A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1991 (Debrecen, 1993)

Néprajz - V. Szathmáry Ibolya: Der Debrecener Perlenkranz

bedeckenden, nach hinten in einem breiteren Streifen heruntrhängenden sog. Streifenschmuck (ung. auch pántlika = Band genannt). Die Verzierungen des Kranzes wurden auf dem mit einem edlen Stoff — im allge­meinen mit Samt — bezogenen Reifen angebracht. Die sich auf dem Reifen in gleichmässigen Abständen aufreihenden Agraffenverzierungen (5, 7, 9, 11. Stück) wurden aus den verschiedensten Materialien aufge­baut: aus echten Perlen, Rubinen, Diamanten, Feueremaillen, Halbedelsteinen, Glasperlen oder Ritter. Ab­hängig davon, aus welchem Material die Agraffen war, gab es riesige Wertunterschiede zwischen den einzelnen Kränzen. Die Kränze der reichsten Familien stellten deren höchsten Besitz dar, welcher beim In­ventar auch stets als erstes genannt wurde. Da dieser Kranz bei keiner — auch nicht der ärmsten — Debre­cener Familienausstattung fehlen durfte, wurden die einfacheren Exemplare von den sog. "Kränzemachern" angfertigt, von denen es in Debrecen jeweils drei oder vier gab. Vom 19. Jahrhundert an bedeckten die Ag­raffen der Kränze statt Edelsteinen mehr und mehr aus Goldfäden gewebte stern-oder blumenförmige Posa­mentenverzierungen. Die Räume zwischen den Agraffen füllten Blättermotive aus, die aus Gold- oder Silberfäden gestickt waren. Ein weitere Bestand der Kränze war der aus gold- und silberdurchwirkte, brokatseidene Streifensch­muck, der entweder zur Schleife gebunden oben auf dem Kranz saßss oder aber 50—75 cm lang hinten he­runterhing. Der Grundton dieser Bänder stimmte mit dem des Stoffes überein, den man zum Bezi ehen des Reifens verwendet hatte, oder harmonierte mit diesem. Mit Silberfäden durchwirkte Bänder wurden vorwie­gend an dem sog. Trauerkranz angebracht, den die Mädchen während der Trauerzeit trugen. Zu Den Kränzen gehörten auch die Kranznadeln, mit denen der Kranz im Nacken festgesteckt wurde. Diese Nadeln waren umgefähr 10 cm lang und 2,5 cm breit. Sie bestanden aus vergoldetem Kupfer und Silber und waren an den Enden durch feine Gravierungen verziert. Über das regelmässige Tragen des Debrecener Kranzes stehen uns Angaben bis zur Mitte des vergange­nen Jahrhunderts zur Verfügung. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts verbreitete sich diese Tracht in Wirkung der sog. nationale Modebewegung aufs Neue. Man liess damals nach Mustern aus den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts neue Kränze anfertigen, die dann meist zu festlichen Anlässen getragen wurden. Die Mode des Kranztragens ist Ende des vergangenen Jahrhunderts dann endgül­tig erloschen. 224

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