A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1997-1998 (Debrecen, 1999)
Néprajz - Vajda Mária: „Welchem Mann der Goldennagel gebunden wird” (Sexuelle Gewohnheiten in der ungarischen Volksüberleiferung)
Die Studie nimmt die Beweggrunde der sich auf die Verursachung der Impotenz richtenden Behexungen auch in Betracht. Unter ihnen können wir uns am häufigsten mit der Motivation der individuellen Beleidigung und Rache treffen: der Ehemann/Mann hat auch mit einer anderen eine sexuelle Beziehung; die Frau bietet sich auf Geschlechtsverkehr feil, und der Mann weist sie ab; die Frau wirft ein Auge auf den Mann - eventuell ohne das Wissen des Betroffenen - und er bemerkt es nicht, oder er erwidert ihre Neigung nicht; der Mann bricht die schon ausgestaltete Geschlechtsverbindung ab, weil er eine andere heiratet; der Mann heiratet nicht sie, ihre Tochter, oder die von ihr vorgeschlagene Frau; sie wurde nicht auf die Hochzeit des Betroffenen eingeladen; oder wenn sie eingeladen wurde, hat sie sich dort über etwas geärgert; wegen irgendwelches Grundes oder irgendwelcher Ursache schläft zuerst der frischgebackene Ehemann nicht mit seiner Frau, sondern mit seiner Schwiegermutter, deshalb wird er von der Schwiegermutter behext. Vor dem reichen Kindersegen und dem aktiven Sexualleben des Schwiegersohnes hütend bindet die Schwiegermutter ihren Schwiegersohn. Oft lässt die Frau seinen Ehemann binden, weil die Frau einen Liebhaber hat, und so möchte sie die für sich selbst lästige eheliche Pflicht loswerden. Als Prävention will die Frau/Geliebte in dieser Weise verhindern, dass der Mann, oder der für einen Liebhaber ausgewählte Mann mit einer anderen Frau eine sexuelle Beziehung hat. Die gestorbene Frau will mit einer Impotenz verursachenden Behexung die neue Heirat ihres Mannes verhindern. Aufgrund der auffindbaren Daten der Hexenprozesse reisst der Autor das Lebensalter der von den Hexerei angeschuldigten Personen um die Mannesstärke gebrachten Männer um. Sie waren im zeugungsfähigen Alter von 20-30 Jahren seiende junge Männer. Die Verringerung oder der Verlust des Mannesstärke im höheren Alter konnte nach der öffentlichen Auffassung des Zeitalters kein schwer zu bearbeitendes Problem bedeuten, das wurde ja nach einem bestimmten Alter für natürlich gehalten, und die von der gewohnten abweichende Aktivität war lieber auffallend. Die rezente Daten zeigen, dass die Frauen die Altersimpotenz der Männer mit heimlicher Freude zur Kenntnis genommen haben, so wurden sie dem nicht selten für unnötige Schlechte gehaltenen Zwang enthoben. Die Männer haben aber den Eintritt der Altersimpotenz mental schwerer verarbeitet. Die Studie nimmt die für die Heilung der Impotenz verwendeten magischen Verfahren, die für aphrodisiatisch gehaltenen menschlichen, pflanzlichen, tierischen, mineralischen Materialien von den heilgeschichtlichen Daten des XVI Jahrhunderts bis auf die rezenten Volksüberlieferungen des XX. Jahrhunderts auf die Reihe. Die Bauernmoral hat die Ehe sogar im Fall für endgültig und unlösbar gehalten, wenn die Ehepartner friedlos und untreu zusammengelebt hatten, wenn die Frau unfruchtbar und der Mann impotent war. Ungeachtet, dass die Kirche für solche Ehepaare die Scheidung vermöglichte, wenn die eheliche Gemeinschaft in anderer Hinsicht gut funktionierte, kam es wegen der Erfolglosigkeit des Geschlechtslebens nicht immer zur Scheidung. Die Kinderlosigkeit wegen der Impotenz des Mannes zu beseitigen und den Kindersegen zu sichern, finden wir in der ungarischen Volksüberlieferung Beispiele für eigenartige überbrückende Gebräuche. Der nach einem Kind sich sehnenden Frau wurde überall im Lande beraten - neben zahlreichen anderen Verfahren - mit einem anderen Mann geschlechtlich zu verkehren. Ungeachtet, dass die eheliche Untreue nicht nur von der christlichen Religion sondern auch von der Gemeinde verurteilt wurde, war die Volksmeinung im Fall eines im Interesse des Zustandebringens des Nachkömmlings begehrten Geschlechtsverkehrs tolerant. Das Kind wurde 427