A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1999 (Debrecen, 2000)
Művelődés- és irodalomtörténet - Bakó Endre. „Die Frau von ’Holnap’” Zum Portrait einer Dichterin aus Nagyvárad, Jutka Miklós
Endre Bakó „DIE FRAU VON HOLNAP" Zum Portrait einer Dichterin aus Nagyvárad, Jutka Miklós Jutka Miklós (1884 Berettyóújfalu - 1976 Creteil), eine Dichterin der Ady-Generation, ging einen merkwürdigen Lebensweg. Sie begann früh ihre dichterische Laufbahn, als sie zwanzig Jahre alt war, erschien schon ein Gedichtband von ihr, Miklós Jutka költeményei (Jutka Miklós's Gedichte), gefolgt 1908 von Élet őfelségéhez (An seine Hoheit das Leben). Berühmt wurde sie aber durch die in Nagyvárad (Oradea) herausgegebenen Antologien A holnap (Der Morgen) (1908, 1909). Eine Gruppe junger Dichter griff durch diese Antologien von großer Bedeutung die veraltete, volkstümlich-konservative, epigonale Richtung an, was einen literarischen Krieg auslöste, den schließlich die Erneuerung Fordernden gewannen. Die führende Position nahm bei den Modernen Endre Ady, einer der Größten der ungarischen Dichtung ein, Jutka Miklós schloss sich ihm als einzige Dichterin an und geriet immer mehr unter seinen Einfluss. Nach den Revolutionen verließ Jutka Miklós das Land, arbeitete in Paris als Fotografin, später heiratete sie und die Dichterin in ihr verstummte. Erst in hohem Alter versuchte sie mit der ungarischen Literatur Kontakt aufzunehmen, als Ergebnis wurde 1971 ihr Gedichtband Visszaölel a föld (Die Erde umarmt mich wieder) vom Budapester Magvető-Verlag herausgegeben. Aus philologischer Sicht ist dieser Band aber unzuverlässig und daran ist auch das Gedächtnis der Dichterin schuld. Auch ihr Geburtsjahr stand lange ungenau in den Lexika und nicht einmal ihr standesamtlicher Name ist Jutka Miklós. Diese Daten hat die Verfasserin der Studie schon früher geklärt. Diese Arbeit versucht einerseits, den Lebensweg von Jutka Miklós, von dessen Phasen bis jetzt mehrere in Dunkel gehüllt waren, auf Grund eigener Forschung so genau wie möglich aufzudecken. Typisch ist, dass literaturwissenschaftliche Werke von zentraler Bedeutung den Titel ihres ersten Bandes ungenau angeführt haben. Obwohl es immer noch einige weiße Flecken gibt, stehen die wichtigsten Knotenpunkte ihres Lebensweges jetzt klarer vor uns. Die Studie hat sich andererseits zum Ziel gesetzt, die lyrikgeschichtliche Position von Jutka Miklós in der ungarischen Literatur zu bestimmen. Ihrem Fazit nach kann man das Phänomen Jutka Miklós nicht damit abtun, dass sie ein Satellit von Endre Ady gewesen sei, dass also die Person selbst interessanter sei als ihre Dichtung. Dieses lyrische Gesamtwerk von bescheidenem Umfang kann man nicht restlos in den Bereich eines Ady-Epigonentums einordnen, es enthält auch originelle ästhetische Werte, die im Milieu der Jahrhundertwende natürlich besser zur Geltung kommen konnten als heute. Auf ihre bescheidene Art gehörte Jutka Miklós zu den Pionieren, den kämpferischen Erneuerern der ungarischen Dichtung, die aber im Gegensatz zu den Erwartungen (man denke an die Kritiken von Ady, Gyula Juhász, Kosztolányi und anderen) die an sie gerichteten großen Hoffnungen nicht erfüllt hat. Ihr Lebenswerk gehört nicht in die Reihe der großen Dichtungen, aber es ist auf jeden Fall sowohl an sich als auch auf Grund seiner lyrikgeschichtlichen Rolle zu wertvoll, als dass man es in Vergessenheit geraten lassen dürfte. 373