A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1983-84 (Debrecen, 1985)
Muezológia - Bényei Miklós: Überlegungen zu den Museen während der Parlamentsitzungen der Reformzeit
Miklós Bényei ÜBERLEGUNGEN ZU DEN MUSEEN WÄHREND DER PARLAMENTSSITZUNGEN DER REFORMZEIT In Ungarn ging das Nationalmuseum aus einer Privatstiftung hervor. Der Gründungsbrief von Graf Ferenc Széchényi stammt vom 25. November 1802. In den Gesetzesartikeln 1807: 24. und 1808: 8. nahm die Ständeversammlung die Stiftung unter die Fittiche der adeligen Nation, indem sie sich auch zu deren Unterhaltung verpflichtete. Kraft dieser beiden Gesetzesartikel wurde das Museum tatsächlich zu einer Institution der „Nation", des Landes, deren direkte Leitung dem Palatin anvertraut wurde. Unter der Führung des Palatin József und mit Unterstützung des Adels entwickelte sich das Nationalmuseum bis zu Beginn der Reformzeit zu einen wohlorganisierten, kontinuierlich betriebenen Kulturstätte. Seine volle Pflichterfüllung wurde jedoch dadurch behindert, dass die Sammlungen nicht immer zweckdienlich untergebracht werden konnten, und dass es auch an den nötigen Geldmitteln zu einer systematischen, durchdachten Erweiterung fehlte. In der Reformzeit bestand dann die wichtigste Aufgabe und gleichzeitig auch der grösste Erfolg darin, einen neuen, weitläufigen, der Würde der Nation nachkommenden Museumspalast zu erbauen. Es ergaben sich nun unterschiedliche Überlegungen zur Beschaffung des Gelses. Auf den Parlamentssitzungen von 1832—36 beschloss dann die Ständetafel, dass die Gelder für den Bau durch pflichtgemässe Empfehlungen auf Landesebene zu sichern seien, das heisst, die Zuschüsse der privilegierten Stände wurden durch ein Gesetz vorgeschrieben. Nach kurzer Debatte wurde dies von den Hauptständen angenommen. Im Sinne des am 2. Mai 1836 sanktionierten Gesetzesartikels Nr. 1836: 37. stimmte das Parlament für 500 000 Pengö Forint — das heisst für eine ungeheure Summe — zur Erbauung des Museumsgebäudes, welches Geld zur gesamten Kostendeckung zu verwenden war. Die Opferbereitschaft der Stände war durch mehrere Faktoren motiviert. Viele von ihnen erkannten, dass von Gesichtspunkt der nationalen Entwicklung her, näher betrachtet von der Entwicklung der ungarischen Bildung her und letztendlich auch vom Aspekt der Verbürgerlichung her, es wichtig ist, dass ein Land über ein so gross angelegtes Institut verfügt. Immer mehr waren der Meinung, dass die Sammlung und Zurschaustellung geschichtlicher und künstlerischer Erinnerungen zur Stärkung des nationalen Selbstbewusstseins, zur Herausbildung einer Geschichtsanschauung, zur Verbreitung der Kulturgüter, zur Formung des guten Geschmacks usw. beitragen kann. In den Augen vieler bestand ein noch weit wichtigeres Ziel —welches sich jedoch glücklicherweise mit den obengenannten Punkten gut vereinte — darin, auf diese Weise den Stand der kulturellen Entwicklung Ungarns der ganzen Welt gegenüber zu manifestieren. Den Plan für den Museumspalast fertigte Mihály Pollack an, der auch den Bau leitete. Die Arbeiten wurden 1847 beendet, doch einige Teile des Gebäudes hatte man schon 1845 bezogen. Da die gegebene Summe nicht ausreichend war, verblieben die Einrichtung und der innere Ausbau mangelhaft. Die Baukosten überschritten die 1836 auf Landesebene vorgeschriebene Hilfeleistung um ein Grosses: die Endsumme belief sich auf 612 000 Pengő Forint. Auch mit heutigen Augen betrachtet entsprach das imposante Gebäude in seinem Äusseren wie Inneren seinem praktischen und ideellen Zweck und gilt auch künstlerisch gesehen als hervorragendes Werk. Das neue Gebäude des Nationalmuseums schuf die Möglichkeit, die Sammlungen (Bibliothek, Münz- und Altertumssammlung, naturwissenschaftliches und Material der Handwerkskunst, Bildergalerie) fachgerecht unterzubringen und zu ordnen und diese sowohl den Forschern als auch einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Anfangs vermehrten sich die Museumssammlungen in erster Linie durch Schenkungen. So kam es während der Reformzeit zu drei wirklich bedeutenden Stiftungen : Die Witwe des Landesrichters Graf József Brunszvik übergab dem Museum ihre naturwissenschaftliche Sammlung, Graf István Illésházy vermachte dem Museum seine vorzügliche Bibliothek und der Patriarchatserzbischof von Eger László János Pyrker stiftete seine Gemäldesammlung. Für spätere Käufe konnten ein Teil der Zinsen des Museumsfonds, die Stiftung des Grafen Lajos Széchenyi von 1827 sowie ab 1836 die Zinseinnahmen der Insurrektionalkasse verwendet werden. Durch eine Pflichtempfehlung konnte die überaus reiche und vorwiegend ungarisch ausgerichtete Sammlung von Miklós Jankovich erwor387