A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1989-1990 (Debrecen, 1992)
Történelem - Jakiminska, Grazina: Ungarn in Lublin während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert
Grazina Jakiminska UNGARN IN LUBLIN WÄHREND DER ZWEITEN HÄLFTE DES 16. JAHRHUNDERTS UND IM 17. JAHRHUNDERT Der Verfasser verfolgt mit vorliegender Arbeit die Absicht, die Ungarn vorzustellen, die während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sowie im 17. Jahrhundert in Lublin ansässig waren oder sich dort aufhielten, und gleichzeitig ihre Rolle zu charakterisieren, die sie im wirtschaftlichen und geselschaftlichen Leben der Stadt spielten. Dabei beruft sich der Verfasser auf folgende Quellen: 1. Die Arbeiten von Roman Szewczyk, deren demographische Quellen die Tauf- und Stammbücher der Pfarrei Erzengel Michael darstellten. Hier wurden 21 Ungarn erwähnt. 2. Die Arbeit von Jerzy Sadownik, der sich mit dem Gesetz über die Erhebung zum Stadtbürger im 17. Jahrhundert beschäftigte. In dieser Schrift wurden die Namen von zwei Ungarn genannt. 3. Die Quellen des Staatsarchivs von Lublin, und innerhalb derer: a) der Namenskatalog von Jan Riabinin, in dem mehr als zehn Ungarn namentlich erwähnt wurden. Aufgrund von Hinweisen seitens Riabinins stiess der Verfasser unter den städtischen Aufzeichnungen auf jene gerichtlichen Aufzeichnungen, die seiner Arbeit dann so förderlich waren. b) Das einzige erhaltene Werk mit dem Titel „Acta coram senatu Lublinensi ius civile suscipientium", welches aus dem 17. Jahrhundert erhalten blieb, und das sich mit dem Recht zur Erhebung zum Stadtbürger befasst. c) Bücher über Testamente und Nachlassinventar. Auf diese Weise gelang es, das Testament der Frau von Benedek Tessnyádi sowie auch das Testament des Mannes und ein Inventarbuch aufzufinden. Charakteristisch für all diese Quellen jedoch blieb, dass die in ihnen enthaltenen Informationen beiweitem nicht vollständig sind. Nicht in jedem Falle sind beispielweise die Anschrift der in Lublin wohnhaften Ungarn angegeben, oder aber der Charakter ihrer Häuser, auf Grund dessen ihre Besitzverhältnisse hätten festgestellt werden können. Eine Hilfestellung erfuhr der Verfasser dadurch, dass seinerzeit bei allen in Lublin ansässigen oder sich dort aufhaltenden fremden Bürgern auch ihre Herkunft erfasst und aufgezeichnet wurde. Bei den Ungarn geschah dies in folgender Weise: „Ungarus", „Hungarus" oder „Ungar". Bei den Namen und Ortsnamen war es dem Verfasser nicht so leicht gemacht, da er es oft mit polnischen Übertragungen zu tun hatte, die der Schreiber gerade nach Lust und Laune verwendete ; so kam der Name von Piotr Totwary auch in der Form Totwardy und Totwaredy vor. Im folgenden Teil der Studie charakterisiert der Verfasser die historische Situation und Rolle von Lublin in den erwähnten Jahrhunderten. Damals zählte die Stadt 10 000 Einwohner. Hier waren 58 verschiedene Handwerker in 26 Zünften vertreten. Die Stadt galt als grosses Handelszentrum. Der Ruf der Lubliner Märkte und Messen wird auch in anderen Quellen erwähnt. Das Handelstreiben mit den Ungarn hatte mehr vorübergehenden Charakter. Über Lublin wurden Wein, Salpeter und Dörrobst aus Ungarn umgeschlagen. Im Ergebnis seiner Forschungen stiess der Verfasser auf die Namen von 47 Ungarn, die bis zu ihrem Lebensende in Lublin ansässig waren, oder eine gewisse Zeit hier lebten. 17 von ihnen lebten hier im 16. Jahrhundert und 30 im 17. Jahrhundert. Ihren Wohnplätzen entsprechend lassen sie sich in drei Gruppen unterteilen: und zwar in sog. „Städter" (3), „Vorstadtbewohner" (7) und „Bewohner vom Fusse der Burg" (5). Bei 16 Personen warauch ihr Beruf angegeben: fünf von ihnen waren Kaufleute und 11 Handwerker. Ein Grossteil der in Lublin ansässigen Ungarn nahm Polinnen zur Frau, was sich auch in mehreren Fällen aus dem Resultat der Forschungen nachweisen liess. Anhand der gerichtlichen Aufzeichnungen stiess der Verfasser mehrfach auch auf die Namen jener Ungarn, die sich aus diesem oder jenem Grunde zu jener Zeit in Lublin aufhielten. 223