A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1985 (Debrecen, 1986)
Néprajz - Varga Gyula:Karácsonyesti játékok Fülöpon - Varga Gyula: Spiele am Weihnachtsabend in Fülöp
Gyula Varga SPIELE AM WEIHNACHTSABEND IN FÜLÖP Fülöp liegt in der Landschaft Nyírség im Bezirk Hajdú-Bihar. Vor 1945 gab es in diesem Gebiet verschiedene Gross- und Mittelbesitze, und die Bevölkerung der sich hier herausgebildeten Einzelund Meierhöfe bildete nach 1945 eine Gemeinschaft. Die Bevölkerung an sich stammte ursprünglich aus verschiedenen anderen Gegenden, doch in den verflossenen Jahrzehnten waren sie mit verbissenem Selbstbewusstsein darauf bedacht, das Zusammengehörigkeitsbewusstsein ihrer Dcrfgemeinschaft zu bestärken. Dies begünstigte natürlich, dass sich verschiedene Volkstraditionen am Leben erhielten. So waren die Bräuche am Weihnachtsabend bis hin zu den letzten Jahrzehnten lebendig. Unter Mitwirkung hauptsächlich der dortigen Pädagogen und anderer Intelligenzler sowie zu einem guten Teil lebender ursprünglicher Spieler gelang es 1985, fünf der traditionellen Spiele am Weihnachtsabend vorzuführen : den sog. Sternengang (ung. : csillagozás), zwei Krippenspiele (ung. : betlehemezés) und zwei Typen des Kantatensingens (ung. : kántálás). Diese Spiele wurden am 24. Dezember 1985 zwischen 16 und 20 Uhr in einer in alter Form rekonstruierten Bauernstube, in der althergebrachten familiären Umgebung gezeight. Die Gastgeber hatten das für den Weihnachtsabend hier so typische Gericht Quark- und Mohnbobályka zubereitet. (Das ist ein in Bleistiftdikce ausgerollter Hefeteig, der nach dem Backen zerbröckelt wird, mit heisser Milch übergössen und zur Hälfte mit Quark, zur Hälfte Mohn vermischt wird). Ausserdem boten sie den Anwesenden auch Mohn- und Nusskolatschen an. Die vorliegende Arbeit entstand anhand von Tonband- und Videoaufnahmen, die an Ort und Stelle gemacht wurden. (Der Verfasser nahm aber auch persönlich an den Spielen teil.) Obgleich es sich hier um eine bewusste Neugestaltung handelte, ermöglichten die Mitwirkenden und ihre Umgebung es, dass die im Dorf und einst auf den Einzelgehöfen allgemein bekannten Spiele zum Weihnachtsabend in ihrer originalen, bis etwa auf die 30er Jahre dieses Jahrhunderts zurückgehenden charakteristischen Form vorgestellt werden konnten. Schon zu damaliger Zeit versuchten die Geistlichen die apokryphen Elemente der Spiele zu „stutzen", dennoch blieben mehr nicht kanonisierte Elemente und Gesänge erhalten. Wie z. B. der Schutzkreis gegen die teuflischen Mächte, auf den „der Alte" ein Kreuz zeichnet, der verwandelte Wolf usw. Interessant ist zu beobachten, dass im Bewusstsein dieser Leute Bethlehem eine Pusztalandschaft ist, in deren „Meierei" Jesus geboren wird. Das Spiel csillagozás stellt hier im wesentlichen einen Hirtengang dar. Das Krippenspiel gehört dem oberungarischen Typ an. Es bestand kein grosser Unterschied zwischen den beiden hier vorgeführten Varianten: in beiden dominiert der Hirtengang. Hier tritt aber die für Oberungarn so charakteristische Maske des „Alten" auf, der ursprünglich eine Maske trug. Die zwei hier vorgeführten Kantatengesänge weisen auf zwei Funktionen hin: Einmal singen Kinder vor dem Fenster die Bethlehem-Geschichte, um damit um Gaben zu heischen. Ein andermal gehen Erwachsene damit von Haus zu Haus, um dann in der Gemeinschaft zur Mittermachtsmesse zu ziehen. Sie bitten nicht um Gaben und erhalten auch keine. Man bietet ihnen höchstens Kolatschen und Wein an. 263