A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1988 (Debrecen, 1990)

Művészettörténet - Sz. Kürti Katalin: Das Reformierte Kollegium – Wiege der bildenden Kunst in Debrecen (Eröffnungsansprache zu einer Ausstellung, 31. Október, 1988)

Botond Gaál DAS REFORMIERTE KOLLEGIUM — WIEGE DER BILDENDEN KUNST IN DEBRECEN (ERÖFFNUNGSANSPRACHE ZU EINER AUSSTELLUNG, 31. OKTOBER 1988) Bei dem Akademiker und Lehrer László Makkai ist zu lesen: „Für den Djeb­recener Bürger bestand der einzige Luxus darin, zur Erhaltung der Kirche, der Schule und der Druckerei seiner Stadt beizutragen, dafür so manches Opfer zu brin­gen." Der auf Debrecen mit den Augen des siebenbürgischen und Budapester Nei­ders blickende László Ravasz hingegen sagte über die für das ungarische Bürger­tum so klassische Stadt: „Ein wohlsituiertes Stadtbürgertum ist hier früh zur Macht gelangt und hat begonnen, mit einer Selbstverwaltung zu leben. Mit den barocken Herren, Fürsten, gekrönten Königen und Weltenrichtenden Kaisern vermochte es. Kompromisse einzugehen und sich mit ihnen einig zu werden, doch seine eigenen Angelegenheiten leitete es selbst mit der dem Ungarn so instinktiven Sicherheit und politischen Weisheit ... Kostspielige Politiken ist es nie eingegangen, ein sich mit der Parteinahme für die Kunst brüstendes Mäzenenleben hat es nie begonnen, über den ästhetischen Ehrgeiz der Renaissancestädte war es ebenso erhaben wie über die grosszügige Prunksucht der westlichen Barockzentren; vor dem einen war es durch sein gnadenloses Schicksal, vor dem anderen durch seinen strengen Kalvinismus gefeit." Ich denke, dass schon allein diese Worte uns zur Genüge daran erinnern, wo wir uns befinden und was wir sehen wollen. Blicken wir auf die Bilder hier im Rund, so sehen wir schon, dass wir nicht in der Natonalgalerie sind, sondern in einer weit ärmlicher anmutenden Ausstellung, welche durch das Déri Museum, dieses so rang­volle, unsere Geschichte und Kultur pflegende, bewahrende und immer wieder vorstellende Institution, aus Anlass dessen veranstaltet wurde, dass die Stadt das 450-jährige Bestehen ihrer Schule feiert. Dieses eine Mal wollen wir die Tatsache betonen, dass wir in Debrecen sind und wir wollen versuchen zu erfühlen, was Im­re Révész über unsere Stadt sagte: „Der Lokalpatriotismus ist in der Seele des Deb­receners ein dermassen auffälliger Zug, der in der Geschichte wie auch in der Ge­genwart sofort augenscheinlich wird, — und den man in einer so markanten Vollen­dung nirgendwo sonst auf dem Gebiet des historischen Ungars antreffen kann, als einzig und allein bei den Szeklern." Eine Ausdrucksform dieses speziell Debre­cener Lokalpatriotismus ist das schon sprichwörtlich gewordene „Debrecener Auge", welches nur den und das bemerkt, den oder das es bemerken will. Diese Mentalität kann man spüren, sie lässt sich verstehen und sogar lieben lernen, wenn man dahinter die historische Realität stellt. Wenn wir nun in dieser Anregung an die künstlerisch bescheiden anmutenden Werke herantreten und mit dieser Erwartung und weitgeöffnetem geistigen Auge das edle Anliegen derjenigen betrach­ten, die diese Austeilung hervorgebracht haben, so werden sich die versiegelten Lippen dieser Werke öffnen und zu uns sprechen, und zwar Wahrheit und Wirk­lichkeit. Ziel und Absicht der Kunst — wie eben auch der hier ausgesstellten Bilder — besteht darin, geistig-seelischen Inhalt in anschaulicher Form zum Ausdruck zu bringen und dadurch das Leben zu erweitern und zu bereichern, die schaffende und behütende Arbeit des Menschen in dieser Welt darzustellten, dass er sie in der für ihn bestimmten Schöpfungsordung weiterührt. Um mit dem Worten der Bibel zu sprechen: in jeder Kunst, beziehungsweise in jeder künstlerischen Meisterleis­tung scheint der sich selbst ausgestossene, irdische, fehlbare Mensch für einen Augenblick die ihm bestimmte Welt zu besitzen, als Geschenk oder Leihgabe über sie zu verfügen, jene Welt, von der unser Schöpfer sagte: „Und siehe da, es war 304

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