A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1985 (Debrecen, 1986)

Néprajz - Fehér Ágnes: Das Familienmodell einiger Freikirchlichen Gemeinschaften in Debrecen

Agnes Fehér DAS FAMIL1ENMODELL EINIGER FREIKIRCHLICHEN GEMEINSCHAFTEN IN DEBRECEN Die Untersuchung des Familienmodells bzw. des Familienideals von Freikirchen ist daher zweckmässig fur den Forscher, weil so die Züge des Normsystems in der Ethik und im Verhalten einer gegebenen religiösen Gruppe widergespiegelt werden können und auch auf wertdeterminierende, bewusstseinsmässige Verhältnisse hingewiesen werden kann. Der Familientyp der hier untersuchten, in Debrecen wirkenden vier Freikirchen (H. N. Adventis­tengemeinde, Baptistengemeinde, Gemeinde der Christlichen Brüder und Freichristliche Gemeinde) weist annähernd gleiche Wesenszüge auf. Im Kreise der Kleinkirchen ist das traditionelle, nach Ansehen und Patriarchat ausgerichtete Familienmodell das allgemeine. Charakteristisch dafür sind die Arbeitseinteilung nach Geschlechtern und eine strenge Trennung zwischen der Rolle des Mannes und der Frau im Familienleben. Der religiös geistlichen Erziehung der Kinder schenkt jede Freikirche ohne Ausnahme grosse Beachtung. Die Eltern bringen ihre Kinder schon früh, wenn diese noch nicht einmal laufen können, mit ins Gebethaus oder zu Gemeindeveranstaltungen, sodass die Kinder eigentlich schon von Augen­blick ihrer Geburt an in das ethische Brauchsystem der Gruppe und in die Formen der Religions­praxis hineinwachsen. Die Beschäftigung mit den Kindern gilt in den Kreisen der heute wirkenden Kleinkirchen als vorrangige Frage, da sie ihren Nachwuchs im allgemeinen „von innen her" heran­ziehen, denn die Zahl der „äusseren Bekehrungen" ist — trotz aktiver Missionsarbeit und Evan­gelisationstätigkeit — nicht bedeutend. Im Kreis der älteren Generation der freikirchlichen Gemeinschaften sowie bei einem Teil der Jüngeren steht das herkömmliche Familienmodell nach dem Ansehensprinzip als ideales Muster da und funktioniert auch als solches in der Praxis. Beobachtet werden kann aber auch die Tendenz, dass sich bei einigen Vertretern der jüngeren Generation die Umrisse eines qualitativ neuen Familien­musters abzuzeichnen beginnen, welches sich in seinen Zügen der qualitativen Kategorie der „offenen Ehe" stark nähert. Hier locker sich allmählich die Ordnung und Praxis der herkömmlichen Arbeit­seinteilung. Auch das Generationsproblem zeigt sich bei den Freikirchen weniger scharf als bei den religiös nicht gebundenen Gruppen der Gesellschaft. Als Erklärung hierfür steht wahrscheinlich, dass die Abweichungen in der Art und Weise des Lebens bei Jungen und Alten weniger Streuungen aufweisen, als dies bei den Individuen der Fall ist, die keiner Religion angehören. 279

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