A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1986 (Debrecen, 1987)
Történelem - Benkő Éva: Aufstieg einer Debrecener Kaufmannsfamilie im 19. Jahrhundert
Éva Benkő AUFSTIEG EINER DEBRECENER KAUFMANNSFAMILIE IM 19. JAHRHUNDERT Der Problemkreis um das Kapital, welches sich in den Händen der Kaufmannsbürger angehäuft hatte, gehört zu den zwar erforschten, jedoch immer noch nicht endgültig abgeschlossenen Gebieten in der Lokalgeschichte. In der vorliegenden Studie wird der Versuch unternommen, diesen Kreis durch neue Erkenntnisse zu erweitern und um Vergleichsmöglichkeiten zu bereichern, indem eine Art Mosaik aus zwölf Schriftensammlungen einer Kaufmannsfamilie, aus archivarischen Quellen, literarischen Angaben sowie mündlichen Überlieferungen zusammengestellt wurde. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgte der Verfasser die Geschichte der Debrecener Tuchhändlerfamilie Kardos, anhand welcher er versuchte, die typische Entwicklung des Kaufmannsbürgertums in Debrecen während des 19. Jahrhunderts, seine Kapitalanhäufung und dessen Verwendung sowie seinen Puritanismus und die Vererbungsbräuche vorzustellen. Familie Kardos betrieb über 120 Jahre hinweg — von 1832 bis 1950 — einen Leinen- und Kurzwarenhandel. Sein Begründer László Kardos (1808—1879) war der erste, der die Familientraditionen brach und sich statt mit der Bauernwirtschaft mit dem Handel beschäftigte. In der vorliegenden Studie wurde versucht, herauszufinden, welche Quellen es waren, aus denen er das notwendige Anfangskapital für seine Handelstätigkeit schöpfte. Ausserdem wird hier untersucht, worin die günstigen wirtschaftlichen Umstände bestanden haban mögen, welche nicht allein die Familie Kardos, sondern auch viele andere dazu bewegten, eine reguläre Kaufmannsgeneration hervorzurufen. In der vorliegenden Arbeit wird weiterhin darauf eingegangen, welche Richtungen die Investitionen annahmen, die aus dem Kapital erwuchsen, welches infolge der Geschäftstätigkeit nach Anlauf des Handels entstanden war. Und auch hier von diesem Gesichtspunkt aus kann die Chronik der Firma Kardos als allgemeingültig angesehen werden. Eine Analyse des Familieninventars bestärkte nämlich jene, schon wohl bekannte Tatsache, dass sich die Debrecener Geschäftsleute nicht allein damit begnügten, immer mehr Waren für ihre Läden zu beschaffen, sondern dass sie ihr Vermögen auch durch Anschaffung von Ländereien, Viehzeug und Immobilien bereicherten. So wurde das aus dem Handel stammende Einkommen noch durch die Einnahmen aus einer Wirtschaft auf gepachtetem oder eigenem Land, beziehungsweise auf dem ihnen rechtlich zustehenden Land ergänzt. Durch die landwirtschaftliche Nutzung des Handelskapitals untermauerte sein Besitzer nicht nur seine wirtschaftliche Position, sondern auch sein vererbbares Besitztum. Die hier vorgestellten Zahlenangaben sowie die angegebenen Quellen liefern in der vorliegenden Mitteilung den konkreten Sinn all dieser so allgemein erscheinenden und für natürlich gehaltenen derzeitigen Lösungen. Ausser einer Beschreibung dessen, wie diese Firma entstand und wie ihre Geschichte verlief, sind wir bemüht, auch ihre Vielfarbigkeit darzustellen, indem wir mündliche uns schriftliche Quellen sprechen lassen. 248