A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1983-84 (Debrecen, 1985)

Irodalomtörténet – Művelődéstörténelem - Tóth Béla: Ungarischen sprachliche Bestrebungen in Debrecen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

Béla Tóth UNGARISCHE SPRACHLICHE BESTREBUNGEN IN DEBRECEN BIS ZUM ENDE DES 18. JAHRHUNDERTS Die vorliegende Studie hat die Untersuchung jenes Prozesses zum Gegenstand, in dessen Verlauf Debrecen, diese Stadt mit ihrer rein ungarischen Einwohnerschaft, vom 16. Jahrhundert an bis zum Ende des 18. Jahrhunderts darum bemüht war, die ungarische Sprache in erster Linie gegenüber der damals gewöhnlichen lateinischen Sprache zur Geltung zu bringen, und später, zur Zeit der Sprachre­form, einen harten Kampf gegen alle der Natur des Ungarischen widersprechenden Übertreibungen dieser Bewegung führte, während ihre Schriftsteller und Wissenschaftler selbst viele Neuerungen hervorbrachten. Kurz gesagt : Debrecen führte einen selbstbewussten Kampf um die Erhaltung der ungarischen Sprache, um deren Identität. Die Grundlage für diese Bestrebungen bildete anfangs jene Überzeugung der Reformation, wonach die Bibel und ihre Lehre dem Volk in seiner eigenen Sprache vermittelt werden muss. Diese Auffassung wurde von Péter Melius Juhász verkündet, der in diesem Geiste auch in seinen Schriften vorging, wie auch später der schriftgewandte Pál Medgyesi. Das Auftreten Medgyesis gab auch schon das Anzeichen für das Eindringen des Puritanismus in Debrecen. Und noch bewusster wurde das Muttersprachliche dann von dieser Religionsrichtung gepflegt. Dem ist zu verdanken, dass die um Mitte des 16. Jahrhunderts gegründete Debrecener Druckerei mit ihren ungarischsprachigen Ausga­ben besonders im 17. Jahrhundert den Landesdurchschnitt weit überflügelte. Bei diesen Ausgaben handelte es sich vorwiegend um Predigtenbände, Erbauungsschriften, Gesangbücher, doch gab es unter ihnen auch weltliche Literatur, z. B. Versnovellen, Reimchroniken und auch unter den Dichtern der sogenannten Totengedichte schrieben viele in Ungarisch. Aus ihrer Reihe ist in der vorliegenden Studie auch von einigen bislang noch nicht veröffentlichten zu lesen. Die hervorragendsten Vertreter gerade dieser Bestrebungen stellten im 17. Jahrhundert György Martonfalvi Tóth und György Komá­romi Csipkés dar. Letzterer gab auch eine ungarische Grammatik heraus — jedoch in Latein. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts gesellte sich auch die Aufklärung in der Verbreitung und Pflege der ungarischen Sprache zum religiösen Anspruch. Allmählich wurden dieWiessenschaften in das Un­garische mit einbezogen. Eines der schönsten Beispiele für diese Momente ist die Arithmetica von György Maróthi, und bezeichnend für diese Bestrebung sind auch die musiktheoretischen Arbeiten des Wissenschaftlers und Autors. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts erhielt die ungarische Sprache immer mehr Raum auch im Reformierten Kollegium, jener für das ganze Land bedeutsamen Bildungseinrichtung der Stadt. Zum Ende des Jahrhunderts treten immer mehr bedeutende Anhänger der Ungarischsprachigkeit, dieser im positiven Sinne genommenen Sprachneuerung in der Stadt auf. Auf den vielseitigen János Varjas folgte beispielsweise der Hauptrichter Lajos Domokos, der Kurator des Kollegiums und Übersetzer des Télémaque von Fénelon, der 1797 auch in der Hochschule den Unterricht in der Muttersprache Ungarisch einführte, was in den unteren Jahrgängen schon in mehreren Unterrichtsfächern (Arithmetik, Gesang) praktiziert wurde. Aus diesem Kollegium ging aber auch János Földi hervor, jener Arzt aus Hadház, welcher der „Sprache seiner Heimat" neben seinen Neuerungen in der Verslehre und seiner ungarischen Grammatik auch durch die Bereicherung des muttersprachlichen Wortschatzes in der Pflanzen- und Tierlehre diente. Viel wurde in dieser Angelegenheit auch von den Debrecener Ärzten József Csapó und István Segesvári geleistet. So ist letzterer z. B. der Autor der ersten ungarischsprachigen literaturhistorischen Zusammenfassung. All diese Bestrebungen summierten sich in der sog. Debrecener Grammatik, die 1795 im Ergebnis der Arbeit von János Földi, Mihály Benedek und anderen das Licht der Welt erblickte. Der hervor­ragendste Vertreter der Debrecener Ideen um die ungarische Sprache war jedoch Mihály Csokonai Vitéz, der mit seiner Dichtkunst, aber auch mit seinen Prosaäusserungen (z. B. Die Vorrede des Frühlings) ebenfalls der weiteren Belebung und Entwicklung der eigenständigen ungarischen Sprache diente. Eine Rolle spielten hier aber auch andere Debrecener, so z. B. die Kupferstecherschüler mit ihrer Hungarisierung der geographischen Namen sowie Pál Sárvári und Pál Beregszászi mit der Benennung kunsttheoretischer Ausdrücke in ungarischer Sprache. Dies kam umso mehr zum Aus­druck, weil die ungarischsprachigen Bestrebungen der Debrecener in den letzten Jahrzehnten des 18. 343

Next

/
Oldalképek
Tartalom