A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1995-1996 (Debrecen, 1998)

Néprajz - Vajda Mária: Das Hinlegen der Braut als ein wichtiger Brauch bei alten Hochzeiten

Ebenso wird im Aberglauben, bei den Hexenprozessen und in sonstigen Rechtsschriften, über Verwünschung in der Hochzeitsnacht und von dem Hervorrufen von Kinderlosigkeit berichtet. Eine nicht geringe Gruppe der negativen Liebesmagie dieser Art stellen jene Handlungen dar, die die männliche Zeugungsfähigkeit verringern und zur Impotenz führen. Das erste sexuelle Zusammensein, das von der Gemeinschaft geheiligt wurde, bedeutete für das junge Paar, auch ohne Verwünschungsvorstellungen, in den meisten Fällen kein ungetrübtes, seelisches und körperliches Zusammensein. Hier spielten - besonders bei den Mädchen - die Unwissenheit, der Mangel an Wissen über den Körper, die anerzogene Schüchternheit, die feh­lende sexuelle Kultur, der Mangel an Körperhygiene, nicht selten die derben Hochzeitsspäße, die zahlreichen sonstigen Störfaktoren eine Rolle. Die Männer wendeten beim ersten Geschlechtsakt mit ihrer Frauviel zu wenig Aufmerksam­keit darauf, ihr mit Geduld und Zärtlichkeit zu helfen, die ersten Schwierigkeiten zu überwinden, für sie das Geschlechtsleben anziehend zu machen, die anerzogene Schüchternheit zu lösen. Oftmals deshalb nicht, weil sie selbst kaum über welche, oder nur über geringe diesbezügliche Erfahrungen verfügten, dazu kam noch die patriarchalische bäuerliche Anschaung, derzufolge die Frau die Pflicht hat, die sexuellen Bedürfnisse des Mannes zu befriedigen. Beim Geschlechtsver­kehr bleibt im wesentlichen das Vor- und Nachspiel aus, die Betonug liegt auf dem eigentlichen Geschlechtsakt. Über Zurückhaltung im geschlechtlichen Leben nach der Eheschließung gibt es Angaben auch aus den Gebieten des historischen Ungarns. In den östlichen Teilen des ungarischen Sprachraumes war es Brauch, nach dem Zusammen­schlafen das Bettuch, mit dem Beweis des Verlustes der Jungfräulichkeit auszustellen, wurde die Jungfräulichkeit nicht bewiesen, so war die Braut beschämt, die Familie des Bräutigams konnte Genugtuung verlangen. Selbst in den Gemeinschaften, wo es nicht Sitte war, die Jungfräulichkeit der Braut nach der Hochzeitsnacht der Öffentlichkeit kund zu tun, auch dort war es eine ernste Erwartung, daß das Mädchen unberührt in die Ehe ging. Eine Ausnahme bildeten die Gemeinschaften, in denen gewisse Formen der geschlechtlichen Beziehungen vor der Ehe anerkannt wurden. Über jus primae noctis, das heißt von dem Brauch, daß die erste Nacht dem Herrn zusteht, wie es allgemein bekannt und bestritten ist, wird in der heimischen Fachliteratur nicht ge­sprochen. Nach der Hochzeitsnacht, nach dem Zusammenschlafen in der Ehe, wird aus dem Mädchen eine Frau. Das Frauwerden mußte der Gesellschaft auch nach außen gezeigt werden, das Haar wurde zum Knoten frisiert, der Kopf mit einem Tuch bedeckt, die junge Frau zog sich um. Eibenso wurde der neue Status des jungen Mannes gekennzeichneit, er wurde von den Symbolen des Bräutigams befreit. Auch die Anfertigung der neuen Frisur wurde von magischen Handlungen begleitet. Der Haarknoten signalisiert eine gesellschaftliche Statusänderung, auch den unverheirateten schwangeren Mädchen wurden die Haare zum Knoten gemacht. Nach der Hochzeitsnacht wurde auf verschiedene Weise darüber berichtet, wie die neuen Eheleute Eins wurden. Der Mann, an manchen Orten auch die neue Frau, wurde an den Haupt­balken, an das Ende der Leiter gebunden, er wurde so lange dort gelassen, bis er gestanden hat und das bedeutende Pfandgeschenk überreicht hat. Dieses Ziel hatte in der jüngsten Vergangen­heit auch der Brauch des Hinunterlassens in den Brunnen, der in den Dörfern von Kalotaszeg üblich war. Der persönliche Statuswechsel der neuen Frau wurde auch durch die Weihe in der Kirche am Tag nach der Hochzeit, oder am darauffolgenden Sonntag angezeigt. Die Zeremonie dazu wurde von der Kirche geleistet. 352

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