A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1979 (Debrecen, 1981)

Történelem - Székely György: Die Umwandlung des europäischen Siedlungsnetzes im 16–19. Jahrhundert und Ungarn

gegen Ende des 16. Jahrhunderts wohnten hier 8 000 Leute. Auch die Bevölkerung von Jihlava (Iglau) zählte Ende des 16. Jahrhunderts 8 000 Personen, was nicht zuletzt auch seiner handwerklich-industriellen Entwicklung angerechnet werden muß, die sich auch über die Habsburg-türkischen Grenzen hinweg fortpflanzte. In den Rechnungsbüchern der Türken von Buda tauchte immer wieder in den 1570-er Jahren das sog. Igler, die Tuch­waren aus Jihlava, auf: z.B.wird hier genannt: 1571 915 Ballen, 1573 138 Ballen. Diese Ware stand unter den ausländischen Textilien an dritter Stelle. 18 Während in der Tschechei — nach der Auslegung des Begriffes Ammanns — lediglich die Hauptstadt als Großstadt galt, gab es in Ungarn, nachdem seine Hauptstadt unter die Osmanenmacht geraten war, eine derartige Siedlung nicht mehr. Auch Polen und Schlesien befanden sich aufgrund ihrer beweglichen demographischen Wendungen in einer anderen Situation. Wenn man den verschiedenen Zählungen Glauben schenken darf und die Gebiets­veränderungen in Betracht zieht, so besaß Polen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 8 000 000 Einwohner. Diese Zahl fiel dem darauffolgenden stürmischen Jahrhundert (zwi­schen 1578 und 1662) um rund eine Million ab. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts betrug sie aber schon wieder 10 Millionen und vor der ersten Teilung 11,5 Millionen. Dieser Ansteig stand aber nicht in einem geraden Verhältnis zu der nicht-bäuerlichen Bevölkerung. Bis zum Jahre 1550 kann ein langsames Anwachsen der nicht-bäuerlichen Bevölkerungszahl beobachtet werden, worauf dann aber in den Jahren zwischen 1550 und 1700 ein derartig starker Abfall folgte, daß das Verhältnis wieder auf den Stand von 1420 zurücksank. Erst um 1780 herum kann wieder von dem gleichen Niveau wie um 1550 gesprochen werden. Demnach hielt die Epoche der raschen Städteentwicklung bis zum 16. Jahrhundert an. Nur ein Teil der polnischen Städte waren größere und königliche Städte. Das Gnieznoer Erz­bistum verfügte zu Beginn des 16. Jahrhunderts über 13 Städte. In dem zu einem mächtigen Gebiet angewachsenen polnisch-litauischen Staat machte sich der Unterschied in der Ge­bietsverteilung stark bemerkbar. An der Spitze standen hier Schlesien und Klein-Polen, die von dem königlichen Preußen gefolgt wurden, wo die Städte Gdansk, Elblqg und Torun lagen. Darauf folgte Groß-Polen, während Masowien ganz am Ende stand, obwohl es dennoch die neuen östlichen Eroberungen in der Urbanisation überflügelte. In der Renais­sance hatte sich die mittelalterliche Größenordnung der polnischen Städte schon um einiges umgruppiert: Zu den Städten mit mehr als 10 000 Einwohnern zählten Krakau, Poznan, Lublin, Warschau, Gdansk, Lwów und Torun. Diese Großstädte drängten auch schon die wirtschaftlichen Funktionen der kleineren Städte in den Hintergrund. Lublin gelang es, die neuen Verhältnisse im osteuropäischen Handelsaufschwung gut auszunutzen, da es Treffpunkt der polnischen und litauischen Händler war. Um 1600 war Gdansk die blühende Endstation der Weizenhandelsstraße. Diese neuen Möglichkeiten im Weizenhandel ließen auch Jaroslaw, Kazimierz Dolny, Sandomierz, Warschau, Plock, Bydgoszcz, Torun und Gniezno aufleben. Warschau und Gniezno wurden auch zum Durchgangsort für die Waren aus Poznan, während Poznan über Lublin und Krakau zu seinen Gütern gelangte. Das an der Weichsel gelegene Chelmno erreichte zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Einwohnerzahl von rund 3 000 Menschen. Das äußere Bild der für polnische Verhältnisse gesehenen Großstädte war in der Tat städtisch: Es gab hier Gebäude aus Ziegelsteinen, vornehme Wohnhäuser, gepflasterte gassen, Feurlösch-ordnung, Rathäuserund Tuchspeicher, Läden und Bäder, Hospitäler und Obdachlosenheime, Klöster und Mühlen. Was ihren Warenverkehr anbelangte, so wichen diese Städte voneinander ab und waren an unterschied­liche Zonen gebunden : Der Handel von Gdansk und Torun war an die Schiffahrt auf der Weichsel gebunden und in Lublin, sowie Brzesc Litewski wurde mit Pelzen gehandelt. Die ersteren Städte sowie Poznan waren auf Nord- und Westeuropa ausgerichtet, während die letzteren ihren Blick auf Ost- und Südosteuropa konzentrierten. Die Waren, die aus Lublin kamen, gingen 1525 bis 1535 über Poznan nach Torun (9), nach Gdansk (8), nach Wroclaw (8), nach Krakau (6), Nürnberg (5), Leipzig (5), Magdeburg (4), Glogau (2), Stettin (2) oder 18 Jaroslav Marék: Spolecenská struktúra moravskych královskych mest v 15. a 16. století (Praha, 1965) S. 136—137.; Fekete, Lajos—Káldy-Nagy, Gyula: Budai török számadáskönyvek 1550— 1580 (Bp., 1962) S. 572, 576—577. 91

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