterlassen, auf Grund dessen sie eindeutig zu identifizieren wären. 108