A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1987 (Debrecen, 1988)

Néprajz - Fehér Ágnes: Gedanken zu den Freikirchengemeinden in Debrecen

Ágnes Fehér GEDANKEN ZU DEN FREIKIRCHEN GEMEINDEN IN DEBRECEN Im Ungarn werden die Freikirchen in vielen Fällen von der Gesellschaft noch bestaunt oder als un­verständlich und fremd angesehen. Obgleich man sich in der Religionsphilosophie, in der Ethnographie und auch in der Philosophie in zahlreichen Studien und Artikeln mit der sog. „Sektenfrage" auseinander­setz und auseinandersetzte, lebt dennoch für die Mehrheit der Menschen ein gehemnisvolles, oft unklares Bild über die freikirchlichen Gemeinschaften in Ungarn. Einige Medien der Massenkommunikation hät­ten so manches leisten können bei der Klärung dieses Fragenkreises, doch anscheinend erkannte man dort die Chancen dazu nicht genügend und nutzte diese somit nicht. Doch das Vorhandensein der Freikir­chen stellt gleichsam eine Funktion unserer Gesellschaft dar, obwohl die Freikirchen nahezu ausnahmslos im Ereignis ausländischer Missionsarbeit nach Ungarn gelangten und hier Fuß faßten. Vom Aspekt der Freikirchen her ist es besonders wichtig, an diese von so einer soziographischen Seite heranzugehen. Die hier untersuchte vier Freikirchen in Debrecen tragen mehrere gemeinsame Züge, obgleich ihre Theologie, ihr organisatorischer Aufbau ein ziemlich differenziertes Bild aufweisen. Es scheint, als hätten sie mit ihren auf speziellen, religiösen Grundlagen aufgebauten Mitteln individuelle Mikrogemeinschaf­ten errichten können, deren Normsystem zwar recht straff und „streng" ist, trotzdem aber für seine Mit­glieder eine gesicherte menschliche Gruppengemeinschaft bedeutet. Wir denken hierbei vor allem daran, wie auf den einzelnen „geachtet" wird, wie man sich um den andern kümmert, wie die alten und älteren Mitglieder körperlich und seelisch unterstützt werden, wie man sich mit den Kindern beschäftigt und wel­che spezielle Erziehung die Jugend der Freikirchler erhält. Die Gemeinden der Freikirchen von Debrecen sind in unseren Tagen zu Gruppen geworden, die schon typische „urbanistische" Züge tragen. Bei den Debrecener Baptisten und religiösen Gemeinden von Brüdergemeinschaften ist der Anteil an geistig Beschäftigten und Intelligenzlern verhältnismäßig hoch, und bei der Mitgliederzahl fällt die hohe Zahl an Jugendlichen im Kreise der Freien Christen und der Baptisten auf. Diese Gesichtspunkte dürfen dem in der „Sektenfrage" nicht bewanderten Laien nicht vorenthalten werden. Wem und welcher Tatsache haben diese religiösen Kleingemeinden ihre Popularität in gewissen Kreisen zu verdanken? (oft zu Ungusten der historischen Kirchen). Wahrscheinlich liegt die Popularität daran, daß eben diese Gruppen in der Lage sind, mehrere Probleme zu lösen, die auf gesellschaftlicher Ebene noch nicht eindeuting geklärt sind. Die Soziologie sieht ihre Aufgabe nicht darin, die Existenzbe­richtigung dieser Kleinkirchen anzufechten. Gegenwärtig besteht eine korrekte Annäherung an die Frage der Kleinkirchen darin, daß man die Tatsache zur Kenntnis nimmt, daß es für einzelne Menschen eine spezielle Art und Weise der Selbstverwirklichung bedeutet, sich einer solchen Gruppe zu nähern oder ihr anzugehören. 268

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